Unser Mond ist im intergalaktischen Vergleich etwas Besonderes
Unser Mond ist im intergalaktischen Vergleich etwas Besonderes
© APA/dpa/Julian Stratenschulte

Wissenschaft & Blödsinn

Der beste Mond der Welt

Wir sind gerne stolz auf Dinge, für die wir überhaupt nichts geleistet haben. Auf Tore von Fußballspielern zum Beispiel, irgendwo auf der anderen Seite der Erde. Das ist natürlich immer eine problematische Sache, aber wenn wir schon irrationalerweise auf etwas stolz sein möchten, dann hätte ich einen Vorschlag: Seien wir stolz auf unseren Mond, der ist nämlich wirklich toll. Wenn wir Touristenströme von Außerirdischen zur Erde locken wollen, dann sollten wir beim interstellaren Marketing unbedingt auf unseren Mond setzen.

Kein anderer Planet im Sonnensystem hat einen Mond, der im Verhältnis zum Planeten so groß ist. Der Durchmesser unseres Mondes beträgt etwa 3500 Kilometer, das entspricht ungefähr der Distanz von Madrid nach Moskau – das ist mehr als ein Viertel des Erddurchmessers. Man kann Erde und Mond als Doppelplanetensystem bezeichnen, zwei Himmelskörper vergleichbarer Größe, die sich gemeinsam um ihren Stern bewegen. Alleine das sollte für Außerirdische schon ein guter Grund für eine Reise sein: Besuchen Sie zwei Himmelskörper zum Preis von einem!

Wenn wir in der Schule lernen, dass sich der Mond um die Erde dreht, ist das zwar richtig, aber eine etwas geozentristische Sichtweise. Die Sonne übt eine ungefähr doppelt so starke Anziehungskraft auf den Mond aus wie die Erde. Aus der Ferne betrachtet dreht sich der Mond in erster Linie um die Sonne, die Erde schafft es bloß, seine Bahn zu verbiegen, sodass der Mond die Erdbahn immer wieder kreuzt.

Was unseren Mond aber wirklich zum allergroßartigsten Mond des Sonnensystems macht, ist ein beeindruckender Zufall: Größe und Entfernung passen genau so zusammen, dass er von der Erdoberfläche aus betrachtet exakt gleich groß erscheint wie die Sonne. Daher gibt es auf der Erde die beste Sonnenfinsternis weit und breit. Der Mond deckt genau die Sonnenscheibe ab, daneben funkelt aber noch die Korona der Sonne hervor – und das im inneren Bereich des Sonnensystems, wo man die Sonne nicht bloß als kleinen Punkt, sondern als schöne helle Scheibe sieht und die Korona noch gut erkennbar ist.

Wenn es also Aliens gibt, die interstellares Reisen entwickelt haben und unsere Erde besuchen können, dann sollten wir bei der nächsten Sonnenfinsternis nach ihnen Ausschau halten. Es mag sein, dass wir Menschen ihnen vollkommen primitiv und uninteressant vorkommen, dass die Erde für sie bloß ein weiterer bewohnter Planet ist, wie sie schon viele gesehen haben. Aber eine Sonnenfinsternis wie auf der Erde findet man nicht so leicht im Universum. Eine schöne große Mondscheibe, die exakt vor die Sonnenscheibe passt, ist etwas ganz Besonderes. Das kann wohl selbst einen erfahrenen außerirdischen Weltraumforscher nicht ganz unbeeindruckt lassen. Unser Mond sollte eigentlich ein Tourismusmagnet galaktischer Dimension werden.

Wer hat den besten Mond?

Größere Monde als die Erde haben im Sonnensystem nur Jupiter und Saturn. Beides sind Gasriesen, Saturn hat hundertmal so viel Masse wie die Erde, Jupiter über dreihundertmal so viel. Hätte ich so viel Masse würde ich wohl auch große Monde an mich binden, das ist kein Kunststück. Bei den kleineren, inneren Planeten des Sonnensystems, die so wie die Erde aus festem Material bestehen, sieht die Sache anders aus: Merkur und Venus haben überhaupt keine nennenswerten Monde, der Mars hat zwar gleich zwei – Phobos und Deimos, die haben aber bloß einen Radius von ein paar Kilometern, für uns Erdlinge ist das geradezu lächerlich.

Interessanter als die absolute Größe ist aber, wie groß ein Mond von der Oberfläche seines Planeten aus erscheint. In dieser Kategorie liegen sonnensystemweit betrachtet Jupiters Io und unser Mond vorne, Neptuns Triton und Ariel, der sich um Uranus dreht, können auch noch mithalten, die anderen Monde sehen deutlich kleiner aus. Jupiters Monde Callisto und Ganymed sind zwar größer als unser Mond, genauso wie Saturns Titan, aber sie alle sind deutlich weiter von ihrem Planeten entfernt und erscheinen dort daher kleiner. Interessanterweise sammelt in diesem Wettbewerb auch der Mars Punkte: Sein Phobos ist zwar winzig, aber so nahe an der Marsoberfläche, dass man ihn vom Mars aus immer noch recht gut sehen kann.

Langweilig: Der Mond ist dunkelgrau

Einen kleinen Schönheitsfehler hat unser Mond allerdings doch: Er könnte eine hübschere Farbe vertragen. Für unsere Augen sieht er weiß aus, weil wir ihn vor einem völlig schwarzen Hintergrund sehen. In Wirklichkeit ist der Mond aber ziemlich dunkel, ähnlich wie Asphalt. Er reflektiert nur zwölf Prozent des einfallenden Lichtes, die Erde erscheint aus der Ferne deutlich heller. Enceladus, ein Saturnmond, reflektiert mit seiner Eisoberfläche fast das gesamte einfallende Licht. Wäre unser Mond genauso weiß wie Enceladus, würde er uns tagsüber ähnlich stark blenden wie die Sonne. In Vollmondnächten wäre es taghell.

Wir könnten also einfach den Mond anmalen, um ihn noch attraktiver zu machen. Das wäre endlich ein Grund, wieder mal Menschen dort hin zu schicken. Die Farbe müsste man noch diskutieren. (Kreative Ideen bitte gleich posten.)

Aber jedenfalls sollten wir ihm endlich mal einen ordentlichen Namen verpassen: Ihn einfach bloß „Mond“ zu nennen, während alle anderen Monde richtige, eigene Namen bekommen haben, ist doch ziemlich langweilig. „Luna“ oder „Selene“ würden sich anbieten. Vielleicht klappt es dann auch besser mit den außerirdischen Besuchern.

Florian Aigner ist Physiker und Wissenschaftserklärer. Er beschäftigt sich nicht nur mit spannenden Themen der Naturwissenschaft, sondern oft auch mit Esoterik und Aberglauben, die sich so gerne als Wissenschaft tarnen. Über Wissenschaft, Blödsinn und den Unterschied zwischen diesen beiden Bereichen schreibt er jeden zweiten Dienstag in der futurezone.

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Florian Aigner

Florian Aigner ist Physiker und Wissenschaftserklärer. Er beschäftigt sich nicht nur mit spannenden Themen der Naturwissenschaft, sondern oft auch mit Esoterik und Aberglauben, die sich so gerne als Wissenschaft tarnen. Über Wissenschaft, Blödsinn und den Unterschied zwischen diesen beiden Bereichen, schreibt er regelmäßig auf futurezone.at und in der Tageszeitung KURIER.

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