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Suchmaschinen

Google-Alternativen verzichten auf Nutzerdaten

Die einen fürchten staatliche Behörden, die von Google Nutzerdaten fordern, die anderen die Datenkrake Google selbst: Weil die holländische Firma Surfboard Holding BV steigende Nachfrage nach einer Internet-Suche ortet, die keine Daten über de Nutzer sammelt, hat sich sich Datenschutz-Suchmaschine Ixquick gekauft. Unter Startpage.com will man die “diskreteste Suchmaschine der Welt” anbieten - und das alles basierend auf Google-Suchtreffern.

“Die Internetsuche ist eine der persönlichsten Dinge, die man tun kann. Bei Facebook überlegt man vielleicht noch, aber in eine Suchmaschine tippt man alles hinein”, sagt Jörg Bauer, der Startpage in Österreich vertritt, zur futurezone. Deswegen hätte man Startpage als eine Art “Firewall zwischen Google und dem User” konzipiert, die zwischen den beiden vermittelt und dabei zweierlei macht: Einerseits löscht sie alle personenbezogenen Daten heraus, bevor die Suchanfrage bei Google eingeht, andererseits schaltet sie den Filter aus, den Google zum Zweck der Personalisierung über die Suchergebnisse legt.

“Unsere Suchmaschine speichert überhaupt keine User-basierten Daten, also weder IP-Adresse noch das Suchverhalten, und verwendet keine Cookies”, sagt Bauer. Deswegen seien neue Nutzer oftmals verwundert, wenn sie Startpage das erste Mal probieren - immerhin würden sich die Startpage-Ergebnisse von jenen, die Google an eingeloggte Nutzer liefert, oft sehr deutlich unterscheiden. Mit Startpage könne man aus der Personalisierung ausbrechen. Bauer: “Diese Such-Blase verhindert Evolution im Internet, weil jeder nur mehr im Kreis surft und seinen Erfahrungsschatz nicht mehr erweitern kann.”

Bei Google lässt sich die Personalisierung von Werbung abschalten, mehr Informationen dazu gibt es unter www.google.at/gutzuwissen.

Unterschiede zwischen USA und EU
In den USA sorgt mit DuckDuckGo (der Name ist an das Kinderspiel “Duck, Duck, Goose” angelehnt) ebenfalls eine auf Datenschutz getrimmte Suchmaschine seit einiger Zeit für Aufsehen. Ähnlich wie Startpage will DuckDuckGo keine persönlichen Daten und keine Suchprofile über Nutzer anlegen. Macher Gabriel Weinberg, Absolvent der Eliteuniversität MIT, indexiert das Web mit Hilfe des eigenen Web-Crawlers DuckDuckBot, außerdem werden andere offene Datenquellen wie Wikipedia, Wolfram Alpha, Last.fm oder KnowYourMeme für die Ergebnisanzeige angezapft.

Trotz minimalem Marktanteil von weniger als einem Prozent scheint Google den Mini-Rivalen gut im Auge zu haben: So erinnern die neuen Knowledge-Graph-Boxen mit Zusatzinfos zu Suchanfragen frappant an die Infoboxen, die DuckDuckGo zu bestimmten Suchbegriffen (z.B. Wien, Amadeus, Red Bull) ganz oben einblendet.

Im Unterschied zu DuckDuckGo ist Startpage allerdings von EuroPriSe zertifiziert und auf die Einhaltung von EU-Datenschutz geprüft.

Wie DuckDuckGo hat auch das europäische Startpage eine Kooperation mit dem Anonymisierungs-Dienst TOR. Wer beim Internet-Surfen nicht von den besuchten Web-Diensten erfasst werden will, muss dazu aber nicht TOR benutzen, sondern kann von den Startpage-Ergebnissen über einen Proxy weitersurfen. Dazu klickt man beim jeweiligen Treffer auf “Anzeige über den Ixquick Proxy” und wird dann über einen der Startpage-Server (z.B. jene in den Niederlanden) an die Web-Adresse weitergeleitet. Diese Anonymisierung verlangsamt das Internet-Surfen nicht nur (Webseiten laden deutlich langsamer), sondern hat auch einige andere, unliebsame Auswirkungen.

Weil die Webseite glaubt, dass gerade ein Niederländer sie aufruft, schalten etwa Facebook oder YouTube auf die niederländische Sprachausgabe um - der Nutzer muss selber wieder umschalten. Laut Startpage handelt es sich dabei aber nur um einen temporären Bug, der jetzt nicht mehr zum Tragen kommt. Außerdem sind bei Startpage Familienfilter standardmäßig aufgedreht, JavaScript-Applikationen und Flash-Plugins werden aus Sicherheitsgründen nicht geladen. Alles in allem ein langsameres, abgespeckteres Surf-Erlebnis.

Zu Lasten der Nutzerfreundlichkeit
“Wenn man seine Datensicherheit gewährleisten will, dann geht das zu Lasten der Geschwindigkeit”, sagt Bauer. “Bei uns sind sicher einige Sachen von Haus nicht komfortabel, aber man ist eben von Haus aus auch sicher unterwegs.” Wer Startpage regelmäßig nutzen wolle, solle sich seine präferierten Einstellungen vornehmen und sich diese per URL als Startseite oder Lesezeichen im Browser einrichten. Apropos Browser: Die Macher des Anonymisierungs-Dienstes TOR haben Startpage in ihrem Browser Bundle zur Standardsuche gemacht.

Startpage zahlt für die Verwendung der Suchergebnisse eine Gebühr an Google, finanzielle Details werden nicht verraten. Damit sich der Betrieb finanzieren lässt, werden Werbe-Anzeigen von Google zugespielt. Bauer: “Wir finanzieren uns wie jede andere Suchmaschine mit Werbung, aber die wird nicht personalisiert.”

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Jakob Steinschaden

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