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START-UP-GESCHICHTEN

YouHelp: "Gutes Tun soll Spaß machen"

"Die Idee ist, dass durch Eigeninitiave auch andere motiviert werden zu spenden und eine Welle der Beteiligung ausgelöst wird", sagt Thomas Willomitzer. Gemeinsam mit Unternehmensberater Andreas Fritsch und dem Journalisten Fred Lindner hat der Wiener Software-Entwickler das Start-up YouHelp gegründet. Seit vergangenen Dezember ist die Spendenplattform online. Ein paar Tausend Euro wurden bereits eingenommen. Einige hundert Leute und rund 20 Hilfsorganisationen, die für ihre Projekte Spenden sammeln, haben sich bereits auf YouHelp registriert.

"Challenge"

"Wir wollen Spendensichtbar machen und die virale Effekte des Netzes zum Erreichen von Spendenzielen nutzen", erläutert Willomitzer. Dazu soll vor allem das Prinzip der "Challenge" ("Herausforderung") beitragen. Auf YouHelp können Nutzer Spendenziele formulieren und einen persönlichen Einsatz festlegen, der bei Erreichen der Summe eingelöst wird. So kann etwa angeboten werden, den Betrag bei Erreichen des Spendenzieles zu verdoppeln.

"Gutes tun kann auch Spaß machen. Man soll sich von der Initiative seiner Freunde anstecken lassen", sagt Willomitzer, der vor seiner Mitarbeit bei YouHelp Anfang des Jahrtausends in London an der Gründung des Online-Musikdienstes last.fm beteiligt war und später als Software-Entwickler für Banken und Start-ups in Großbritannien und den USA tätig war.

"Sichtbarkeit verstärkt"

Die Plattform will aber auch Unternehmen dazu bringen, für ihre Spendenaktionen und sozialen Aktivitäten das Internet verstärkt zu nutzen. "Es gibt mittlerweile auch in Österreich viele Aktivitäten auf dem Gebiet der Corporate Social Responsibility (CSR)", meint Willomitzer: "Wir wollen auf unserer Plattform die Möglichkeit schaffen, solche Aktionen abzuwickeln". Dadurch werde die Sichtbarkeit sozialer Aktivitäten verstärkt, so der Gründer: "Solche Aktivitäten sind sicherlich besser als Fotos, auf denen die Übergabe überdimensionierter Schecks zu sehen ist."

Erste Kooperationen sind bereits in Vorbereitung. Gespräche gibt es unter anderem mit einem Reiseveranstalter. So wurde etwa ein Widget entwickelt, das auf Unternehmenswebsites eingebunden werden kann und über das auch Kunden an Spendensammlungen teilnehmen können.

Wirtschaftsprüfer überwachen Spendeabwicklung

Die Spendenabwicklung von YouHelp wird von einer Wirtschaftsprüfungskanzlei überwacht und geleitet. "Wir haben keinen direkten Zugriff auf die Gelder", so Willomitzer: "Das war uns als vertrauensbildende Maßnahme wichtig.

Die Plattform wurde neben den drei Gründern von dem Graphiker Matthias Grieder und dem Programmierer Klaus Astner aufgebaut, die Zeit und Knowhow in die Entwicklung investierten. Auch zwei privaten Investoren sind an Bord. Daneben gibt es eine Förderung vom Impulse-Programm des austria wirtschaftsservice (aws). "Ohne die Förderung wäre es nicht gegangen", sagt Willomitzer. Für den Ausbau des Dienstes werden noch Investoren gesucht.

Werbung und Beratung

Langfristig soll die Plattform mit Werbung und Beratungsleistungen im Bereich der Corporate Social Responsibility finanziert werden. Bis es soweit ist, tragen Hilfsorganisationen mit einem Beitrag aus ihrem Marketingbudget zum Betrieb der Plattform bei.

Als nächste Schritte will sich das YouHelp-Team verstärkt um Kooperationen und Medienpartnerschaften bemühen und auch die Integration in Soziale Netzwerke verbessern. Auch die Zahlungsmöglichkeiten werden erweitert. Neben Bankeinzug, Kreditkarten und SMS-Zahlungen sollen YouHelp-Nutzer bald auch über PayPal spenden können. Über die Einbindung von Facebook-Credits wird nachgedacht.

Geplant ist auch die internationale Expansion. "Zum Auftakt bietet sich der deutsche Markt sehr an", meint Willomitzer: "Ich hoffe, dass wir in ein, zwei Jahren in einigen europäischen Ländern als funktionierende und akzeptierte Spendenplattform bekannt sind."

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(Patrick Dax)

Im Rahmen der Serie "Start-up-Geschichten" berichtet die Futurezone über aktuelle Entwicklungen bei heimischen Start-ups und portraitiert junge Unternehmen und frische Internet-Ideen.

[[1128:side/YouHelp-Mitgründer Thomas Willomitzer.]]

Link:

YouHelp

Spendensammeln im Netz

Im Netz haben sich in den verganenen Jahren eine Reihe von Spendenplattformen etabliert. Etwa das britische Angebot JustGiving, das mit FirstGiving auch eine US-Niederlassung unterhält. Eng mit dem Sozialen Netzwerk Facebook verknüpft ist die US-Plattform causes. Das von Facebook-Mitgründer Chris Hughes im Februar 2010 gestartete Soziale Netzwerk Jumo vernetzt Hilfsorganisationen und Unterstützer weltweit.

In Österreich nahm im September die Online-Projektbörse Respekt.net, die Menschen mit guten Ideen zusammenbringt, den Betrieb auf. Gespendet werden kann natürlich auch auf den Seiten der Hilfsorganisationen selbst. So wenden etwa die Roten Nasen ein ähnliches Prinzip wie YouHelp an. Unter act4smile.at können mit Aktionen und Wetteinsätzen Spenden für die Clowndoctors gesammelt werden.

Links:

Rote Nasen: Act4smile.at
Respekt.net
Jumo
Causes
FirstGiving
JustGiving

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Patrick Dax

pdax

Kommt aus dem Team der “alten” ORF-Futurezone. Beschäftigt sich schwerpunktmäßig mit Innovationen, Start-ups, Urheberrecht, Netzpolitik und Medien. Kinder und Tiere behandelt er gut.

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