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Mobile World Congress 2013

Das 15-Euro-Handy als Messe-Highlight

Wenn man mich fragt, was das Produkt des Mobile-World-Congress in Barcelona war, muss ich – freilich etwas zynisch – das Nokia 105 erwähnen. Das

mit einer Standby-Zeit von 35 Tagen hebt sich von den Produkten in den sechs riesigen Messehallen ab. Warum? Weil die anderen Geräte – ob Smartphone oder Tablet – einfach nur ein Mehr von dem sind, was wir ohnehin schon kennen. Ob es ein Tablet in 10 Zoll oder ein Phablet in 7 Zoll gibt, hat nicht wirklich etwas mit Innovation zu tun. Rein äußerlich unterscheiden sich die Geräte kaum voneinander und gleichen einander wie ein Ei dem anderen. Wenn man einen raschen Blick drauf wirft, weiß man mitunter wirklich nicht, ob es sich um ein Alcatel, ZTE oder Huawei-Smartphone handelt.

Asien dominiert
Was in Barcelona optisch auffällt, ist die Dominanz asiatischer Hersteller. Die Stände der chinesischen und auch koreanischen bzw. taiwanesischen Aussteller sind so groß, wie wir sie vor Jahren von Nokia, Siemens und Motorola gewohnt waren. Asien dominiert den Mobilfunkmarkt.

1,6 Milliarden mobile Breitband-Verbindungen gab es weltweit im Jänner 2013, der mobilste Kontinent war Asien mit 773 Millionen Verbindungen. Und hier gibt es noch gewaltigen Spielraum nach oben, denn erst jeder sechste Mensch in Asien hat ein mobiles Endgerät, die jährliche Wachstumsrate beträgt 50 Prozent.

Revolutionen auf dem Gerätesektor werden auf dem Mobile World Congress schon lange nicht mehr gezeigt. Um nicht in der Menge der diversen Ankündigungen unterzugehen, heben sich Konzerne ihre Top-Produkte für eigene Spezial-Events auf – wie das Beispiel der

zeigt, die am 14. März in New York über die Bühne gehen wird.

Von NFC bis M2M
Trotz fehlender Produkte-Highlights zeigt die Show dennoch, wohin die mobile Reise geht und das sollte uns mehr interessieren als Bildschirmauflösungen, Displaygrößen, Prozessorleistungen und Formfaktoren. Die Themen der Zukunft sind die Machine2Machine-Kommunikation (M2M) -  2020 wird es 50 Milliarden Geräte geben, die miteinander kommunizieren – und die Near Field Communication (NFC).

Von NFC reden wir ja schon lange, genau genommen fast neun Jahre: Am 18. März 2004 stellten die drei Konzerne Philips, Nokia und Sony auf der CeBIT die neue Technologie "Near Field Communication" (NFC ) vor, mit der kleine Datenmengen wie Buchungscodes, digitale Visitenkarten oder auch Geldbeträge über ganze kurze Distanzen von wenigen Zentimetern übertragen werden. NFC wird das Bezahlen revolutionieren. In Kreditkarten ist der Funkstandard schon integriert, in den

demnächst und Hersteller wie Samsung haben bekannt gegeben, bei NFC gemeinsame Sache mit Visa zu machen und
in die Endgeräte zu integrieren.

Handy als Geldbörse
Der japanische Betreiber NTTDoCoMo zeigt vor, wie diese NFC-Welt funktioniert und hat auf seinem Messestand Terminals aufgestellt, wie sie auch vor japanischen Stadien und Konzerthallen stehen – durch das Drehkreuz kommt man mit seinem Handy entweder per QR-Code (das kennen wir schon vom Ticket am Flughafen) oder per NFC-Übertragung. Bei einem anderen Terminal kann man per NFC-Handy bezahlen bzw. Geld auf sein Handy laden. Das wird nicht nur Alltag, sondern alltäglich werden. T-Mobile startet in fünf europäischen Ländern mit seiner NFC-Lösung „Mobile Wallet“.  Polen wird das erste NFC-Land sein und vermutlich erfolgreich, denn dort gibt es bereits 50.000 NFC-Terminals, an denen die Kunden mit ihrem Smartphone bezahlen können. In Österreich, zum Vergleich, sind es erst 200 NFC-Terminals. Ob Österreich neben Deutschland, Ungarn und der Slowakei das fünfte Land sein wird, ist eher unwahrscheinlich.

Alles erinnert ein wenig an die Geschichte, die der Funkstandard Bluetooth erlebt hat. Auch der wurde erst etwa ein Jahrzehnt nach seiner Erfindung ein Renner und ist heute Standard. Erfunden von Ericsson wurde Bluetooth erst dann ein Erfolg, als Nokia die Chips in seine Geräte implementierte. Ähnlich wird es wohl auch bei NFC sein. Der erste Handy-Hersteller, der NFC-Phones im Programm hatte, war übrigens Nokia. Die Finnen setzten auf den Standard, noch bevor es Anwendungen dafür gab. Man kann zu früh dran sein mit Innovationen. Das ist Nokia mit dem 105er nicht passiert.

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