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Zensur

Iran drosselt Internet bei Unruhen

Schon 2010 waren Meldungen aufgetaucht, wonach die Internetverbindungen im Iran vor angekündigten Protesten auf mysteriöse Weise dramatisch an Leistungsfähigkeit verloren haben, wie die Technology Review berichtet.  Der Internet-Sicherheitsexperte Collin Anderson hat einen Weg gefunden, politisch gewollte Bandbreiten-Engpässe mittels öffentlich verfügbaren Daten von Verlangsamungen durch hohe Last oder Equipment-Ausfälle zu unterscheiden.

Einer der Vorteile von Drosselungen war bislang, dass eine politische Absicht schwer zu beweisen war, da auch andere Ursachen zu einer Verlangsamung führen können. Die Daten, auf die Anderson zugreift, stammen vom Measurement Lab (M-Lab), einer NGO, die Open Source Software zur Performance-Messung von Netzwerkverbindungen verteilt. Seit 2009 führt das M-Lab täglich 200.000 Verbindungstests durch.

Riesige Datenmengen
So sind bereits über 700 Terabyte an Daten gesammelt worden. Die Informationen sind für Forschungszwecke frei verfügbar. Anderson hat sich auf Daten aus dem Iran seit 2010 konzentriert und zwei länger anhaltende Perioden mit verdächtigen Bandbreitenrückgängen identifiziert. Die Download-Datenraten sanken dabei um 69 beziehungsweise 77 Prozent. Beide Engpässe fallen zeitlich mit Protesten im Land zusammen.

Zusätzlich fand Anderson acht oder neun kurzzeitigere Einschränkungen der Bandbreite, die auf bewußte Manipulation zurückgehen. Der Experte hat zu Vergleichszwecken auch die Auswirkungen einer gekappten Hauptdatenleitung im Iran auf die Datenraten untersucht und ist zum Schluss gekommen, dass die verdächtien Drosselungen zu umfangreich und massiv waren, um auf technische Ursachen oder hohes Traffic-Aufkommen zurückzugehen. Anderson will weiter forschen, um mehr Informationen über das genaue Vorgehen der iranischen Regierung zu finden. Auch andere autoritäre Regime solen unter die Lupe genommen werden.

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