Saudi-arabischem Blogger droht Todesstrafe
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Der saudi-arabische Blogger Hamza Kashgari schrieb im Kurznachrichtendienst Twitter drei kritische Beiträge über den Propheten Mohammed. Nun droht ihm in seiner Heimat die Todesstrafe, berichtet „Spiegel Online“. Der 23-Jährige Autor wurde am Donnerstag auf dem Flughafen von Kuala Lumpur in Malaysia festgenommen.
Eine Freundin Kashgaris berichtet der Nachrichtenseite „The Daily Beast“, sie habe die Verhaftung beobachtet. Der saudi-arabischen Nachrichten-Website „SABQ“ zufolge laufen derzeit Verhandlungen über die Auslieferung Kashgaris an Saudi-Arabien.
Drei Tweets
Kashgari hatte am 4. Februar, kurz vor einem islamischen Feiertag zu Ehren des Geburtstags des Propheten Mohammed, drei Nachrichten bei Twitter abgesetzt. Darin hatte er unter anderem geschrieben: „An Deinem Geburtstag werde ich sagen, dass ich den Rebellen in Dir geliebt habe, dass Du mir immer eine Quelle der Inspiration warst und dass ich Deinen göttlichen Heiligenschein nicht mag. Ich werde nicht für Dich beten.“
Die drei Tweets lösten zunächst auf Twitter einen Sturm der Empörung aus. „The Daily Beast“ zufolge gab es allein am ersten Tag mehr als 30.000 Antworten auf Kashgaris Äußerungen. In vielen davon wurde er der Blasphemie beschuldigt, oft sein Tod gefordert. Als der Blogger, offensichtlich erschrocken von der Welle der Reaktionen, die Tweets löschte und um Vergebung bat, war es schon zu spät.
Privatadresse veröffentlicht
Via YouTube-Video hatte jemand seine Privatadresse öffentlich gemacht, in seiner lokalen Moschee suchten aufgebrachte Gläubige nach ihm. Seine Kolumne in einer Tageszeitung wurde vom saudi-arabischen Informationsminister verboten, die Verbreitung seiner Arbeiten landesweit untersagt. Unter Tränen forderte der Geistliche Scheich Nasser al-Omar vom saudi-arabischen König, Kashgari wegen Apostasie, also der Abkehr vom islamischen Glauben, verhaften zu lassen. Auf dieses Vergehen steht in Saudi Arabien die Todesstrafe. Also flüchtete Kashgari nach Malaysia.
Anfang der Woche erließ König Abdullah Berichten zufolge einen Haftbefehl. Wie es mit dem 23-Jährigen nun tatsächlich weitergeht, ist zur Zeit allerdings unklar. Eine offizielle Stellungnahme der malaysischen Regierung, ob Kashgari an Saudi-Arabien ausgeliefert wird, steht noch aus. Ebenso ist unklar, was dort mit ihm passieren würde. Ginge es nach den Fundamentalisten im Land, müsste er nach der Scharia zum Tode verurteilt werden. Dem „Wall Street Journal“ zufolge gibt es aber mindestens einen hohen Geistlichen, der erklärt habe, dem Blogger könnte vergeben werden.
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