Österreich

Mangelberuf Programmierer: Kritik an Studienbeschränkung

Die IT- Branche kritisiert die im Sommer 2016 eingeführte Einschränkung der Studienplätze an der Uni Wien und der TU Wien. Sie habe den Fachkräftemangel noch verschärft, aktuell seien rund 5.000 IT-Stellen unbesetzt. Werde diese Einschränkung nicht abgeschafft, laufe die vergangene Woche vorgestellte „digital roadmap“ der Bundesregierung teilweise ins Leere.

Gefragt, aber schwer zu studieren

„Nur präsentieren ist zu wenig“, so Alfred Harl, Obmann des Fachverbandes für Unternehmensberatung, Buchhaltung und Informationstechnologie (UBIT). Und er ergänzt: „Die Tatsache, dass sich IT-Berufe wie der Programmierer auf der Liste der Mangelberufe wiederfinden und gleichzeitig Studienplätze reduziert werden, sollte alle Alarmglocken schrillen lassen.“ Die Nachfrage ist hoch: Bereits zwei Drittel der Studenten arbeitet während dem Studium, jeder vierte (Universität) bzw. achte (FH) Student findet zudem binnen weniger als einem Monat nach Abschluss einen Job.

Außerdem müsse dringend die Zahl der Studienabbrecher reduziert werden. Derzeit würde rund jeder Zweite nach den beiden ersten Semestern das Informatikstudium abbrechen. Das widerspricht jedoch dem aktuellen Trend. Binnen vier Jahren – von 2011 auf 2015 – sei die Zahl der Informatik-Studienanfänger an österreichischen Universitäten um 40 Prozent angestiegen, an FHs um 18 Prozent. Die hohen Ausfälle trotz Interesse der Studierenden seien vor allem auf die deutlich erschwerte Einführungsphase zurückzuführen.

"Wie heiße Kartoffel"

Geht es nach der Studienvertreterin Sabrina Burtscher (Fachschaft) dann sind die ersten zwei Semester primär dazu da, die Studenten auszusieben. Außerdem seien diese Semester bei den Vortragenden extrem unbeliebt. „Die werden hin- und her geschoben wie heiße Kartoffel“, so Burtscher am Dienstag vor Journalisten. Dies sei aber nur der Gipfel des Eisbergs, weil die Lehre an der TU bei vielen Vortragenden an sich schon unbeliebt sei.

Harl vermisst auf den Unis nicht nur die Studienplätze, sondern auch die Transparenz. „Wir wissen nicht ob die Unis richtig dotiert sind. Und wir wissen nicht warum die Drop-out-Rate so hoch ist“, kritisiert er. Mit einem regelmäßigen Statusreport zur IKT-Ausbildung und dem Fachkräftebedarf in Österreich will UBIT hier künftig für Druck sorgen. Auch der Frauenanteil wird hier unter die Lupe genommen. Dieser liege an der TU Wien meist bei knapp 20 Prozent, an anderen Universitäten schwankt er stark, liegt aber meist deutlich unter 20 Prozent.

Kritik an Digital Roadmap

Doch nicht nur im Bildungsbereich müsse die „digital roadmap“ noch mit Leben erfüllt werden, auch beim Praxisbezug hapere es. „Die digital roadmap hat keine Termine und keine klaren Verantwortlichkeiten“, so Harl. Man wisse nicht einmal so recht wer die wahren Ansprechpartner für die Probleme der Branche sind. Was fehle sei ein „IT-Minister“.

Die „digital roadmap“, also die digitale Gesamtstrategie für die Republik, wurde vergangenen Donnerstag von Digitalisierungsstaatssekretärin Muna Duzdar (SPÖ) und Wirtschaftsstaatssekretär Harald Mahrer (ÖVP) vorgestellt. Die Umsetzung der Digitalisierungsstrategie wurde unter anderem vom neu gegründeten Chaos Computer Club Wien scharf kritisiert.

Hat dir der Artikel gefallen? Jetzt teilen!

Kommentare