© Gerald Bäck

Analyse

Die Zukunft der Suche: Alle gegen Facebook

Zugegeben, ich bin bei dem Thema nicht ganz unvoreingenommen: Haben Max Kossatz und ich doch seit November eine Art persönliches Web-Recording namens egoArchive am Start - aber darum geht es heute nur am Rande. Bisher hieß suchen und finden im Web vor allem Google. Das hatte den großen Vorteil, dass man sich nur eine Adresse merken musste und den großen Nachteil, dass Spammer ebenfalls nur diesen einen Dienst knacken mussten.

Google hat meiner Meinung nach seine Dienste durchaus ausgebaut und verbessert, außer die Suche. Versuchen Sie mal irgendein elektronisches Produkt zu googlen, Sie werden auf der ersten Seite fast nur wertlose Preissuchmaschinen finden. Ähnliches passiert mittlerweile bei der Personensuche, ganz vorne meistens eine heimische Personensuchmaschine, die außer perfektes Search Engine Optimization (SEO) leider kaum einen Mehrwert bietet. Google funktioniert noch, aber das System wurde durch SEO-Spam schon lange verseucht.

Alternative Suchmaschinen
Das Problem alternativer Suchmaschinen ist, dass alle an Google gemessen werden. Das heißt, Aufgabe alternativer Suchmaschinen ist es meist, ähnliche Ergebnisse wie Google zu produzieren. Jüngst flog zum Beispiel auf, dass Microsofts Suchmaschine Bing sogar Suchergebnisse von Google kopiert. Von dieser Seite droht also wenig Gefahr für Google, denn selten wird eine Kopie besser als das Orginial. Es gibt aber noch eine Reihe von Nischenanbietern wie zum Beispiel DuckDuckGo, das besonderen Wert auf Sicherheit und Anonymität legt, Wolfram Alpha, das sich auf eine semantische Suche spezialisiert hat, oder blekko, das eine Menge an Zusatzfeatures und -infos gibt.

Facebook mit Vorteil
Auch nichts Neues: Suche wird in Zukunft persönlich. Schon jetzt werden eine Menge Suchanfragen via Facebook ausgeführt. Bis vor kurzem war Google einfach die zentrale Eingabemaske für das Web. Das ging sogar so weit, dass viele Menschen wenn sie zu Google wollten bei Google "Google" eingegeben haben, zumindest wenn man den veröffentlichten Statistiken von Google Glauben schenkt. Mittlerweile ändert sich das vor allem zugunsten von Facebook. Facebook wird als Startseite verwendet und die Produkt- und Personensuche funktioniert über Google ohnehin nicht besonders gut. Zusätzlich hat Facebook bereits die Bing-Suche integriert und jeder Artikel im Web, der über einen Facebook Like Button verfügt, ist ebenfalls über die Facebook-Suche erreichbar. Facebook hat damit in Zukunft einen entscheidenden Vorteil gegenüber Google, denn Google wusste letztlich nicht besonders viel von uns, außer was uns gerade interessiert. Facebook hingegen kennt nicht nur unsere Interessen, sondern auch unser persönliches und soziales Umfeld sowie unsere demographischen Eckdaten.

Es wird ganz persönlich
Heinz Wittenbrink schreibt in einem Gastbeitrag auf PR-Blogger.de über die Dienste Memolane, egoArchive und Soup.me, was alle drei gemeinsam haben. Sie dienen vor allem der persönlichen Archivierung und Erinnerung. Gerade intensive Social-Media-Nutzer beziehen ihre Information aus sehr vielen verschiedenen Quellen. Wer da nicht wirklich konsequent alles mit Bookmarks versieht, was irgendwann mal wieder interessant sein könnte, verliert sich schnell in der Datenflut. Gerade dort setzen solche Dienste an. Es geht nicht mehr nur darum, neue Informationen zu finden, sondern auch bereits einmal gelesene oder publizierte Informationen wiederzufinden und zu verwerten.

Fazit:
Egal wer gegen Facebook im Bereich der Suche bestehen will, muss den so genannten Social Graph, also das was im eigenen Umfeld auf Facebook, Twitter etc. passiert, mit einbeziehen. Das wertet die Suchergebnisse für den Betrachter enorm auf und. Genau das könnte aber auch ein Nachteil sein, ermöglicht es doch besonders zielgruppenspezifische Werbung.

Gerald Bäck bloggt vorwiegend politisch unter http://www.baeck.at/blog/. Er ist Geschäftsführer der Social Media Agentur Digital Affairs und gründete vor kurzem das Startup egoArchive.

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