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Netzangriff

Kalter Cyberkrieg: Westen rüstet auf

"Wir sind noch längst nicht gegen Angriffe aus der Cyber-Welt gerüstet", sagte ein Angehöriger der US-Geheimdienstes CIA gegenüber der Nachrichtenagentur dapd am Montag. Die USA malen bereits seit mehreren Jahren ein düsteres Bild von der angeblichen chinesischen Cyberbedrohung. Schon 2008 warnte ein US-Kongressbericht davor, dass über 250 Hacker-Gruppen von der chinesischen Regierung zu Angriffen motiviert worden seien.

Deutscher Geheimdienst warnt

Aber auch in Deutschland werden zunehmend große Geschütze aufgefahren, um im Falle eines Cyberkriegs nicht als Verlierer dazustehen. Wie aus Berliner Verteidungskreisen zu hören ist, plant die deutsche Regierung eine "virtuelle Verteidigungslinie" aufzubauen und ein eigenes Cyber-Abwehrzentrum einzurichten. Als Staatsfeind Nr. 1 wird auch hier China hochstilisiert. "Tausende von Militärspezialisten wurden für Attacken bei einem Krieg im Netz vorbereitet", erläuterten deutsche Geheimdienstler gegenüber der dapd.


Das Bundesamt für Verfassungsschutz sprach heute, Montag, von rund 1600 Angriffe auf PC und Großrechner von Bundesministerin und anderen Behörden im Zeitraum von Januar bis September 2010. Die Zahlen bedeuten eine Verdopplung im Vergleich zu den ersten drei Quartalen 2009, sagte die BfV-Sprecherin. Laut Bundesverfassungsschutz wird die Zunahme an elektronischer Spionage vor allem Nachrichtendiensten aus China und Russland zugeschrieben.

Die USA hatten im vergangenen Mai ein neues "Cyber-Command" gegründet, das für die "vierte Dimension der Kriegsführung" zuständig ist. Auch Großbritannien rüstet nach Darstellung seines Geheimdienstes MI 6 zunehmend digital auf. Nach Angaben von NATO-Generalsekretär Anders Fogh Rasmussen soll sich das Atlantische Bündnis nicht nur gegen die bisher herkömmlichen militärischen Angriffe zu Boden, in der Luft und auf dem Wasser, sondern auch gegen Attacken über das Internet gemeinsam verteidigen.

==NATO: Cyber-War als Angrifsszenario

Die NATO hatte auf ihrem Gipfel von Lissabon im November zum ersten Mal den "Cyber-War" in ihr strategisches Konzept aufgenommen. Sie entschied, dass zu den neuen Bedrohungen neben dem Terrorismus und der wachsenden Fähigkeit von Staaten zur Nutzung ballistischer Raketen auch Internetangriffe auf strategische Netze gezählt werden müssen.

Zum Bedauern von Militärs im NATO-Hauptquartier in Brüssel hat das Bündnis aber nicht die Frage des "Bündnisfalles" im Fall des "Cyber-Krieges" geklärt. Das neue NATO-Strategie-Konzept beschränkt die "Artikel-5-Option" auf militärische und terroristische Angriffe.

Deutsche Politiker wie Außenminister Guido Westerwelle, aber auch die Opposition haben sich bisher klar gegen gemeinsame Militärschläge aufgrund von Cyberattacken ausgesprochen .

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(futurezone/dapd)

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