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Kontrolle

Usbekistan startet staatliches Social Network

Zum 20. Jahrestag seiner Unabhängigkeit will Usbekistan sein eigenes Social Network starten. "Muloqot" heißt übersetzt "Dialog" und ist eine staatlich kontrollierte Alternative zu Facebook, welches gerade in den vergangenen sechs Monaten regen Zulauf erhielt. Ab 1. September soll Muloqot "die Bedingungen für die Bildung von hoher Moral schaffen, für die Bildung von Sporen zur erfolgreichen Entwicklung modernen Wissens und Erreichung von technischem Fortschritt", so Usbekische Regierungssprecher gegenüber central asia newswire.

Muloqot wird nur für usbekische Staatsbürger zugänglich sein. Diese können sich mit ihrer Mobiltelefonnummer registrieren und erhalten Anmeldeanweisungen per SMS. Laut Radio Free Europe/ Radio Liberty (RFE/RL) befinden sich bereits 1.700 Test-Nutzer im Social Network. Die Qualität der staatlichen Überwachung ließ sich bereits feststellen, als ein RFE/RL-Mitarbeiter staatlich unerwünschte Inhalte auf einer Muloqot-Pinnwand hinterließ und nach nur 15 Minuten gesperrt wurde. Ein Kollege pries dagegen die Tochter des authoritär regierenden Präsidenten Islam Karimov und durfte im Netzwerk verbleiben.

Usbeken von Facebook weglocken
Regimekritiker sehen den wahren Grund für die Errichtung eines staatlichen usbekischen Social Network in etwas anderem als der "Erreichung von technischem Fortschritt": "Ich glaube, die Authoritäten fürchten sich, dass in Usbekistan eine ähnliche Revolution wie im nahen Osten passieren könnte", zitiert central asia newswire den in Schweden lebenden usbekischen Oppositionellen Qudrat Babacon. "Die Geheimdienste können ausländische Social Networks und YouTube nicht überwachen, also mussten sie das Netzwerk erschaffen."

Immerhin berichtet RFE/RL auch, dass Muloqot modernen Design-Ansprüchen genügt. Das Social Network sei kostenlos, schnell, biete großzügigen E-Mail-Speicherplatz und die Möglichkeit zum Download von Musik und Filmen. Die einfache Navigation zeige, dass die Regierung es verstanden hat, mit Muloqot wettbewerbsfähig sein zu müssen. Über 85.000 Usbeken sind derzeit auf Facebook unterwegs. Noch mehr wenden sich dem russischen Netzwerk Odnoklassniki zu.

Kasachstan lässt Social Networks sperren
Dass es in Zentralasien bezüglich Social Networks große staatliche Bedenken gibt, hat unlängst

bewiesen. Die Regierung in Usbekistans Nachbarland ließ den Zugang zu mehreren Netzwerken wegen angeblicher Terrorismusgefahr sperren.

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