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App-Test

“Begrabe mich, mein Schatz”: Auf der Flucht mit Nour

Mit „A Normal Phone“ und „Another Lost Phone“ haben sich die Publisher aus dem Hause „Plug in Digital“ bereits erfolgreich am Genre der Chat-Fiction versucht. In den recht einfach aufgebauten Spielen geht es vor allem um die Geschichte, die mittels fiktivem Smartphone und dem Austausch von Nachrichten erzählt wird.

Bei “Begrabe mich, mein Schatz” handelt es sich um einen neuen Vertreter dieses ungewöhnlichen Genres. Das im Zusammenarbeit mit ARTE entwickelte Spiel erzählt die Geschichte der flüchtenden Syrerin Nour, die den gefährlichen Weg nach Europa antritt. Durch den permanenten Nachrichten-Austausch erfährt man dabei von ihren Erlebnissen, die auch auf wahren Begebenheiten basieren. Ein anderes Spiel, das sich mit dem Schicksal von Flüchtlingen auseinandersetzt, ist Path Out, das kürzlich mit dem futurezone Award ausgezeichnet wurde.

Im ständigen Austausch

Nachdem das rund 250 Megabyte große “Begrabe mich, mein Schatz” heruntergeladen wurde, kann man ohne Umschweife loslegen. Zu Beginn warnen die Entwickler erstmal eindringlich vor der Story. Die aus den Erlebnissen von Flüchtlingen stammende Stories könnten für manche Spieler schwer zu verdauen sein. Darüber hinaus gibt es bei “Begrabe mich, mein Schatz” aber nicht viel zu beachten. Nach dem Warnhinweis geht es sofort ins Spiel.

Eine umfangreiche Spielewelt oder aufwendige 3D-Animationen darf man sich hier nicht erwarten. Das gesamte Spiel findet in der Messaging-App unseres fiktiven Smartphones statt. Der Spieler übernimmt in diesem Szenario die Rolle von Majd, dem Ehemann von Nour, der seine Frau durch Nachrichten auf der Reise begleitet.

Die Unterhaltung ist dabei ein ständiges Hin und Her, in der die beiden über Dinge wie Grenzkontrollen und Probleme genauso plaudern, wie über den Geschmack von Kaffee bei Starbucks. Einen Großteil der Zeit verbringt man hier tatsächlich mit dem Lesen der Nachrichten, die mal in schnellerer, mal in langsamerer Abfolge erscheinen und keiner wirklichen Interaktion des Spieler bedürfen.

Knifflige Entscheidungen

Aufmerksam mitlesen sollte man aber trotzdem. Auf ihrer anstrengenden Reise wird Nour immer wieder Nachrichten schicken, die für den Verlauf der Geschichte von entscheidender Bedeutung sind. Fragt sie beispielsweise, ob sie ihr weniges Geld für Medikamente oder eine Taschenlampe ausgeben soll, wird sie meistens den Rat von Majd befolgen. Was ihr Mann empfiehlt entscheidet dabei der Spieler selbst. In vielen Situationen wird die Entscheidung aber durch einen Mangel an Informationen deutlich erschwert. Das Überqueren eines Flusses kann beispielsweise durch das Wetter ein Problem werden, welches Nour in Gefahr bringen kann.

Je nach Entscheidung verläuft die Geschichte dann in eine ihrer insgesamt 19 möglichen, teils unschönen Story-Richtungen. Manchmal wendet sich Nour aber auch mit der Bitte um seelischen Beistand an ihren Mann. Je nach gewählter Rolle sind die Nachrichten an sie entweder aufmunternd oder eine Aufforderung härter zu werden. In einem Stück wird man “Begrabe mich, mein Schatz” aber nicht durchspielen (wollen).

Während Nachrichten oft schnell hintereinander eintreffen, kommt es öfter vor, dass lange Zeit einfach keine Antwort kommt. Dies mag an einer fehlenden SIM-Karte oder an einem leeren Akku liegen. Die Nachrichten langen teilweise erst Stunden später via Push-Benachrichtigung ein. Erst dann lässt sich die Unterhaltung fortsetzen. Hält man die Spannung nicht aus, lässt sich aber auf Wunsch der „Fast-Mode“ aktivieren, der Nachrichten sofort eintreffen lässt.

Fazit

“Begrabe mich, mein Schatz” liefert tiefe Einblicke in das Leben auf der Flucht. Durch den persönlichen Austausch von Nour und Majd entwickelt sich recht schnell ein Gefühl für die teils hochdramatischen Erlebnisse. Die vielen zu treffenden Entscheidungen zeigen dem Spieler dabei oft auf, wie schmal der Grat zwischen Leben und Tod ist.

“Begrabe mich, mein Schatz” ist um 3,49€ für iOS und Android verfügbar.

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Amir Farouk

Early-Adopter. Liebt Apps und das Internet of Things. Schreibt aber auch gerne über andere Themen.

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