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Apple: Schwulenfeindlich oder doch nur prüde?

Stein des Anstoßes ist die gleichnamige App der amerikanischen Organisation „International Exodus“. Eigenen Angaben zufolge ist die Organisation weltweit mit dem Ziel tätig, homosexuelle Männer, lesbische Frauen und Transgender-Personen zu einem bigotten, heterosexuellen Leben zu transformieren.

Die Opfer der Organisation stammen meist aus einem religiösen Umfeld und sind durch die fehlende Akzeptanz der eigenen Sexualität sehr empfänglich für die angebotenen „reparativen Therapien“. Die Folgeschäden sind neben den hohen Kosten für die oftmals jahrelange unqualifizierte Betreuung auch eine Verschlimmerung psychischer Probleme durch Selbstverleugnung und Teufelsaustreibungsrituale. Patricia Lawrence, eine Fürsprecherin von Exodus Global Alliance etwa teilt die Welt in die Kinder Gottes und die Kinder des Satans ein, wie auch die LGBT-Bewegung „Truth Wins Out“ anmerkt, die sich für die Rechte gleichgeschlechtlicher und Transgender-Personen einsetzt.

Apple-Warnung vor "Gay"-Inhalten
Eine Petition für die Entfernung der Exodus-App auf der Website change.org konnte allein von Freitag auf Montag eine Zuwachs von 30.000 auf über 80.000 User verzeichnen. Die LGBT-Community fühlt sich hier richtigerweise auf den Schlips getreten. Was auffällt: Immer wieder werden Applikationen aus dem LGBT-Bereich zensiert, ungeachtet dessen, dass die Marke Apple in der Schwulen-Community eigentlich hohes Ansehen genießt.

Zuletzt wurde ein schwuler New Yorker Touristen-Guide abgelehnt wegen einer Karikatur von Sarah Palin und einem Gemälde mit nacktem Torso aus der Renaissance. Noch seltsamer erscheint die Apple-Vorgangsweise, beim Einreichen von Applikationen eine Warnung auszugeben, wenn das Wort „Gay“ im App-Namen bzw. der Beschreibung aufscheint. Diese Erfahrung mussten die App-Entwickler von „jack’d“ machen, einem sozialen Netzwerk für schwule Männer.

Zweierlei Maß
Es entsteht hier eine fragwürdige Optik für Apple-Restriktionen. Warum sollten Applikationen für gleichgeschlechtlich liebende Menschen strenger zensiert werden? Und warum wird hier Scharlatanen und religiösen Fanatikern eine Plattform geboten, unter dem Deckmantel moderner Technologie althergebrachte Irrlehren zu verbreiten? Was auffällt ist, dass „Exodus“ bereits ab vier Jahren, also ohne Altersrestriktion freigegeben ist. Zum Vergleich: Bei der App des Vangardist Magazins hatten wir bisher zwar keine gröberen Probleme, eine Freigabe zu bekommen. Die Altersfreigabe wurde allerdings von zwölf auf 17 Jahre angehoben. Der Hautanteil auf den Modefotografie-Strecken war Apple wohl zu hoch.

Nun gilt Apple zwar als besonders heikel, wenn es um Bilder-Inhalte in angebotenen Apps geht. Ein Blick auf die deutsche App des Lifestyle-Magazins GQ wirft aber die Frage auf, ob nicht auch hier mit zweierlei Maß gemessen wird. Denn die räkelnden Mädchen mit tiefen Ausschnitten bekommen von Apple immerhin eine Freigabe ab zwölf Jahren, während die vergleichbaren Bilderstrecken mit Männerkörpern in Vangardist offenbar erst über 17-Jährigen zumutbar sind. Falls dies kein Zufall ist, sollte Apple schleunigst sein puritanisches amerikanisches Familienbild revidieren.

"Gay" nicht gleichzusetzen mit Pornografie
Es bleibt zu hoffen, dass nicht zuletzt durch seriöse Medienangebote am Markt das Schlagwort „Gay“ in Zukunft nicht mehr automatisch mit Erotik und Pornografie in Verbindung gebracht wird, vor dem junge Menschen geschützt werden müssen. Was die Freigabe der Exodus App betrifft, mag es zwar zutreffen, dass das Erkennen inhaltlich bedenklicher Aussagen schwieriger fällt als ein Urteil aufgrund von Bildmaterial. In diesem Fall aber kann man nur hoffen, das Apple auf die Bedenken der Menschen reagiert und die Exodus App so rasch wie möglich aus dem Verkehr zieht.

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