Zensur

China weitet Internetsperren aus

Der Großanbieter von Cloud-Diensten, Edgecast, räumte am späten Montag in einer Mitteilung ein, dass viele seiner Dienste seit kurzem von China aus nicht mehr oder nur noch eingeschränkt abrufbar sind. Zuvor hatten die Zensurexperten der Plattform Greatfire.org von einer massiven Blockade von Could-Diensten in China berichtet. Die Website verfolgt die Zensurmaßnahmen der chinesischen Regierung im Internet. Edgecast stellt nach eigenen Angaben Could-Dienste für Tausende von Websites und Apps bereit.

"Ohne System und ohne Grund"

Das US-amerikanische Unternehmen beklagte eine Blockade „ohne System und ohne Grund“. Der Zugriff auf Dienste werde abgefangen oder komplett unterbunden. „An alle Kunden, die frustriert sind: Wir teilen Ihren Frust“, schrieb das Unternehmen. Das gelte für die gesamte auf die Bereitstellung von Dienstleistungen im Internet spezialisierte Industrie.

Konkret betroffen ist unter vielen anderen die Seite mit dem Katalog der Erweiterungen (Add-ons) für den populären Webbrowser Firefox. Auch die Site des Online-Projekts Drupal, einem freien Redaktionssystem für das Erstellen von Websites, kann in weiten Teilen Chinas nicht mehr erreicht werden. Ebenso Sony Mobile und „The Atlantic“ werden geblockt.

Die Zensurexperten von Greatfire.org bezeichneten den Schritt als „Versuch, China vom globalen Internet abzuschneiden“. Die Organisation hatte mehrfach angeprangert, dass Chinas Zensurapparat immer ausgefeilter operiere. Teilweise würden Zugriffe auf internationale Internetseiten gezielt verlangsamt, um sie für chinesische Nutzer unbrauchbar zu machen.

"Extreme Kontrolle und Repression"

Die Menschenrechtsorganisation Amnesty International prangerte am Dienstag Chinas Internetzensur an. „Chinas Internetmodell ist von extremer Kontrolle und Repression gekennzeichnet“, sagte China-Forscherin William Nee laut Mitteilung. Die Regierung setze eine Armee von Zensuren zur Kontrolle ein und bringe Aktivisten für die freie Äußerung ihrer Meinung ins Gefängnis. Es sei eine Ironie, dass China eine Welt-Internetkonferenz ausrichte. Die Tagung findet von Mittwoch bis Freitag in der ostchinesischen Provinz Zhejiang statt.

Chinas Internet wird seit Jahren stark kontrolliert. Soziale Netzwerke wie Facebook und Twitter sowie YouTube oder Webseiten von Menschenrechtsorganisationen und ausländischen Medien wie die „New York Times“ oder die Nachrichtenagentur Bloomberg sind von China aus nicht abrufbar. In diesem Jahr hatte China die Sperren bereits ausgeweitet. Kurz vor dem 25. Jahrestag des Pekinger Massakers im Juni wurde erstmals der Zugang zu allen Google-Diensten in China wie Suche, Gmail, Maps und die Fotoplattform Picasa gesperrt.

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