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Schottland

Zensur: Schulbehörde hebt Fotoverbot auf

Das ging schnell: nur einen Tag nachdem die schottische Schulbehörde der neunjährigen Martha Payne ein Foto-Verbot auferlegt hatte, hob die Gemeinde Argyll es wieder auf. Das enorme öffentliche Interesse zwang Roddy McCuish, Vorsitzender des Gemeinderates, zum Handeln. Die Verantwortlichen versuchten allerdings auch ihr Handeln zu erklären: ihnen zufolge habe das Kantinenpersonal zunehmend Angst um ihre Stellen gehabt und sich dementsprechend beschwert. Man habe nicht die Kritik einschränken wollen, aber die fotografierten Mahlzeiten hätten nur einen kleinen Teil der verfügbaren Speisen repräsentiert und die folgende Berichterstattung der Medien habe die Kantinenmitarbeiter "in Tränen ausbrechen lassen".

Nun richtet man das Augenmerk auf die, aus Sicht der Schulbehörden, unfaire Berichterstattung der Medien. Martha konnte von der zusätzlichen Aufmerksamkeit deutlich profitieren und übertraf ihr Ziel von 7.000 Pfund, die sie für das "Mary`s Meals charity" sammeln wollte bei weitem und konnte bis heute mehr als 20.000 Pfund einnehmen. Das Geld werde nun unter anderem für den Bau einer Küche in Malawi eingesetzt.

Umstrittener Fal
Der Fall der neunjährigen Bloggerin aus Schottland sorgte seit seinem Bekanntwerden am Donnerstag für Aufsehen. Martha Payne wurde von den schottischen Schulbehörden ein Maulkorb auferlegt, nachdem ihr Blog, in dem sie regelmäßig zum Kantinenessen ihrer Schule bloggte, zu bekannt wurde. Ihr mißfiel das Essen und so begann sie Anfang Mai damit, das Essen regelmäßig zu fotografieren und bewertete es nach eigenen Kriterien. Das sorgte recht rasch für großes Aufsehen, binnen kürzester Zeit hatte sie mehr als zwei Millionen Zugriffe und weckte dadurch auch das Interesse der Medien.

Unterstützung der Schule war zu wenig
Die durchgehend negative Berichterstattung über das derzeitige Kantinenessen sorgte offenbar auch dafür, dass die britischen Schulbehörden die Notbremse zogen. Sie verboten ihr weiterhin Fotos vom Essen zu machen und entzogen ihr so die Grundlage für ihren Blog. In ihrem Abschiedsbeitrag zeigte sie sich enttäuscht: "Ich schreibe nur meinen Blog, nicht die Zeitungen. Es stimmt mich traurig, dass ich deswegen jetzt keine Bilder mehr machen darf." Das Verfassen von Texten wurde ihr nicht verboten, die Bilder dienen ihr allerdings als Beweis und bilden eine wichtige Grundlage ihres Konzepts. Auch ihr Vater meldete sich im Abschiedspost zu Wort und kritisierte das Vorgehen: "Es ist eine Schande, dass ein Blog, der dermaßen viele Zugriffe hat, Diskussionen weltweit angeregt hat und mehr als 2.000 britische Pfund für wohltätige Zwecke sammeln konnte, nun so endet."

Unzählige Beschwerden bei Behörde
Die Initiative von Martha sorgte bereits im Vorfeld für großes Aufsehen, das die junge Bloggerin geschickt nutzte. So organisierte sie in Zusammenarbeit mit der Schule eine Spendenaktion, bei der mehr als 2.000 Pfund für wohltätige Zwecke gesammelt werden konnten. Auch Starkoch Jamie Oliver, der in Großbritannien Aktionen zur Verbesserung des Kantinenessens für Schüler betreibt, drückte öffentlich seine Unterstützung für Martha aus. Auch die Schule begann bereits einzulenken und bietet seit kurzem unbegrenzt Salat, Obst und Brot zu ihren Mahlzeiten an. Auch nach dem Ende des Blogs ist die Unterstützung für Martha groß. Auf Twitter beschweren sich viele Nutzer direkt bei der schottischen Schulbehörde und auch die BBC berichtet bereits über das Foto-Verbot.

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