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Kritik

Widerstand gegen die neue Google-Suche

Während die IT-Welt nach Las Vegas auf die Hightech-Messe CES blickt, hat Google in einem Blog-Eintrag eine wesentliche Neuerung bei seinem Kernprodukt, der Suche, angekündigt - und sofort harsche Kritik dafür kassiert. Google gibt personenbezogenen Informationen in Suchergebnissen künftig mehr Gewicht - vor allem, was Inhalte seines eigenen Online-Netzwerks Google+ betrifft, etwa Fotos, Statusmeldungen, Profilen oder Firmenseiten (die futurezone

).

Zuallererst hat sich Twitter in einem offiziellen Statement dazu geäußert: "Wir haben in der Vergangenheit immer häufiger gesehen, dass Nachrichten zuerst über Twitter verbreitet wurden, und Twitter-Accounts und Tweets waren oft die relevantesten Suchergebnisse. Wir sind besorgt, dass die Änderungen bei Google zur Folge haben könnten, dass Information viel schwerer für jeden zu finden sein könnte. Wir glauben, dass das schlecht für die Leute, Verlage, Medien und Twitter-Nutzer ist.” Der implizite Vorwurf: Google bevorzugt seinen eigenen Dienst Google+ gegenüber anderen großen Webseiten wie Twitter oder Facebook.

Kartellverfahren möglich
Techcrunch-Kolumnist MG Siegler etwa hält es für möglich, dass Google deswegen ein Kartellverfahren drohen könnte. Er vergleicht den Fall auch mit dem vorinstallierten Internet Explorer in Microsofts Betriebssystem Windows (im März 2004 zahlte Microsoft 497 Mio. Euro Strafe in der EU), weil die neue personalisierte Suche "Opt-out” ist: Sie ist automatisch aufgedreht (derzeit nur unter Google.com, noch nicht für deutschsprachige Nutzer). Der Nutzer muss rechts oben mit einem Klick auf einen Weltkugel-Button zurück zu den Suchergebnissen ohne Google+-Integration wechseln. "Google könnte sich gerade mit Washington angelegt haben”, urteilt etwa GigaOm Tech.

Auch auf Techcrunch wurde Unmut in äußerst harschen Worten geäußert. Google solle den Nutzern seine eigenen Produkte nicht aufzwingen, Facebook und Twitter wären viel wichtigere Social-Media-Dienste. Google zeigte sich ob der Kritik seitens Twitter verwundert, weil der Web-Dienst seinen Vertrag mit Google verlängert hatte, seine Tweets für dessen bereits eingestellte "Social Search” durchsuchen zu lassen. Außerdem wurde in Aussicht gestellt, dass künftig auch andere Web-Dienste wie Twitter oder Facebook in die neue Suche integriert werden könnten, wie Google-Vorstandsvorsitzender Eric Schmidt im Rahmen der CES sagte. Ob vor allem Facebook seine Daten für Googles Crawler öffnet, ist aber mehr als fraglich.

Außerdem gibt es prinzipielle Bedenken bei personalisierten Web-Inhalten. In dem Buch "The Filter Bubble” (die futurezone

) kritisiert Autor Eli Pariser den Trend hin zu auf persönliche Interessen zugeschnittene Online-Dienste. Diese würden den Nutzern wichtige Informationen vorenthalten und so demokratiepolitisch äußert bedenklich sein.

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