Kommentar

Sprachlos vor Steve Jobs

Es gibt Chancen im Leben, die nützt man und welche, die verpasst man. Im Jänner 2008 hatte ich diese Chance. Gleich vorweg: Ich habe sie nicht genutzt.

Kurz zuvor hatte Steve Jobs bei der MacWorld im großen Konferenzsaal des Moscone Centers in San Francisco unter anderem das neue MacBook Air präsentiert, als das damals dünnste Notebook der Welt. Fast missionarisch predigte er die Apple-Vision und präsentierte die einzelnen Geräte wie Heiligtümer; wer seine Auftritte einmal live miterlebte, weiß, welches Charisma, welche Ausstrahlung dieser Mann hatte. Wenn er auf der MacWorld oder der Entwicklerkonferenz WWDC eine Keynote hielt und mit einem "One more thing" das Highlight meist am Schluss vorstellte, hatte man als objektiver Berichterstatter mitunter das Gefühl, einem Sektenführer und seiner klatschenden Anhängerschaft zuzuhören.

Steve Jobs hatte etwas Missionarisches, er hatte aber auch das Image, zu Journalisten ziemlich grob sein zu können. Er hatte nur eine Handvoll, denen er vertraute, Walter Mossberg vom Wall Street Journal gehörte zu diesem erlauchten Kreis und einige andere US-Journalisten. Europäer waren Steve Jobs ziemlich gleichgültig. Und als Journalist aus Österreich stand ich bei der MacWorld plötzlich neben Steve Jobs. Er gesellte sich in den unteren Trakt des Moscone Centers und besuchte die MacWorld-Show, bei der die Produkte aus seinem Haus ausgestellt wurden.

Ich hätte ihm eine Frage stellen können. Ich tat es aus Ehrfurcht oder auch aus Angst, er könnte mir, wie den vielen anderen vor mir, eine verbale Abfuhr erteilen, nicht. Heute würde ich mich über ein "Schleich dich" eines jener Visionäre, die das Computerzeitalter nachhaltig beeinflusst haben, freuen.

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