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Breitband

Glasfaser: "Österreich weit abgeschlagen"

Die Zahlen sprechen eine eindeutige Sprache. Während führende asiatische Regionen bis zu 40 Prozent an Glasfaseranschlüssen vorweisen können, liegt Österreich bei Fibre to the Home (FTTH) bzw. Fibre to the Building (FTTB) immer noch bei unter einem Prozent. Schuld daran ist Tauber zufolge neben fehlendem Commitment der Politik auch der harte Marktkampf auf dem mobilen Sektor.

Festnetz-Ausbau vernachlässigt

"Durch den enormen Ausbau der mobilen Netze wurde der Festnetz-Ausbau stark vernachlässigt. Um stabile Highspeed-Verbindungen von 100 Mbit/s und mehr zu gewährleisten, führt aber kein Weg an Glasfaser vorbei", meint Tauber. Denn neben der stabilen Download-Geschwindigkeit spiele zukünftig vor allem der Upload eine bedeutende Rolle.

Aus diesem Grund stellen sämtliche Mobilfunktechnologien bis hin zu LTE keine echte Alternative dar, zeigt sich Tauber überzeugt: "Um jeden User auch in Stoßzeiten über das mobile Netz mit 100 Mbit/s und mehr zu versorgen, müsste man praktisch in jedem zweiten Haus eine Basisstation installieren. Damit ist aber auch der Kostenvorteil bei der Errichtung der Infrastruktur dahin." Die Diskussion Mobilfunk oder Glasfaser ist laut Tauber ohnehin verfehlt. "Das sind zwei komplementäre Technologien, die ihren jeweiligen Zweck erfüllen."

Mobilfunker als Gegner

Vor allem die Mobilfunker haben sich in der Vergangenheit stets als Gegner des forcierten Glasfaserausbaus positioniert. Noch auf dem Salzburger Telekomforum im August bezeichnete Orange-CEO Michael Krammer den Wunsch nach Glasfaser in Österreich als "prähistorische Forderung" . Auch Hutchison-Austria-Chef Jan Trionow bezweifelte die Wettbewerbsfähigkeit der seiner Meinung nach "teuren Infrastruktur".

Ganz ohne Förderprogramme werde der Glasfaserausbau in entlegenen ländlichen Regionen auch nicht gehen, gibt auch Tauber zu. Mit der entsprechenden Planung und Koordination zwischen Gemeinden und Netzbetreiber könne der Kostenfaktor aber entscheidend eingedämmt werden. Im Waldviertel etwa entschieden sich die Bürgermeister der Gemeinden St. Martin, Großschönau und Bad Großpertholz dafür, den Kanalbau mit dem Glasfaserbau zu verbinden. Das kuriose FTTH-Netz mitten im Waldviertel wird von den jeweiligen Gemeinden betrieben und über das gesetzlich geregelte Entgelt an die jeweiligen Provider vermietet.

Miete statt Eigentum

"Dass Glasfaser-Infrastruktur von Betreibern angemietet wird, ist ein Konzept, dass etwa in Schweden seit zehn Jahren perfekt funktioniert und maßgeblich zum raschen Ausbau des Glasfasernetzes geführt hat. Ohne Partnerschaftsmodelle zwischen den Betreibern wird es in ländlichen Gegenden ohnehin nicht gehen", erklärt Tauber. Schweden liegt in der aktuellen europäischen FTTH-Statistik mit einer Durchdringungsrate von 12,9 Prozent hinter Litauen auf dem zweiten Platz.

Gerade für ländliche Regionen schaffe der Anschluss an ein leistungsstarkes Breitbandnetz neue Perspektiven. Wie man anhand einiger Vorzeigeregionen in Spanien, Portugal, aber auch Schweden sehe, könne die Abwanderung durch eine schnelle Internet-Infrastruktur gestoppt werden. "Meistens siedeln sich nach zwei bis drei Jahren wieder Betriebe in diesen Regionen an. Für Arbeitnehmer bedeuten moderne Kommunikationsformen wie Video-Konferenzen, aber auch Cloud Computing, dass ihre ständige physische Anwesenheit in der Firmenzentrale nicht mehr notwendig ist", so Tauber.

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(Martin Stepanek)

Das FTTH Council Europe mit Sitz in Brüssel wurde 2004 gegründet. Aktuell vereint es rund 150 Industrieunternehmen, die das Thema Glasfaserausbau für Privat- und Businesskunden vorantreiben wollen. Um seine Neutralität zu wahren, finden sich keine Operator unter den Mitgliedern.

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Martin Jan Stepanek

martinjan

Technologieverliebt. Wissenschaftsverliebt. Alte-Musik-Sänger im Vienna Vocal Consort. Mag gute Serien. Und Wien.

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