PRISM

Auch britischer Geheimdienst spioniert im Netz

Auch der britische Geheimdienst GCHQ soll einem Medienbericht zufolge eine umfassende Sammlung an Telefon- und Internetdaten angelegt und diese mit den USA geteilt haben. Die Behörde habe sich Zugang zu Glasfaserkabeln verschafft und darüber Informationen über internationale Telefonanrufe und den Internetverkehr erhalten, berichtete die britische Zeitung „The Guardian" am Freitag auf ihrer Internetseite.

Der untergetauchte Enthüller des US-Internet-Überwachungsprogramms PRISM, Edward Snowden, verfüge über entsprechende Dokumente eines Projekts mit dem Namen „Tempora". Dieses laufe seit 18 Monaten und erlaube der GCHQ, die Daten anzuzapfen und für bis zu 30 Tage zu speichern.

Nach Snowdens Worten wollte er „das größte unauffällige Überwachungsprogramm in der Geschichte der Menschheit" aufdecken. „Es ist nicht nur ein US-Problem", zitierte ihn der „Guardian". Auch Großbritannien habe „einen großen Hund im Rennen". GCHQ sei „schlimmer als die US(-Kollegen)".

Keine Stellungnahme
Ein Sprecher des Geheimdienstes wollte sich nicht dazu äußern.
Snowden hatte erst kürzlich umfassende und weltweite Spähaktionen des US-Geheimdienstes NSA enthüllt und damit einen Sturm der Entrüstung ausgelöst. Der frühere CIA-Techniker informierte die „Washington Post" und den „Guardian" als erste über das Ausspähprogramm.

Ausreise nach Island?
Snowden fürchtet weiterhin eine Verfolgung durch die US-Behörden. Nach Angaben eines mit der Enthüllungsplattform Wikileaks verbundenen isländischen Geschäftsmannes steht in Hongkong ein Flugzeug bereit, das Snowden nach Island fliegen könnte. Man warte nun auf ein positives Signal von der isländischen Regierung, sagte der Geschäftsmann Olafur Vignir Sigurvinsson am Freitag.

Die isländische Regierung reagiert zurückhaltend auf Hinweise, wonach Snowden in dem Land Schutz suchen will. Sie beharrt darauf, dass der 29-Jährige nur in Island selbst politisches Asyl beantragen kann. Die Innenministerin des Landes, Hanna Birna Kristjansdottir, sagte der Deutschen Presse-Agentur (dpa): „Das Gesetz gilt für alle gleich. Wer in Island um Asyl ersucht, muss sich im Land aufhalten und den Antrag persönlich stellen.“ Bisher habe das Innenministerium keinen formalen Antrag bezüglich des Falles von Snowden bekommen.

In den USA wurde unterdessen nach Medienberichten vom Freitagabend (Ortszeit) Anklage gegen Snowden in zwei Punkten erhoben: Spionage und Diebstahl von Regierungseigentum. Nach Angaben von NBC hatten sich die Anklagebehörden für den Auslieferungsantrag knapp zwei Wochen Zeit genommen, da die Justiz in Hongkong hohe Hürden stelle.

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