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Zensur

Japanische Polizei will Tor-Netzwerk blockieren

Die japanische "nationale Polizeibehörde" (NPA), die Bundesverwaltungsbehörde der japanischen Polizei, fordert laut einem Bericht der Tageszeitung "The Mainichi" Internetprovider dazu auf, den Zugang zum Tor-Netzwerk zu sperren. Demnach sollen ISPs ihren Nutzern den Zugang sperren, sobald diese das Tor-Netzwerk "missbrauchen" würden. Da jedoch der Traffic, der über das Tor-Netzwerk geführt wird, anonymisiert wird und so nicht vom ISP einsehbar ist, wäre automatisch jeder Nutzer von Tor in Japan von diesem Verbot betroffen.

Fehlerhafte Ermittlungen
Der Forderung nach einem Verbot von Tor geht ein etwas ungewöhnlicher Fall voraus. Ende 2012 begann ein Nutzer unter dem Namen Demon Killer Todesdrohungen auf öffentlichen Foren zu verbreiten. Er verwischte seine Spuren, indem er die Kontrolle über mehrere Computer übernahm und seine Nachrichten über diese verbreitete. Die unwissenden Nutzer wurden von der Polizei verhaftet und waren laut Polizei auch geständig. Laut Wired hat die japanische Polizei jedoch den Ruf, Geständnisse von Verdächtigen zu erzwingen. Die Drohungen wurden jedoch fortgesetzt, weswegen die Verdächtigen wieder freigelassen wurde.

Hinweise auf Tor
Der Hacker wurde offenbar mutig und lockte die Polizei kurz nach Neujahr auf eine kleine Insel südlich von Tokio, wo er eine Katze mit einem USB-Stick an ihrem Halsband platzierte. Darauf fand die Polizei Informationen, die nur dem Hacker bekannt sein konnten. Dank einer Überwachungskamera konnte der Täter jedoch als der 30-jährige Yusuke Katayama identifiziert werden. Bei der Beschlagnahmung von Katayamas technischem Equipment wurde unter anderem festgestellt, dass er Tor verwendet hatte, um seine Spuren zu verwischen.

Empfehlung von Kommission
Daraufhin wurde eine Sonder-Kommission eingerichtet, die über Methoden zur besseren Verhinderung derartiger Verbrechen diskutierte. Im Bericht dazu heißt es unter anderem, dass "freiwillige Maßnahmen" der Provider das beste Mittel darstellen würden. Dazu zählt auch das Blockieren von Anonymisierungs-Diensten wie Tor. In China werden derartige Verbindungen bereits seit mehreren Jahren blockiert, laut verschiedenen Medienberichten relativ erfolgreich. Tor ist insbesondere in Ländern mit strikten Zensurmaßnahmen sehr wichtig, da es den Zugang zu gesperrten Inhalten im Internet erlaubt

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