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Wikihouse: Open-Source-Häuser für alle

Wikihouse: Open-Source-Häuser für alle

Es startete 2011 als Experiment einer Gruppe Londoner Architekten rund um Alastair Parvin bei einer Designausstellung Südkorea. Mittlerweile stehen Wikihäuser in mehr als 30 Ländern der Welt, auch in Österreich. Das Prinzip ist einfach: Die Baupläne stehen unter einer freien Lizenz zur Verfügung. Sie können heruntergeladen und mit Modellierungsprogrammen wie Sketchup lokalen Gegebenheiten angepasst werden. Die digitalen Files werden an eine CNC-Maschine geschickt, die die Bauteile aus Sperrholz- oder Schichtholzplatten ausschneidet. Auch Laien sollten die Häuser dann innerhalb weniger Tage zusammenbauen können.

"Wir wollen es Leuten ermöglichen, ihren Bedürfnissen angepasste, nachhaltige Häuser zu entwerfen und zu bauen", sagen Harry Knight und Stefania Woznarowycz Maluf von der Wikihouse Foundation, die die Open-Source-Initiative am Wochenende bei der Maker Faire Vienna vorstellen. Mittlerweile gebe es wohl mehr als 300 Wikihäuser weltweit. Von vielen wisse man vermutlich gar nicht Bescheid.

Wikihouse im Resselpark

Auch im Wiener Resselpark stand im vergangenen Jahr ein Wikihouse. Gebaut wurde es im Rahmen des Festivals Vienna Open. Beim Aufbau waren vier Leute fünf Tage lang beschäftigt, erzählt Veranstalter Gerin Trautenberger. Die Materialkosten inklusive der Maschinenstunden beliefen sich auf etwas mehr als 7000 Euro. Mittlerweile wurde das Wiener Wikihouse auf den steirischen Bärenkogel übersiedelt, wo es winterfest gemacht wurde und in 1200 Meter Seehöhe auch für Übernachtungen genutzt werden kann.

Das Grundgerüst des Wikihouse kann um Wärmedämmung, Verkabelung und Rohre ergänzt werden. Mittlerweile sei ein regelrechtes Ökosystem um das Open-Source-Projekt entstanden, erzählt Woznarowycz Maluf. Die Bau-Pläne werden von der Community laufend weiterentwickelt. So wurde etwa die Klemmkeil-Verbindung, mit der die Bauteile zusammengehalten werden von neuseeländischen Wikihouse-Enthusiasten verbessert.

Offenes Smart Home

Vor rund eineinhalb Jahren wurde gemeinsam mit Partnern in London ein Smart Home auf Basis der offenen Baupläne umgesetzt. Über eine App lassen sich die grundlegenden Funktionalitäten des Hauses kontrollieren und etwa Daten zum Energieverbrauch abrufen. Das System befinde sich noch einer frühen Phase, erzählt Woznarowycz Maluf. "Wichtig ist, dass die Nutzer die Kontrolle über die Daten behalten und selbst entscheiden können, mit wem sie sie teilen."

Zusammenarbeit mit lokalen Firmen

Die Wikihouse Foundation, die Community-Aktivitäten koordiniert, versucht lokale Firmen für den Bau von Wikihäusern zu gewinnen. Die rechtlichen Rahmenbedingungen seien von Land zu Land verschieden, sagt Woznarowycz Maluf, auch klimatische und wirtschaftliche Voraussetzungen müssten berücksichtigt werden. Geplant ist auch eine offen Plattform für Baumaterialien ."Es soll eine Art gemeinsamer Marktplatz werden", erzählt Knight.

Im Gefolge von Wikihouse sind mittlerweile auch andere Open-Source-Bauprojekte entstanden. So bietet etwa Paperhouses Baupläne von namhaften Architekten unter freien Lizenzen zum Download an. "Es passieren gerade viele aufregende Sachen", sagt Knight. "Je mehr Projekte es gibt, umso besser ist es."

Beim Bau einzelner Häuser will Wikihouse aber nicht stehen bleiben. Die Open-Source-Idee habe auch das Potenzial den Städtebau zu verändern, sagt Woznarowycz Maluf. "Wenn Nachbarschaften aus kleinen und leistbaren Open-Source-Häusern entstehen, trägt das dazu bei, das Leben in den Städten zu verbessern."

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Patrick Dax

pdax

Kommt aus dem Team der “alten” ORF-Futurezone. Beschäftigt sich schwerpunktmäßig mit Innovationen, Start-ups, Urheberrecht, Netzpolitik und Medien. Kinder und Tiere behandelt er gut.

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