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WHISTLEBLOWER

WikiLeaks darf Amazons Server nicht nutzen

"Wikileaks von Amazon-Server verdrängt. Freie Rede im Land der Freien", hieß es in einer Mitteilung der Aktivisten per Kurznachrichtendienst Twitter am Mittwoch (Ortszeit). Kurz zuvor hatte das US-Internet-Unternehmen Amazon die WikiLeaks-Dokumente von seinen Servern verbannt. Die Internet-Aktivisten hatten bei der Veröffentlichung der geheimen diplomatischen US-Depeschen auf den Amazon Web Service (AWS) zurückgegriffen, nachdem WikiLeaks-Server DDos-Attacken ausgesetzt waren.

Amazon habe "Probleme mit der Redefreiheit"

Per Twitter erklärte Wikileaks zu dem Schritt weiter: Wenn Amazon solche Problem mit der Redefreiheit habe, "sollten sie aufhören, Bücher zu verkaufen".

Amazon habe die Nutzung seiner Server durch WikiLeaks gestoppt, nachdem Mitarbeiter von US-Senator Joe Lieberman Nachforschungen angestellt hätten, berichtete der US-Fernsehsender CNN unter Berufung auf das Büro Liebermans. Der Vorsitzende des Senatsausschusses für Heimatschutz hatte Amazon mit einem Boykott gedroht, berichtete der britische "Guardian".

"Ich hätte mir gewünscht, dass Amazon diese Maßnahme früher ergreift angesichts der vorherigen Veröffentlichungen klassifizierter Informationen durch Wikileaks", heißt es in einer Mitteilung des Senators.

Nachdem WikiLeaks am Mittwoch längere Zeit nicht erreichbar war, wird die Whistleblower-Site laut "Guardian" mittlerweile wieder vom schwedischen Anbieter Bahnhof gehostet, dessen die Dienste die Aktivisten bereits früher in Anspruch nahmen.

Bürgerrechtler: Vorgehen "enttäuschend"

Amazon hat zu den Vorgängen bislang keinen Kommentar abgegeben. Die Nutzungsbedingungen des Amazon Web Service sehen eine Sperre illegaler Aktivitäten vor. Ob WikiLeaks jedoch in den USA gegen Gesetze verstoßen hat, ist nicht geklärt. Das Vertrauen in die von Amazon angebotenen Hosting-Dienste wird durch das Vorgehen sicherlich nicht gestärkt.

Ein Anwalt der US-Internet-Bürgerrechtsbewegung Electronic Frontier Foundation (EFF) bezeichnete gegenüber dem US-Online-Dienst Talking Points Memo das Verhalten Amazons als "enttäuschend". Da es Amazon als privates Unternehmen frei stehe, Kunden zu kündigen, werde jedoch nicht gegen das Recht auf Meinungfreiheit verstoßen. Es sei jedoch zu hinterfragen, inwieweit Hosting-Anbieter - durch direkten oder indirekten Druck - dazu angehalten werden können, Zugang zu Inhalten zu beschränken, der von der US-Verfassung garantiert werde.

Kein Unternehmen soll Wikileaks helfen

Lieberman rief indes dazu auf, der Plattform auch in anderen Ländern die Nutzung von Servern zu verwehren. "WikiLeaks" illegales, ungeheuerliches und rücksichtsloses Vorgehen setzt unsere nationale Sicherheit aufs Spiel und gefährdet rund um den Globus Leben", hießt es in einer Mitteilung des parteilosen Senators. "Kein verantwortungsbewusstes Unternehmen - ob amerikanisch oder ausländisch - sollte WikiLeaks bei seine Bemühungen helfen, gestohlenes Material zu verbreiten."

Gründer Assange muss um sein Leben fürchten

Wikileaks-Gründer Assange, der wegen Vergewaltigungsverdachts von den Behörden in Schweden gesucht wird, steht auf der Fahndungsliste von Interpol. Nach einem Bericht der Londoner Zeitung "The Independent" hält sich der 39-jährige Australier in Großbritannien auf, der genaue Ort sei dem Scotland Yard bekannt. Assange halte sich im Lande bedeckt, schreibt das Blatt auf seiner Website, "während seine Feinde sein Blut fordern".

Der Internet-Aktivist hat die Ermittlungen in Schweden stets als Intrige seiner Gegner bezeichnet. Eine Sprecherin erklärte, Assange müsse um sein Leben fürchten.Es habe Drohungen von Regierungen und Kommentatoren gegeben. "Es gab sogar Rufe nach einer Ermordung von Julian Assange", sagte Kvristinn Hrafnssonin London.

Zwischen dem Weißen Haus und Assange entbrannte unterdessen ein heftiger Schlagabtausch. Der Sprecher von US- Präsident Barack Obama, Robert Gibbs, nannte es "lächerlich und absurd", dass Assange den Rücktritt von Außenministerin Hillary Clinton gefordert hatte, falls sie für jüngst bekanntgewordene Spionage-Aufforderungen an Diplomaten verantwortlich ist.

"Ich bin nicht ganz sicher, warum wir uns um die Meinung eines Typen mit einer Webseite kümmern", so Gibbs. "Unsere Außenpolitik und die Interessen dieses Landes sind weit bedeutsamer als seine eine Webseite."

US-Regierung prüft Datensicherheit

Die US-Regierung stellt nun den Schutz ihrer Datenbanken umfassend auf den Prüfstand. Als Sonderbeauftragter sei der Vize-Direktor des Zentrums für Anti-Terror-Maßnahmen, Russell Travers, ernannt worden, teilte das Weiße Haus mit. Travers sei dafür verantwortlich, "notwendige Strukturreformen" zu entwickeln, die nach der Offenlegung der US-Botschaftsberichte durch die Internetplattform WikiLeaks nötig geworden seien. Das Weiße Haus will auch die Wege überprüfen lassen, wie die gesamte Regierung Informationen austauscht und schützt.

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(futurezone/APA/dpa/AFP)

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