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iPhone lässt Apples Kassen klingeln

Als Ende Mai Apples Surf-Tablett iPad erstmals in Deutschland verkauft wurde, schaffte es diese "News" sogar in die Schlagzeilen heimischer Radio-Stationen, obwohl es das iPad erst zwei Monate später zu kaufen gab. Während etwa Nokia den Markt pro Jahr mit rund 50 Handys "überschwemmt", gewinnt Apple-Chef Steve Jobs mit nur einem oder zwei Geräten die volle Aufmerksamkeit. "Jobs baut seine Marken ohne Werbung auf", weiß der Spezialist für strategische Markenpositionierung Michael Brandtner. "Zuerst legt er eine klare Positionierung des Geräts fest und dann inszeniert er die Produkteinführung."

Taktik

Die große Präsentation ist die erste Szene dieser Inszenierung, der US-Start die zweite. Die dritten, vierten und fünften Szenen sind die Verkaufsstarts in anderen Ländern. "Auf diese Weise lässt sich die Phase der PR und Mundpropaganda geschickt verlängern, anstatt sie durch einen globalen ,Big Bang‘ auf einmal zu verschleißen." Jobs ist so etwas wie ein iGuru des Markenaufbaus, doch seit einiger Zeit ist das Image angekratzt. Schuld ist "Antennagate".

Beim iPhone 4 wurden zum Verkaufsstart gleich Empfangsprobleme gemeldet, die zum Teil auch jetzt noch auftreten. Hält man das iPhone 4 so, wie man Handys hält, verschlechtert sich die Antennenleistung und es kann zu Gesprächsabbrüchen kommen. Anfangs forderte Jobs die Nutzer auf, das Handy "anders zu halten", was ihm heftige Kritik einbrachte. Bei einer Pressekonferenz entschuldigte er sich später, aber anstelle einer Rückruf-Aktion gab es für jeden iPhone-4-Käufer eine Gummi-Schutzhülle für das Handy. Mittlerweile häufen sich auch Berichte, wonach das Glas des iPhone 4 sehr viel leichter zu Bruch gehen soll als bei den Vorgängermodellen.

Kritik der Konkurrenz

Den Unmut der Konkurrenz zog sich Jobs zu, als er BlackBerry, HTC und Samsung vorwarf, dass es bei deren Geräten zu ähnlichen Empfangsproblemen käme. Was schlichtweg nicht stimmt.
Für Kritik ist Jobs nicht empfänglich, was ob der Rekord-Bilanz nicht verwunderlich ist. Es wird aber nicht in dieser Tonart weitergehen, ist Brandtner überzeugt. "Apple war früher eine Nischenfirma und wird immer mehr Player am Massenmarkt und muss sich diesen Spielregeln unterwerfen." Er ortet zudem das Problem, dass sich Apple in zu viele Richtungen bewegt - Computer, Handy, Software, Internet-Werbung iAd, Online-Shop iTunes. "Steve Jobs muss sich entscheiden, wo er in fünf Jahren mitmischen will", so Brandtner. Sonst wird er ein IT-Gemischtwarenhändler, bei dem man nicht mehr weiß, wofür er steht.

(Gerald Reischl, Claudia Zettel)

Strenge Regeln=
Wir sehnen den Tag herbei, an dem es eine gute Alternative zum iPhone gibt", so ein Handy-Betreiber-Chef im Interview. Kritisiert wird Apples dominantes Verhalten. Jedes Inserat, jede Kampagne, jeder Preis muss mit der Apple-Zentrale abgesprochen sein. Gelangen Geräte oder Informationen zu früh an die Öffentlichkeit, muss der Betreiber/Händler hohe Pönalen leisten und wird im schlimmsten Fall von der Liste der Apple-Kunden gestrichen. Hinzu kommt Apples herrschaftliches Denken. Abgesehen davon, dass Apple zensuriert, was an Apps für iPhone oder iPad im eigenen Store angeboten wird - erotische Apps sind etwa vollständig verboten - ist immer mehr Kunden wie auch Experten die Datensammelleidenschaft des Konzerns ein Dorn im Auge. Im Juni wurde bekannt, dass Apple für bestimmte Dienste genaue Standortdaten des Nutzers erhebt und weitergibt und auch Positionen von WLAN-Hotspots und Handy-Sendemasten sammelt - über das iPhone, ohne die Nutzer darüber zu informieren. Ähnliches ist Google bei seiner "unbeabsichtigten" Streetview-Spionage passiert. Viele fürchten nun, dass nach Google auch Apple zu einem Big Brother mutieren könnte.

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