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LEGALES ANGEBOT

Digitaler Filmverkauf: Österreich ist Nachzügler

Während digitale Film- und Serienverkäufe in den USA, aber auch Großbritannien boomen, wurde Österreich von den großen Anbietern bisher verschmäht. Zwar haben Microsoft und Sony über ihre Konsolen schon bisher zumindest einige Hundert Filme zum Streaming angeboten. Apple jedoch zeigte den Filmfans im iTunes-Store bis vor wenigen Tagen die kalte Schulter.

Vergangenen Donnerstag war es dann soweit. Etwa 2000 Filme landeten über Nacht als Download- und Ausleihversion im österreichischen iTunes-Store. Das Angebot, das alle großen Hollywoodstudios, aber auch lokale Anbieter umfasst, soll sukzessive erweitert werden. Für das komfortable Streaming auf den Fernseher bleibt angesichts des DRM-Schutzes praktisch nur die Set-top-Box Apple TV, die ebenfalls seit Donnerstag in Österreich erhältlich ist.

Österreichisches Start-up dem Markt voraus

Dem Markt voraus war hingegen das österreichische Start-up Flimmit , das bereits 2008 mit einem eigenen Video-on-Demand-Service gestartet ist. Aktuell finden sich 565 Titel im eigenen Online-Shop, wobei der Fokus zunehmend auf österreichischen Titeln liegt. Neben preisgekrönten Streifen, wie dem auf der Berlinale ausgezeichneten "Slumming", umfasst das Angebot auch Publikumsrenner wie "Geboren in Absurdistan", die umstrittene Doku über die Kronen Zeitung ("Tag für Tag ein Boulevardstück") oder den auf DVD nicht verfügbaren Dornhelm-Film "Der Unfisch".

"Der Österreich-Start von Plattformen wie iTunes oder Zune Marketplace zeigt die Relevanz, endlich ein legales digitales Angebot im Internet zu schaffen", erklärt Karin Haager, eine der Flimmit-Gründerinnen, im Interview mit der FUTUREZONE. "Dass das digitale Angebot die Zukunft ist, steht für uns außer Frage. Wenn es legale Angebote gibt, werden User diese auch nützen", ist Haager überzeugt. Das Engagement internationaler Anbieter biete die Chance, das Thema nun auch hierzulande einer breiteren Öffentlichkeit näherzubringen.

Kein DRM, aber wenige Hollywood-Titel

Anders als Apple verzichtet Flimmit auf einen DRM-Schutz bei seinen Filmen. Das 24-h-Streaming-Angebot startet bei 2,99 Euro, der Download von Filmen und Serien im MP4-Format beginnt bei 5,99 Euro. Durch die fehlende DRM-Beschränkung können die Filminhalte über Serveranbindung im Heimnetzwerk an den jeweiligen Player oder Fernseher gestreamt werden. Auch der Browser in Sonys Playstation wird unterstützt. An einer eigenen Set-top-Lösung wird laut Flimmit ebenfalls gearbeitet.

Dass die national gesteuerte Lizenzierungsfrage eine große Hürde bedeutet, wird auch an den rar gesäten Blockbuster-Streifen im Flimmit-Store klar. Aber auch internationale Konzerne wie Microsoft und Sony tun sich in kleinen Ländern wie Österreich schwer, ein entsprechendes Filmangebot auf die Beine zu stellen. Im Zune Marketplace, der seit kurzem auch über einen Software-Download auf den PC geholt werden kann, finden sich derzeit gerade einmal 300 Filme.

Microsoft setzt auf 1080p und die Xbox

Während man sich noch um große Hollywood-Studios wie 20th Century Fox bemüht, setzt Microsoft im Gegensatz zu Apples 720p-Angebot beim Thema HD auf eine 1080p-Auflösung. Allerdings ist das HD-Angebot derzeit nur über die Microsoft-Xbox verfügbar. Auch eine Kaufoption gibt es beim Zune Marketplace derzeit noch nicht, diese soll aber schon bald angeboten werden, so Microsoft auf Anfrage der FUTUREZONE. Die aktuellen Leihpreise bewegen sich zwischen 2,50 und knapp sieben Euro.

Überhaupt scheint das Angebot bei Leih-Streaming in Österreich ungleich umfangreicher als im digitalen Verkaufssegment. So setzen etwa Kabelanbieter UPC, aber auch die Telekom mit aonTV schon seit längerem auf Video-on-demand. Mit Mubi ist zudem auch seit wenigen Tagen eine weitere interessante Video-Plattform für die Playstation 3 am Start. Ein Leih-Film kostet 3,59 Euro, Fünfer-Pakete sowie eine 30-tägige Flatrate um 12,99 Euro sind ebenfalls verfügbar. Eine Kaufoption gibt es nicht.

Hoher Preis abschreckend

Ob die digitalen Videoverkaufsplattformen in kurzer Zeit eine ähnliche Marktgröße wie die vergleichbaren Musik-Onlinestores erreichen können, bleibt abzuwarten. Neben der eingeschränkten Kompatibilität mit netzwerkfähigen TV-Geräten und anderen Playern spielt angesichts des Preisverfalls im DVD- und Blu-ray-Segment auch der Preis eine entscheidende Rolle.

Ein Blick auf den Apple iTunes-Store zeigt etwa, dass etwa die aktuelle Veröffentlichung Iron Man 2 in der digitalen HD-Kaufversion (720p) auf 16,99 Euro kommt. Zum Vergleich: Die Blu-ray des Hollywood-Blockbuster mit mehreren Tonspuren, "Making of"-Beiträgen, Untertitel und anderen Specials kostet bei Amazon gerade einmal einen Euro mehr.

In einem Punkt beginnen die Anbieter aber, den Kunden bereits entgegenzukommen. Sowohl Apple, aber auch Microsoft bieten in ihren Stores analog zur gängigen DVD- und Blu-ray-Praxis mittlerweile einige Filme inklusive Originaltonspur an.

Mehr zum Thema:

Apples iTunes für Filme in Österreich gestartet
Streaming schließt zu Downloads auf
Neuzugang bei Web-TV: Boxee Box
Filmindustrie verklagt Breitbandprovider UPC

(Martin Stepanek)

[[378:side/Zusatzgeräte wie Apple TV bringen die gekauften oder ausgeliehenen Filme erst auf den Wohnzimmer-Fernseher.]]

Links:

-Apple iTunes
-Apple TV


[[379:side/2008 als Video-on-demand-Plattform gestartet, bietet Flimmit über die integrierte Suchfunktion mittlerweile auch eine umfassende Übersicht an externen Download-, Verleih- und DVD-Kaufoptionen zu Filmtiteln an. Auch aktuelle Film- und Kinonews werden angezeigt.]]

Link:

-Flimmit

Neben Flimmit bietet auch der Wiener Filmverleih Filmladen Downloads im Netz an. Das Angebot umfasst mehr als 100 Titel aus dem Arthouse- und Programmkinobereich. Film-Downloads gibt es ab vier Euro. Auf Kopierschutz wird verzichtet. Dafür werden die Dateien mit einem Wasserzeichen versehen.

Link:

Filmladen Download Shop

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Martin Jan Stepanek

martinjan

Technologieverliebt. Wissenschaftsverliebt. Alte-Musik-Sänger im Vienna Vocal Consort. Mag gute Serien. Und Wien.

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Martin Jan Stepanek

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