SERIE - TEIL 5

Wie Österreich im Silicon Valley erfolgreich sein kann

Österreich braucht eine ständige Vertretung im Silicon Valley“, sagt nicht nur Mario Herger Gamification-Experte, ehemaliger SAP-Manager und Initiator des „Austrian Innovation Center“, sondern auch Professor Fritz Prinz, der in Stanford das Robert Bosch-Institut leitet und einer der österreichischen Experten im Silicon Valley ist. Dass die Wirtschaftskammer Österreich (WKÖ) das Silicon Valley wie ein „Beiwagerl“ behandelt, begeistert die Österreicher, die seit Jahren im Silicon Valley tätig sind, wenig. Österreich habe zwei Möglichkeiten, heißt es:

Variante 1

Die Wirtschaftskammer eröffnet eine eigene Niederlassung im Valley bzw. in San Francisco – was sie ob Kostengründen wohl nicht tun wird. Die WKÖ hat 113 Stützpunkte im Ausland (davon 76 AussenwirtschaftsCenter unter der Leitung eines österreichischen Wirtschaftsdelegierten und 37 „Kleinbüros“ geleitet von einem lokalen Mitarbeiter. In den USA ist man in Washington, Los Angeles, New York und Chicago vertreten.

Variante 2

Es gibt ein eigenes Austrian Innovation-Center, das von Kooperationspartnern getragen und finanziert wird.

„Das Argument, Österreich könne sich eine zweite Niederlassung nahe Los Angeles nicht leisten, auch, weil es zu klein ist, kann man so nicht gelten lassen", sagt Herger, "auch andere kleine europäische Länder sind mit Innovationszentren vertreten.“ Norwegen, Dänemark, Schweiz oder seit kurzem auch die Slowakei. Freilich haben die Norweger ob ihres Öls mehr Geld und auch die Schweiz ist finanziell besser gestellt (die Schweiz ist mit Swisscom und Swissnex sogar doppelt vertreten), allerdings haben auch die Dänen und die Slowaken erkannt, wie wichtig es ist, hier im Valley vertreten zu sein. Ansprechpartner für heimische Firmen zu sein, Beratungsaufträge zu erfüllen und sich als Trendscout umzusehen, welche technologischen Entwicklungen hier im Entstehen sind und wie wir in Österreich davon profitieren können, seien Gründe, warum Österreich eine ständige Vertretung im Valley haben müsse.

Die IT-Touristen

Kritisiert wird von den Österreichern im Valley, dass die österreichische Außenhandelsstelle in Los Angeles vor allem dazu genutzt wird, mehrmals im Jahr Reisen für österreichische Delegationen, Politiker, Interessensgemeinschaften oder auch Zweigstellen der Wirtschaftskammern zu organisieren. "Die IT-Touristen kommen", heißt es bereits schmunzelnd, wenn sich wieder eine Delegation einstellt, denn es wird ein immer wieder kehrendes Programm herunter gespult – Accelerator Plug & Play-Center, Accelerator nestGSV, Konzern A, Konzern B, Besuch von Stanford, Besuch eines österreichischen Start-ups, das (zufällig) hier geblieben ist – und man hat Silicon Valley-Luft geschnuppert und darf sich Insider nennen. „IT-Tourismus wäre ja gut, wenn was herausschaut und die Leute Eindrücke erhalten, aus denen sie dann zu Hause etwas machen“, sagt Herger. „Aber derzeit verpufft alles, es ändert sich in Österreich nichts zum Besseren, es bleibt bei leeren Versprechen und Absichtserklärungen.“

Nur 120.000 pro Jahr

Österreich kostet die Go Silicon Valley Initiative etwa 120.000 Euro pro Jahr . Sehr günstig, allerdings auch wenig ergiebig, kritisiert Herger. Einem Land müsste es einiges Mehr wert sein, Trends zu erkennen, die eigenen Stärken ins Spiel zu bringen und damit die Zukunft des Landes wirtschaftlich erfolgreich zu gestalten.

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