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Überwachung

Verizon musste NSA Verbindungsdaten zusenden

Die amerikanische Regierung hat drei vertrauliche Dokumente über die Spähprogramme des US-Geheimdienstes NSA öffentlich gemacht. Die freigegebenen Unterlagen enthalten Details über die Sammlung von Telefondaten von Millionen US-Bürgern. Die Dokumente seien im "öffentlichen Interesse" und mit dem Ziel "größerer Transparenz" deklassifiziert worden, teilte der Nationale Geheimdienstkoordinator (DNI) James Clapper am Mittwoch mit.

Die Veröffentlichung wird von Beobachtern als Versuch gewertet, innenpolitisch Klarheit in NSA-Fragen zu schaffen und damit dem wachsenden Widerstand im US-Kongress und in der Bevölkerung gegen Überwachung etwas entgegenzusetzen. Wirklich umfassende, neue Informationen bringen die Papiere allerdings nicht ans Licht. Sie legen nur in groben Zügen offen, unter welchen Voraussetzungen die massive Sammlung von Telefondaten stattfindet, die der Computerspezialist Edward Snowden Anfang Juni enthüllt hatte.

Handynetzbetreiber musste Daten übermitteln
Es handelt sich um Berichte aus den Jahren 2009 und 2011, außerdem den Beschluss eines Geheimgerichts vom vergangenen April, der vorgibt, nach welchen Regeln die Daten gespeichert und Ermittlern zugänglich gemacht werden sollen. Der Beschluss sieht vor, dass der Handynetzbetreiber Verizon identifizierte Metadaten Ermittlern zugänglich macht. Verizon taucht in den teilweise geschwärzten Dokumenten namentlich zwar nicht auf, wurde in Medienberichten aber übereinstimmend als der betroffene Handynetzbetreiber ausgemacht.

Kritik
Zeitgleich mit der Veröffentlichung im Internet befasste sich am Mittwoch der Rechtsausschuss des Senats in Washington mit den Papieren. Unter anderem wurden der stellvertretende US-Justizminister James Cole sowie der Vize-Chef der NSA, John Inglis, angehört. Die von der NSA gesammelten Daten enthielten keine Namen, keinen Ort und nicht den Inhalt der Gespräche, versicherte Cole vor dem Ausschuss. „Wir müssen sorgfältig prüfen, ob wir mit diesen Gesetzen zu weit gegangen sind“, sagte der Vorsitzende des Ausschusses, Patrick Leahy. Unter Umständen müsse das Programm ganz beendet werden
.
Der Enthüller Edward Snowden befindet sich nach wie vor auf der Flucht vor der US-Justiz. Sein Vater riet ihm aus Sicherheitsgründen zum weiteren Aufenthalt in Russland. „Wenn ich er wäre, würde ich in Russland bleiben“, sagte Lon Snowden in einer am Mittwoch ausgestrahlten Sendung des russischen Staatsfernsehens. In einem Video-Interview mit der „Washington Post“ bezweifelte er, dass seinem Sohn in den USA ein fairer Prozess gemacht würde.

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