Rückzug

Kommentar: Apple ist mehr als Steve Jobs

"Apple ist Steve Jobs, und ohne Steve Jobs ist Apple nicht mehr Apple", brachte ein Händler die Stimmung an den Börsen auf den Punkt. "Für viele Anleger heißt das, sie trennen sich von den Aktien", so die ersten Reaktion nach dem

.

Apple ist ein kreatives Kollektiv
Rational ist diese Reaktion auf den Aktienmärkten eigentlich nicht nachvollziehbar, denn erstens ist Steve Jobs noch am Leben und wird bei Apple als Vorsitzender im Aufsichtsrat bleiben, und zweitens ist Apple mehr als Steve Jobs. Apple ist ein kreatives Kollektiv, ein globales Team, in dem Ideen gesammelt und zu erfolgreichen Produkten und Geräten entwickelt werden. Ich behaupte mal, dass Steve Jobs nicht alleine die Idee zu iPhone, iTunes, MacBook Air, Apple-TV oder iPad hatte, um nur einige der Erfolgsprodukte zu nennen. Was er hatte, war jedoch die Fähigkeit, die Richtung vorzugeben, das Gespür, Geräte zur richtigen Zeit auf den Markt zu bringen und gleichzeitig einen (Überraschungs)-Coup zu landen.

Am Puls der Zeit
Das iPad kam erst zu jener Zeit, als die User mit dem Interface Touchscreen bereits vertraut waren. Hätte er einen Tablet-Computer vor dem iPhone gebracht – es wäre ein Ladenhüter geworden. Denn viele Jahre vor dem iPad versuchte sich Microsoft am Tablet-PC – und landete einen Misserfolg. Um Steve Jobs hat sich vor allem in den vergangenen Jahren, in denen er sich aufgrund seiner Krankheit nicht mehr mit ganzer Energie um sein Unternehmen kümmern konnte, ein Team um den jetzt neuen CEO Tim Cook gebildet, das als eines der schlagkräftigsten in der IT-Branche bezeichnet werden kann. Viele der Geräte, die Apple aus der Nische in den Massenmarkt verhalfen, sind vom Team Apple entwickelt worden. Und aus diesem Blickwinkel betrachtet, kann Apple ein Vorbild für viele Unternehmen sein. Obwohl Jobs ein diktatorischer Führungsstil nachgesagt wurde, war er - fast ein Widerspruch - ein Fan von Teamarbeit und gegenüber den Ideen seiner Mitarbeiter aufgeschlossen.

Steve Jobs – ein Diktator?
Denn 1985, als Steve Jobs Apple verließ, hatte er diesen Riecher noch nicht. Freilich liegen Jahrzehnte an Lebens- und Business-Erfahrung dazwischen, aber Apple ist eben nicht nur Steve Jobs, sondern auch seine Mitarbeiter. Trotz strengem Führungsstil hörte Jobs zu, ließ sich inspirieren und traf dann die (weise) Entscheidung. Fast missionarisch predigte er die Apple-Vision und präsentierte die einzelnen Geräte wie Heiligtümer.

Tim Cook ist anders
Diese Überzeugungskraft und das Überzeugtsein von Produkten macht Apple aus und unterscheidet es von anderen Unternehmen. Beispiel Microsoft: Seit dem Abgang von Bill Gates führt Steve Ballmer die Geschäfte, der jedoch nie an den großen Gates, bei dem man Lockerheit stets vermisst hat, herankommen wird.

ist anders als Steve Jobs, hat aber die gleiche Denke und war bei der Genese der Erfolgsprodukte dabei. Er ist zwar kein Digital Native, aber einer, der weiß, was Digital Natives und der Markt wollen. Er hat die Erfolgsjahre Apples miterlebt, Tim Cook kann man einiges zutrauen.

Patentklagen schaden Image
Er hat nur ein Problem, das aber mit Steve Jobs Rückzug wenig zu tun hat. In seinem „Abschiedsbrief“, den Jobs an den Apple-Aufsichtsrat und die Apple-Gemeinschaft richtete, schrieb Jobs: „Ich glaube, dass Apple seine hellsten und innovativsten Tage noch vor sich hat.“ Das ist die eigentliche Aufgabe, die Cook meistern muss und eine echte Herausforderung: In den vergangenen Jahren, in denen Apple zur bekanntesten Marke gewachsen ist, ist zum einen das Unternehmen immer größer geworden. Und Größe kann, Beispiel Nokia, die Innovationskraft behindern. Zum anderen hat sich Apple nicht nur Freunde gemacht – Konsumenten sind über Apples diktatorisches Verhalten verärgert und die Konkurrenten erst recht. Die Patentklagen, mit denen die Konkurrenz derzeit eingedeckt wird, machen das Unternehmen nicht gerade sympathisch – und ein derartiger Imageschaden lässt sich oft nur schwer reparieren.

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