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Hoffnung für Simbabwe: Ein Facebook-Pastor gegen Mugabe

Simbabwes Langzeitpräsident Robert Mugabe hat in über 30 Jahren an der Macht schon viele Gegner kalt gestellt. Die Opposition hat nichts mehr zu melden. Doch im Zeitalter von Facebook und WhatsApp hat sich ein freundlicher Pastor zur größten Bedrohung des 92-Jährigen Staatschefs entwickelt. Aus einem persönlichen Wutausbruch wurde eine Massenbewegung.

„Eines Tages werden wir in einem Simbabwe leben, auf das wir stolz sein können“, verspricht Mawarire seinen Fans per Videobotschaft. Um den Hals trägt er Simbabwes bunte Flagge, sie ist sowohl Namensgeber als auch Symbol für die Protestbewegung #ThisFlag. Der Pastor einer Pfingstgemeinde in der Hauptstadt Harare fordert auf Englisch und in der Landessprache Shona die Simbabwer auf, das Handeln der Regierung nicht einfach hinzunehmen. „Wir müssen diese Regierung weiter dafür zur Rechenschaft ziehen, wie sie mit öffentlichen Geldern umgehen, auch in Bezug auf Justiz, Korruption und Armut.“ Bis vor kurzem war der 39-jährige Kirchenmann noch völlig unbekannt. Inzwischen kennt in Simbabwe fast jeder den Schwarzen mit der Glatze und einer übergroßen Brille - entweder als Nationalhelden oder als Landesverräter.

Angst um Familie

Alles begann mit den Schulgebühren für seine beiden Töchter, die er sich nicht mehr leisten konnte. Simbabwes Wirtschaft liegt brach, es gibt kaum Arbeit, seit Monaten ist sogar das Bargeld knapp. Hunderttausende sind bereits ausgewandert. Mawarire wusste sich nicht mehr zu helfen. „Ich hatte Angst. Für mich als Mann ist es schwer zuzugeben, dass ich es nicht schaffe, meine Familie zu versorgen“, sagte er in einem Interview.

Während er nicht wusste, wie er ein paar hundert Dollar für Schulgebühren zahlen sollte, wurde bekannt, dass die Regierung nicht erklären konnte, wohin 15 Milliarden Dollar Einnahmen aus Diamantgeschäften verschwunden waren. Dann band sich Mawarire im April die Flagge um und machte seinem Ärger in einem Video auf Facebook Luft. Er wollte Dampf ablassen. Er dachte nicht, dass es sein Leben verändern würde.

Unterstützung

Doch das Video verbreitete sich rasant im Internet. Tausende Menschen änderten in sozialen Netzwerken ihre Profilfotos, um sich auch mit der Flagge zu zeigen. Wenn man hart arbeite und seine Kinder trotzdem nicht zur Schule schicken könne, dann müsse sich das System ändern, fordert Mawarire. „Wir lieben Simbabwe zu sehr, um zuzusehen, wie das Land untergeht. Es reicht jetzt.“

Die Regierung machte sich zunächst über Mawarire lustig. Die Kampagne sei nur „der Furz“ eines Pastors, sagte im Mai über Twitter ein langjähriger Mugabe-Getreuer, Bildungsminister Jonathan Moyo. Doch Mawarires patriotische und friedliche Appelle, fern von allen politischen Parteien, verbreiteten sich wie ein Lauffeuer.

Proteste

Dann gelang der Bewegung der Sprung vom Internet auf die Straßen Simbabwes: am 6. Juli folgten in den Städten Zehntausende einem Streikaufruf und legten Banken, Schulen, Geschäfte und sogar Behörden lahm. Die Regierung ließ WhatsApp und Facebook abschalten, doch es wurde trotzdem die größte Protestaktion seit vielen Jahren.

Unsere Bewegung hat die Menschen aus dem Schlaf wach gerüttelt“, sagt Mawarire. Doch Mugabes Regierung geht harsch gegen Kritiker vor. Nach dem Streik wurde Mawarire festgenommen. Ihm wurde der versuchte Sturz der Regierung zur Last gelegt. Am Tag der Haftanhörung harrten aus Solidarität Tausende friedlich vor dem Gerichtsgebäude aus. Er kam wegen eines Formfehlers frei. Als er vor dem Gericht die Menge sah, weinte er. „Das ist das Wunder dieser Bewegung. Die Menschen in Simbabwe stehen auf gegen Ungerechtigkeit und Brutalität.“

Ausreise

Doch Mawarire fürchtete um seine Sicherheit und reiste zunächst ins benachbarte Südafrika aus. Gerüchte, dass er etwa in den USA Asyl beantragt habe, weist er zurück. „Simbabwe ist meine Heimat. Wir müssen unser Land wieder aufbauen.“ Selbst wenn ihm dort etwas zustoße, werde sich der Wunsch der Simbabwer nach Veränderung nicht in Luft auflösen. „Die Regierung könnte mich einsperren, sie könnten mich töten, aber die Bürger Simbabwes wollen ihre Freiheit.“

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