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Netzpolitik

Impfanmeldung: Problem bei Wiener Datenbank führte zu Chaos

Die Stadt Wien wollte ursprünglich 35.000 Lehrer und Elementarpädagogen in Wien bei der Corona-Impfung vorziehen. Doch nun dürften auch Uni-Lektoren und -mitarbeiter geimpft werden, sofern sie sich noch am Montag dafür angemeldet hatten. Warum das so kam, lag vor allem an einem technischen Problem.

Wie die Verwirrung begann

In der Impfplattform, in der man sich voranmelden konnte, gab es eine Kategorie für Lehrer und „Bildungspersonal“. Zum „Bildungspersonal“ zählten etwa auch Hochschulen und Unis. Viele Personen hatten sich in dieser Gruppe vormerken lassen. Diese Personen bekamen dann - zusammen mit den Lehrern und Elementarpädagogen - eine Mail, dass sie sich zur Corona-Impfung anmelden können.

Ein Tweet von Mario Dujakovic, dem Mediensprecher von Stadtrat Peter Hacker, zufolge seien Uni-Bedienstete als „Bildungspersonal“ zu bewerten gewesen. Beides zusammen hatte dazu geführt, dass die WU Wien sowie der Betriebsrat der Uni Wien entsprechende Informationen an die Lehrenden verschickt hatte.

So sah die Anmeldemaske zu den Impfterminen aus

Technische Überlastung

Im technischen System der Impf-Anmeldeplattform waren diese auch in der Kategorie „Bildungspersonal“ vorgesehen. Dies wurde dann, als der Fehler bemerkt wurde, von Seiten der Stadt Wien umgestellt und Uni-Bedienstete aufgefordert, ihre Covid-19-Impftermin-Buchungen wieder zu stornieren. Man sprach von einer „Falschmeldung“. Die Priorisierungsgruppe „SchülerInnen, Studierende, Universitätspersonal und Erwachsenenbildung“ wurde nach Bemerken des Problems eingeführt.

Wie viele Uni-Bedienstete sich in der Zwischenzeit angemeldet hatten, ist unklar. Das geht aus den Anmelde-Daten nämlich gar nicht klar hervor. Auf jeden Fall war das System teilweise überlastet und das Portal brach am Montag zeitweise komplett zusammen, so dass gar keine Anmeldung mehr möglich war.

"Missverständnis" und Entschuldigung

Am Mittwoch kommunizierte Dujakovic, Mediensprecher des Stadtrats, nun auf Twitter, dass es sich um ein „Missverständnis“ gehandelt habe. Man wolle sich ausdrücklich für die „widersprüchliche und verwirrende Kommunikation“ entschuldigen, heißt es. Er betont, dass Mitarbeiter von Universitäten „grundsätzlich nicht vorgesehen“ gewesen seien, doch „aufgrund des technischen Problems“ werden sie nun, wenn sie sich bereits angemeldet haben, dennoch vom Impfservice Wien wegen eines konkreten Termins kontaktiert. Jeder, der sich unter „Bildungspersonal“ zur Corona-Impfung angemeldet habe, könne den Impftermin wahrnehmen, heißt es.

„Die laufende Pandemie ist eine enorme Drucksituation für alle Wienerinnen und Wiener, auch in der Verwaltung. Selbstverständlich können Fehler passieren. Wichtig ist, daraus zu lernen und konkrete Lösungen zu finden“, heißt es seitens der Medienstelle des Stadtrats gegenüber der futurezone.

Keine Überprüfung

Generell zeigt das technische Problem einige Schwachstellen der Impfvoranmeldungs-Plattform auf, die wohl auch in weiterer Folge nicht ganz unproblematisch sein könnten: So werden die Angaben, die Personen machen, etwa nicht bereits bei der Eingabe der Daten überprüft. Damit könnten sich Personen Impftermine ausmachen, die eigentlich noch gar nicht an der Reihe sind.

Weder, ob es sich bei den Lehrern um Lehrer handelt, noch bei den Uni-Bediensteten um Uni-Bedienstete, wurde bei der Anmeldung überprüft oder erfasst. Nikolaus Forgo, Universitätsprofessor an der Uni Wien, stellt dazu fest: „Es stellen sich viele, auch rechtliche, Fragen zur Implementierung der Datenbank, die hier sehr schmerzhaft offensichtlich geworden sind.“

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Barbara Wimmer

shroombab

Preisgekrönte Journalistin, Autorin und Vortragende. Seit November 2010 bei der Kurier-Futurezone. Schreibt und spricht über Netzpolitik, Datenschutz, Algorithmen, Künstliche Intelligenz, Social Media, Digitales und alles, was (vermeintlich) smart ist.

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