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Datenschutz

Blackberry verteilt Nutzerdaten weltweit an Behörden

Blackberry kooperiert seit Jahren mit Ermittlungsbehörden in verschiedenen Ländern. Wie der kanadische TV-Sender CBC aufgedeckt hat, entschlüsselt das Unternehmen auf Wunsch auch Pin-to-Pin-Nachrichten und über den Blackberry-Messenger verschickte Mitteilungen. Unter den Daten, die weitergegeben werden, sind genaue Informationen über das jeweilige Gerät und seinen Nutzer, inklusive PIN, IMEI, Blackberry-ID, Name, Adresse und Bezahlinformationen.

Blackberry soll in den vergangenen Jahren in hunderten von Fällen Daten an Behörden in dutzenden von Ländern weitergeleitet haben. Wie viele Fälle es genau gab, ist unklar, da Blackberry im Gegensatz zu anderen Unternehmen keine Auskunft über die Zahl der Behördenanfragen erteilt. Es sollen aber auch in bekannten Fällen, etwa bei den Ermittlungen brasilianischer Behörden gegen die derzeit suspendierte Präsidentin Dilma Rousseff, Informationen weitergegeben worden sein.

Hilfsbereit

"Wir helfen den Ermittlungsbehörden, Ärsche zu versohlen", sagt eine Quelle gegenüber CBC. Blackberry ertrinke geradezu in Anfragen durch Behörden aus verschiedensten Ländern. Das Unternehmen hat bereits auf den Bericht der CBC reagiert: "Wir stehen auf dem Standpunkt, dass wir, wenn uns Behörden um Hilfe bei der Verfolgung von Kriminellen beten, das Richtige tun, innerhalb unseres juristischer und ethischen Rahmens."

Behördenanträge werden bei Blackberry von Anwälten geprüft, bevor Daten herausgegeben werden. Wie genau die Rechtsabteilung hinsieht, ist schwer zu erheben. In einem speziellen Formular für Behörden, das der CBC vorliegt, können Ermittler ankreuzen, ob es sich um Routine-, dringliche oder Notfallanträge handelt. Daneben gibt es eine Auswahlmöglichkeit mit Kategorien für zu beantragende Daten. Neben den erwähnten Informationen stehen hier etwa auch Log-Dateien mit Metadaten zu Chats und Kontaktlisten aus dem Blackberry-Messenger zur Verfügung.

Bedenken

In der Kategorie "Anderes" können Behörden laut CBC die Entschlüsselung von Nachrichten, die über Blackberrys verschickt werden, beantragen. Auf dem Formular müssen die Behörden lediglich versichern, dass ihre Anträge in ihren jeweiligen Ländern legal sind und die Informationen ausschließlich für die Verfolgung von Straftaten eingesetzt wird. Diesen einfachen Zugriff für Behörden aus aller Herren Länder kritisieren Experten. Damit erlaube Blackberry, dass der übliche Amtsweg, bei dem kanadische Behörden das Recht haben, solche Anträge zu prüfen, umgangen werde.

In den USA wäre eine solche direkte Versorgung auswärtiger Behörden etwa nicht erlaubt. Zudem bestehe die Gefahr, dass Länder, in denen die Behörden von den Regierungen für eigene Zwecke missbraucht werden, sich so Informationen über Unbescholtene verschaffen. Der zunehmende Gebrauch von Ende-zu-Ende-Verschlüsselung, die mittlerweile in vielen Apps integriert ist, ist ein Mittel, mit dem zumindest die Entschlüsselung und Weitergabe von verschickten Nachrichten erschwert oder gar verunmöglicht werden kann.

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