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Ermittlungen

Deutsches BKA nimmt fünf Darknet-Marktplätze offline

Das sogenannte Darknet spielt nach Angaben des deutsche Bundeskriminalamts (BKA) als Plattform für Verbrecher eine immer größere Rolle, um sich etwa Falschgeld, Drogen oder Waffen zu besorgen. Daher zog das BKA fünf Marktplätze aus dem Verkehr, wie Behördenchef Holger Münch am Mittwoch in Wiesbaden mitteilte. Das Darknet sei ein Schwerpunkt für seine Behörde im Kampf gegen Cyber-Crime.

CCC: "Bedrohung nicht sehr realistisch"

Auf diesem schwer zugänglichen Gebiet des Internets haben übliche Suchmaschinen und Browser keinen Zugriff. Kriminelle nutzen es als Handelsplattform etwa für Drogen, Waffen, Falschgeld und Kinderpornografie oder gehackte Daten. Das Darknet ist erneut in die politische Diskussion geraten, weil der Amokläufer von München sich nach Angaben der Ermittler seine Waffe in diesem Teil des Internets besorgt haben soll. Er tötete am Freitag neun Menschen und später sich selbst.

Allerdings warnte der Der Chaos Computer Club (CCC), die anonymen Bereiche des Internets zu verteufeln. "Das Bedrohungsszenario, das von deutschen Behörden gezeichnet wird, ist nicht sehr realistisch", sagte Linus Neumann vom CCC der Deutschen Presse-Agentur.

Tatsächlich habe der Amokläufer für den Kauf der Waffe über das "Darknet" laut Medienberichten Monate gebraucht, sagte Neumann. In der realen Welt wäre dies wahrscheinlich sehr viel schneller gegangen. Der Umfang des Drogen- und Waffenhandels im "Darknet" sei weitaus geringer als derjenige außerhalb des Internets.

Viele Menschen auf Darknet angewiesen

Das "Darknet" (Englisch: dunkles Netz) ist ein verborgener Teil im auf offenen Austausch angelegten World Wide Web und nach Einschätzung von Fachleuten stark gewachsen. Es ist eine Art virtueller Hinterraum für Eingeweihte, der anders gebaut ist als das offene Internet und nicht über herkömmliche Suchmaschinen zugänglich ist. Durch Weiterleitung über mehrere Knoten im Netz ist der Ursprung von Daten nicht mehr nachzuvollziehen.

Ursprünglich wurde es zum Schutz von Dissidenten entwickelt, die darauf angewiesen sind, anonym zu veröffentlichen und sich informieren zu können. Das gelte heute insbesondere für Menschen in der Türkei, Iran oder Syrien, sagte Neumann: "Hier ist eine Abwägung von Schaden und Nutzen wichtig."

Die durch Cyberkriminalität insgesamt hervorgerufenen Schäden für die Gesellschaft nehmen nach Angaben des BKA unterdessen immer weiter zu. Insgesamt sei die Gesamtsumme der polizeilich erfassten Schäden im vergangenen Jahr um 2,8 Prozent auf 40,5 Millionen Euro gestiegen, teilte das BKA in seinem Bundeslagebericht Cybercrime mit. Davon entfalle der Großteil mit 35,9 Millionen Euro auf Computerbetrug. Diese Delikte hätten um 5,6 Prozent zugenommen.

Cyberkriminalität steigt

Mehr als 45.000 Cyber-Kriminalitätsfälle seien im vergangenen Jahr insgesamt erfasst worden. "Wenn wir nach vorne schauen, sehen wir keine Entspannung", sagte Münch. Der BKA-Chef wies darauf hin, dass es in dem Bereich der Kriminalität eine hohe Dunkelziffer gebe. Die gesamte Dimension lasse sich nur schwer statistisch erfassen.

"Cyber-Crime ist nach wie vor ein wachsendes Phänomen - man könnte auch sagen, fast ein wachsendes Gewerbe, hier und da sogar eine wachsende Industrie", warnte Münch. Die Aufklärungsquote liege zwar bei 32,8 Prozent und sei damit im vergangenen Jahr um 3,4 Prozentpunkte gestiegen. Münch wies allerdings darauf hin, dass viele Straftaten bereits im Versuchsstadium enden würden. Manche Delikte würden zudem gar nicht bemerkt, oder gar nicht zur Anzeige gebracht.

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