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Wikileaks-Klon in China geplant

Chinesische Menschenrechtsaktivisten planen laut einem Zeitungsbericht eine Enthüllungswebsite nach dem Vorbild von Wikileaks, um demokratische Reformen in der Volksrepublik zu erzwingen. Die Aktivisten riefen derzeit über soziale Netzwerke im Internet wie der Kurznachrichtenplattform Twitter dazu auf, geheime Informationen der chinesischen Behörden auf ihrer Website zu veröffentlichen, berichtete die englischsprachige Zeitung "South China Morning Post" am Freitag. Die Seite mit dem Namen Government Leaks soll demnach im Juni 2011 wenige Tage vor dem Jahrestag der Niederschlagung der regierungskritischen Proteste auf dem Pekinger Tiananmen-Platz am 4. Juni 1989 starten.

Ein Kampf gegen die Diktatur
Die Zeitung sprach nach eigenen Angaben mit dem Gründer der Enthüllungswebsite, den sie in Anspielung auf die Quelle bei der Watergate-Affäre um den früheren republikanischen US-Präsidenten Richard Nixon in den 70er Jahren nur "Deep Throat" nannte. "Das ist ein Kampf gegen die Diktatur und für die Rückkehr zum Recht auf die Information des Volkes", zitierte das Blatt den Website-Gründer. Er sei der Überzeugung, dass die Enthüllungsseite "Chinas politische Reform voranbringen" werde. An der Website werden demnach Experten, darunter Journalisten, Anwälte und Computer-Hacker, mitarbeiten.

"Deep Throat" hatte nach eigenen Angaben eigentlich mit Wikileaks zusammenarbeiten wollen, seine entsprechenden E-Mails seien aber nicht zugestellt worden. Wikileaks und Government Leaks hingen nicht zusammen, aber Government Leaks könne als "Wikileaks-Nachahmerversion in China" bezeichnet werden. Der Website-Gründer kündigte an, sich weiter um eine Zusammenarbeit mit dem bekannten Vorbild zu bemühen.

Schwierige Bedingungen
Die chinesische Regierung kontrolliert das Internet sehr stark. Der Zugang zu allen missliebigen Seiten wird blockiert. Mehrere chinesische Blogger äußerten in Medien der Volksrepublik die Befürchtung, dass die Informanten von Government Leaks im Fall ihrer Enttarnung schwer bestraft würden. Außerdem meldeten die Blogger angesichts der massiven staatlichen Zensur Zweifel am Funktionieren der Enthüllungsseite an.

Wikileaks hatte im Juli 77.000 geheime US-Dokumente zur Lage in Afghanistan veröffentlicht und damit eine kontroverse Debatte über das Vorgehen der internationalen Truppen am Hindukusch ausgelöst. Anfang dieser Woche kündigte Wikileaks die baldige Veröffentlichung von hunderttausenden geheimen US-Dokumenten zum Irak-Krieg an.

(apa / afp)

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