© Stephan BoroviczenyKURIER

Gast-Kommentar

Warum das Internet die Bildung verändert

Nie zuvor in der Geschichte der Menschheit hatten wir Zugriff auf eine derart große Informationsressource, in einer nie dagewesenen Geschwindigkeit und insbesondere durch die Entwicklung entsprechender Endgeräte inkl. der nötigen Infrastruktur - und das auch noch von mehr oder weniger jedem x-beliebigen Ort.

Schul-Web
Jetzt stellt sich die Frage, warum sich das auf das Bildungswesen auswirkt. Nun ein einfaches Beispiel ist, dass wir heute auf Knopfdruck jede Einwohnerzahl, jede Straße, jedes Land sofort finden. Alles Dinge die ich noch in meiner Kindheit zu lernen hatte, um die Welt geographisch zu verstehen. Es ist damit letztendlich auch unmöglich geworden zu behaupten, dass ein Schulbuch in diesem Fachgebiet nicht veraltet ist, wenn jeder Zugriff auf aktuellere Zahlen hat.

Ich konzentriere mich nun in einem kleinen Gedankenexperiment einfach auf den Gedanken, was passiert mit unserem Bildungswesen, wenn wir das Faktenwissen in der Hosentasche immer mit uns tragen und möchte einfach mit ein paar Fragen zum Mitdenken anregen:

- Was bedeutet es für Schulbücher, wenn das Internet sämtliche Informationen abbildet oder mehr Übungsaufgaben der unterschiedlichsten Art als freie Bildungsressourcen zugänglich sind?

- Wie hat sich die Lehre zu verändern, wenn Fakten, Tatsachen, Zusammenhänge anschaulich im Internet erklärt sind und auf Knopfdruck abrufbar sind? Was heißt es, wenn Fragen unmittelbar durch „googeln" beantwortet werden können?

- Wie verändern sich die Lernenden, wenn sie/er jederzeit aus einer großen Anzahl an Ressourcen wählen kann?

- Was heißt es, wenn man sich in einem ständigen Austausch mit einer realen und virtuellen (Lern-)Community befindet?

- Welche Auswirkungen hat es auf Bildungseinrichtungen, wenn die Ansprüche der Lernenden sich dramatisch ändern? Steigt die Anzahl der Angebote, die Transparenz führt das zwangsläufig zu neuen Qualitätsansprüchen.

- Was ist das noch notwendige Orientierungs- und Überblickswissen? Was sind notwendige Medienkompetenzen wie Informationsstrategien und Medienkritik?

Ich kann die Antworten leider auch (noch) nicht liefern, aber wir sehen jetzt schon, dass wir uns mit diesen Fragen auseinandersetzen müssen und die Schule oder die Universität von heute gänzlich neu zu denken ist. Einerseits ist der technische Fortschritt auch noch nicht soweit, um es lückenlos anzubieten, aber andererseits scheint dies auch nur eine Frage der Zeit zu sein.

Kinder, Jugendliche und Studierende sind also vorzubereiten auf eine Welt, die voll ist von technischer Unterstützung. Es gilt die nachfolgenden Generationen darauf vorzubereiten in der Datenflut zurecht zu kommen, den richtigen Umgang mit diesen Medien zu erarbeiten, Konzepte zu verstehen und Strategien zu entwickeln. Das führt mich unmittelbar zur Forderung, dass es dringend nötig ist Medienkompetenz in die Schulen zu bringen, denn ein Leben ohne Internet, mobiler Endgeräte oder digitaler Unterlagen ist eines sicher nicht für unsere Kinder: vermeidbar.

Martin Ebner ist Abteilungsleiter der Abteilung Vernetztes Lernen am Zentralen Informatikdienst der Technischen Universität Graz und in dieser Funktion verantwortlich für sämtliche E-Learning-Belange der Universität. Weiters ist er Senior-Reseacher am Institut für Informationssysteme und Computer Medien zu den Themen E-Learning, Mobile Learning, Social Media, Open Educational Resources und Educational Data Mining.

Ideenwettbewerb
Wie soll das Klassenzimmer der Zukunft aussehen, wie soll es funktionieren und wie stellen sich Schüler den Unterricht vor?
Futurezone.at und Samsung starten den Ideenwettbewerb „Samsung Smart School", der vom Bundesministerium für Unterricht, Kunst und Kultur unterstützt wird. Nähere Infos sowie die Teilnahmebedingungen finden Sie hier.

Hat dir der Artikel gefallen? Jetzt teilen!

Kommentare