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IMSI-Catcher

Moskauer Metro spioniert Handy-Usern nach

Wie die russische Tageszeitung izvestia berichtet, soll ein neues Überwachungssystem in der Moskauer Metro installiert werden. Dieses System scannt alle Handys und gleicht deren Identifikationsnummern mit denen einer Datenbank ab. Sollte das Handy als gestohlen gemeldet worden sein, erstellt das System ein Bewegungsprofil und warnt die Stationsaufsicht. Ein Beamter kann dann mittels Videoüberwachung den Täter identifizieren und festnehmen.

Laut Endrey Mokhov könne das System die Nummer in einem Radius von 5 Metern auslesen. Damit es flächendeckend funktioniere, müssen die entsprechenden Sensoren in jeder Überwachungskamera, sowohl in der Station als auch in den U-Bahn-Waggons, installiert werden.

Technische Details zu dem System werden in dem Artikel genannt. Mokhov spricht jedoch davon, dass es nicht darauf ankomme, ob das Mobiltelefon gerade für Telefonie oder SMS genützt werde, sondern nur, dass die SIM-Karte noch im eingeschalteten Gerät ist. Experten gehen deshalb davon aus, dass es sich bei dem System um einen IMSI-Catcher handelt.

IMSI-Catcher
Ein IMSI-Catcher gaukelt dem Handy vor, die stärkste Sendestation im Umkreis zu sein. Wenn sich das Mobiltelefon mit ihm verbindet, wird die IMSI-Nummer, die die weltweit einmalige Identifikationsnummer der SIM-Karte ist, ausgelesen. Laut dem Spiegel werden ähnliche Systeme von Behörden, etwa bei Demonstrationen, eingesetzt. Wie Ars Technica berichtet, ist diese Art der Überwachung rechtlich legal. Technisch gesehen würde den SIM-Karten gefolgt werden, die Eigentum der Provider sind, und nicht bestimmten Personen.

Experten befürchten jedoch, dass das Moskauer System nicht bloß der Wiederbeschaffung von gestohlenen Smartphones dient. Laut Alexander Ivanchenko von der Russian Security Industry Association, übersteigen die Installation- und Betriebskosten deutlich den Wert der gestohlenen Handys. Es wird vermutet, dass hier primär ein Überwachungssystem für die Nutzung durch den Staat aufgebaut wird, mit dem etwa automatisch die Bewegungen von Ausländern aber auch Regierungskritikern verfolgt werden können. Zudem sei es mit der IMSI-Nummer möglich, Sprachtelefonie abzuhören und dem User daran zu hindern, zu telefonieren oder SMS zu verschicken.

In wie weit es Pläne gibt, die IMSI-Nummern automatisch mit Videoaufnahmen von Kameras abzugleichen, etwa auch mittels Gesichtserkennung, ist nicht bekannt. Laut BBC Russia könnte das System bereits Ende 2013/Anfang 2014 in Betrieb gehen.

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