Mark Zuckerberg verkauft sich als Retter der Welt

Mark Zuckerberg verkauft sich als Retter der Welt

1,2 Milliarden Nutzer sind ihm sichtlich und hörbar zu wenig. Mark Zuckerberg will die Welt erobern, will auch in Entwicklungsländern dominieren und verkauft sich als Retter der Welt. Nachdem er sich in der vergangenen Woche kurzerhand die 55-Mann-Firma Whatsapp und damit 450 Millionen Kunden und deren Daten gekauft hat, nutzte er den Mobile World Congress in Barcelona, um sich als der neue Missionar in Sachen „Internet für die Dritte Welt“ zu positionieren.

„Die meisten Menschen haben keinen Webzugang, hätten sie einen, könnten wir viele Probleme lösen“, so Zuckerberg bei seiner Rede vor etwa 4.000 Delegierten, die sich schon zwei Stunden vor Beginn angestellt hatten, um dem gegenwärtigen Star des Webs zu lauschen. „Wenn man ihnen einen Zugang ins Web gibt, dann haben sie ein Konto, dann können sie Geschäfte machen, sich Lernmaterial verschaffen“, verkündete Zuckerberg, unscheinbar in Jeans und grauem T-Shirt gekleidet. „Wenn man diese Menschen mit dem Web verbindet, schafft man 100 Millionen neuer Jobs.“

"Welteroberung"

So weit so gut. Dem 30-jährigen Zuckerberg – „das Web ist für viele nicht leistbar“ - könnte man unreflektiert Vieles glauben, was er euphorisch, durchaus nicht unsympathisch und beinahe gewinnbringend von sich gibt. Tut man aber nicht. Zuckerbergs Welteroberung verkauft er nämlich nicht unter der Marke „ Facebook“, sondern unter der Initiative „Internet.org - Jeder von uns. Überall. Miteinander verbunden.“ Grundsätzlich eine gute Initiative, der Hund liegt aber im Detail begraben. Internet.org ist eine Koalition diverser Konzerne, von Nokia über Ericsson bis hin zu Netzbetreibern aus den Zielregionen, denn 80 Prozent der Menschen leben in einem Gebiet, das mit Mobilfunk ausgestattet ist, entweder 2G (GSM bis GRPS) oder 3G (UMTS).

Die Federführung hat Facebook übernommen, nicht, weil man an den Daten der User und in weiterer Folge an Werbung interessiert sei. „Der Werbemarkt funktioniert ja in diesen Gegenden gar nicht“, versucht Zuckerberg Kritiker zu beruhigen, die ihm reinen Selbstzweck vorwerfen. „Bis der dort funktioniert, dauert es zu lange. Uns geht es um etwas Größeres, wir wollen die Welt ans Web anschließen.“

Partnersuche

Und um Entwicklungsländer an das Web anzubinden, brauche man zum einen günstige Smartphones – die Mozilla-Stiftung, die hinter Firefox steht, hat am Mobile World Congress ein 25-Dollar-Smartphone präsentiert – und zum anderen einen entsprechenden Datentarif. Ohne Internetanbindung sei ein Smartphone wertlos. Das Ziel von Internet.org sei daher, die Branche zu überzeugen, entweder kostenlose oder sehr günstige Datentarife zu ermöglichen. „Daher suchen wir noch drei bis fünf Partner, die unseren Weg gehen wollen“, forderte der Facebook-CEO die anwesenden Betreiber-Vertreter auf, für die man bei seiner Rede, die eigentlich als Interview mit seinem Haus-und-Hof-Schreiber David Kirkpatrick (Autor des Buches „Der Facebook-Effekt“) konzipiert war, die erste Reihe reserviert hatte.

Zuckerbergs Vorstellung

Die Betreiber stellen kostenlos die Infrastruktur und Datenraten zur Verfügung, Handy-Hersteller produzieren günstige Endgeräte und Facebook liefere den kostenlosen Content. Via Facebook hätten die Kunden einen Zugang zu elementaren Diensten, von Wetter über Essenspreise bis zu Wikipedia, Nachrichten, Kommunikationsdiensten und sozialen Netzwerken. Und bei letzteren beiden Services sollen Facebook und WhatsApp eine tragende Rolle übernehmen. Zuckerberg schwebt hier eine Art „911-Button“ vor, also ein Notfallknopf im Web, bei dem jeder gewisse Grundfunktionen kostenlos bekomme.

In Ruanda wurde mit Nokia, dem dortigen Betreiber Airtel und edX mit Regierungsunterstützung das Projekt SocialEDU gestartet, mit dem Schüler einen kostenlosen Zugang zu Bildungsplattformen erhalten. Die Online-Lernplattform edX hat man entsprechend vorangepasst. Ericsson wiederum hat in der Facebook-Zentrale in Menlo Park bei Palo Alto ein Innovation-Lab für Internet.org.

Fast 2,8 Milliarden Menschen sind laut ITU (International Telecommunications Union) online, 4,3 Milliarden sind es noch nicht - die meisten davon in den Entwicklungsländern, wo zwei Drittel der Menschen keinen Webzugang haben. „Es müssen alle mit dem Web verbunden sein“, so Zuckerberg. In Afrika hat nur jeder Sechste einen Internet-Zugang, in Asien ist es zwar fast jeder Dritte, aber in Indien etwa sind es nur 13 Prozent. Gelingt Zuckerberg, viele Unternehmen von seiner Idee zu begeistern, wird die Zahl der Facebook-Nutzer explodieren und Facebook vermutlich zum größten Datensammler der Welt.

Alle Neuigkeiten und Hintergrundberichte zum Mobile World Congress in Barcelona

Disclaimer:Redakteure der futurezone berichten live vom Mobile World Congress in Barcelona. Die Reisekosten wurden von der futurezone GmbH selbst sowie von Ford, Huawei, Samsung, Sony und T-Mobile übernommen.

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