© Stephan Boroviczeny

Interview

"Wir wollen eine zusätzliche Zielgruppe"

futurezone: Loewe hatte zwei Jahre lang mit leichten Umsatzrückgängen zu kämpfen, was waren die Gründe für die Probleme?
Hannes Lechner: Das hat mit dem Markt an sich zu tun. Bis Juni 2010 hat der Flat-TV-Markt geboomt, weil sich viele vor der Fußball-WM ein neues Gerät zugelegt haben. Danach ist eine Stagnation eingetreten. Weil wir nur TV-Produkte erzeugen und Markteinbrüche in einem Bereich nicht mit Zuwächsen in anderen Bereichen, wie etwa Smartphones, auffangen können, haben wir das zu spüren bekommen. Aber wir erholen uns wieder, seit der zweiten Jahreshälfte geht es wieder bergauf.

Ist das ein Grund, warum Sie seit kurzem auch auf Sound-Produkte setzen?
Wir sind gerade dabei, unsere Zielgruppe zu erweitern. Sound wird eine zweite Schiene, auf die wir immer stärker setzen, wir haben jetzt wirklich gute Produkte im Portfolio. Auch für unsere Händler ist es natürlich besser, nicht nur Flat-TVs, sondern auch Sound-Produkte anzubieten.

Sie steigen aber relativ spät in den Sound-Markt ein?
Stimmt nicht ganz, denn unsere Heimkino-Anlagen, also Individual Sound Systeme haben wir schon einige Jahre im Programm, auch den Soundprojector, das Loewe Multiroom-System und das Media-Center. Und nicht zu vergessen: Bei uns gibt es auch Racks (Phonomöbel).

Aber gerade beim Media-Center gab es doch einige technische Probleme?
Wir hatten da ein Software-Problem, die von einer Dritt-Firma stammte. Das wurde mittlerweile gelöst.

Wollen Sie mit den Sound-Produkten ein wenig raus aus der Nische des Premium-Herstellers?
Für uns sind unsere Sound-Produkte deshalb wichtig, weil wir mit diesen Geräten auch Leute ansprechen wollen, die früher nie zu einem Loewe-Produkt gegriffen hätten, weil ihnen unsere Flat-TVs einfach zu teuer waren. Besonders stolz bin ich ja auf den AirSpeaker – der überträgt mittels AirPlay-Standard (von Apple, Anm.) die Musik drahtlos vom iPhone, iPod, iPad oder auch von iTunes. Das ist schon ein cooles Teil. Auch die Soundvision. Aber ich gebe zu, AirSpeaker etc. sind Geräte für den Einstieg in die Loewe-Welt.

Sie gehen den umgekehrten Weg von Bose, die ja mit dem Video-Wave ins TV-Geschäft eingestiegen sind.
Das kann man nicht wirklich vergleichen, denn bislang hat Bose nur ein TV-Gerät, und das soll sich nicht wirklich gut verkaufen.

Sie bezeichnen sich selber als Premium-Hersteller und wollen nicht mit dem Luxus-Hersteller B&O verglichen werden. Ist es für Luxus- und Premium-Hersteller in Zeiten schwacher Konjunktur nicht etwas schwieriger?
Natürlich, allerdings ist unsere Zielgruppe eher eine, die finanziell stabiler ist, aber die Konjunktur bekommt jeder zu spüren.

Fast alle Ihrer Geräte haben ja 3-D an Bord – braucht man das?
90 Prozent unserer Flat-TVs haben diese Funktion integriert. Ob mans braucht? Es ist ein Standard, der so automatisch in einem Flat-TV integriert sein wird, wie Bluetooth in einem Handy. Der Kunde entscheidet, ob er es braucht. 3-D hat seine Berechtigung, zwar nicht fürs tägliche Fernsehen, aber für 3-D-Filme und für Games.

Was halten Sie von den Gerüchten rund um den Apple-Flat?
Es gibt die Gerüchte, aber ich bin nach wie vor skeptisch, da Apple das gesamte Shop-System umplanen müsste. Denn für die Präsentation von TV-Geräten braucht man viel Platz, und das wissen wir, schauen Sie sich unsere Loewe-Stores an. Tatsache ist aber, dass der ganze TV-Markt angekurbelt würde und die Konkurrenz noch mehr inspiriert wird.

Was könnten die Innovationen der Zukunft sein?
Wir haben auf der IFA in Berlin einige unserer Ideen gezeigt, wo wir glauben, dass der Weg hingeht. Etwa unser „Pivot“ – ein Flat-TV, den man sowohl im Quer- wie auch im Hochformat nutzen kann. Oder der „Mirror“, ein Spiegel, in dessen Spiegelbild sich auch ein Flat-TV verbirgt. Und der „Module“ mit dem Doppeldisplay für Gamer oder Social Media-Fans – den halte ich auch für durchaus realistisch.

Aber schauen wir nicht so weit in die Zukunft.
Wir reden zwar schon seit einigen Jahren vom Connected TV, aber ich denke, dass wir da erst am Anfang stehen. Internet am TV wird Standard; aber nicht der Flat als Surf-Terminal, sondern der Kunde wird bestimmte Web-Services nutzen und sich Apps auf den Flat laden, wie er es von den Smartphones her gewohnt ist.

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