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Zeitreise ins Jahr 2027

Allein im November zählte die österreichische Behördenplattform help.gv.at 8,5 Millionen Anwendersitzungen. Statistisch gesehen greife jeder Österreich ein Mal monatlich auf die Plattform zu, sagte Manfred Matzka, Sektionschef im Bundeskanzleramt bei einer Podiumsdiskussion im Rahmen der 15-Jahr-Feier des Bundesrechenzentrums (BRZ) am Dienstagnachmittag in der Wiener Hofburg. "Der Trend nicht zum Amt zu gehen und über das Netz Anträge zu stellen, wird sich verstärken." Für die Verwaltung habe das Konsequenzen: "Die Anforderungen an die Qualität der Kommunikation zwischen Staat und Bürgern werden sich verändern. Auch die Zuständigkeiten der Behörden werden sich auflösen", meinte Matzka: "Es gibt den Druck zur Vereinheitlichung."

Die Ressorts müssten Egoismen und den Drang, sich selbst zu vermarkten überwinden, sagte Eduard Müller, Gruppenleiter im Finanzministerium. Das gelte insbesonders für Behörden-Apps. "Die Apps werden sich an den Lebenssituationen der Bürger orientieren." Noch ist die Anzahl der Angebote überschaubar. Künftig könnte es Smartphone-Apps überall dort geben, wo mobiler Zugriff sinnvoll und notwendig sei. Die Anwendungen könnten in einem Verwaltungs-Appstore angeboten werden, so Müller. Apps, die etwa Behördenwege vereinfachen, würden aber auch zunehmend von der Wirtschaft bereitgestellt.

Open Data "wichtige Basis"
Dazu sei die Freigabe von Verwaltungsdaten eine wichtige Basis, sagte BKA-Sektionschef Matzka. "Es ist notwendig, dass öffentliche Daten so aufbereitet werden, dass man damit was machen kann." Mit der im vergangenen April gestarteten Open-Data-Portal des Bundes, das Angebote von Bund, Ländern und Kommunen bündelt, sei dazu eine gute Grundlage geschaffen worden. Die Zusammenarbeit zwischen staatlichen Stellen und der Wirtschaft sei wichtig. Die Offenheit der Daten müsse aber nicht bedeuten, dass auch alle Datenbestände kostenlos angeboten werden, meinte Matzka: "Manches wird kostenlos sein, bei anderen müssen die Entstehungskosten der Daten abgegolten werden."

In Kooperation mit Fabasoft/Mindbreeze hat auch die futurezone ein Video über die Verwaltung der Zukunft produziert, das bei der Veranstaltung präsentiert wurde:

3000 Vernehmengungen per Videokonferenz
IT-Lösungen zur Bewältigung von Datenmengen und Verfahrensabläufen werden auch in der Justiz zunehmend zur Notwendigkeit. Josef Bosina vom Justizministerium berichtete von Software, die bei der Wirtschafts- und Korruptionsstaatsanwaltschaft im Einsatz ist und dabei hilft umfangreiches Material gezielt verknüpfen und durchsuchen zu können. "Wir haben viele Großverfahren abzuwickeln, die wären ohne elektronische Werkzeuge nicht mehr zu bewältigen."  

Auch Videokonferenzen zur Einvernahme würden in der Justiz an Bedeutung gewinnen. Heuer seien auf diese Art bereits 3000 Vernehmungen durchgeführt worden. 20 Prozent davon mit ausländischen Gerichten. "Das erspart Zeit und Kosten und verkürzt die Verfahrensdauer", sagte Bosina. Jetzt gehe es darum, diese Möglichkeiten auszubauen: "Verhandlungen sind auch gänzlich virtuell möglich."

Neue Lernformen
Aber auch im Bildungswesen eröffnet sich durch Informations- und Kommunikationstechnologie ein großes Potenzial. "Schon jetzt entwickeln sich neue Lernformen, abseits vom Frontalunterricht", sagte Heidrun Strohmeyer vom Unterrichtsministerium. Es gehe in Richtung informelle Lernprozesse und Eigenverantwortung beim Lernen. Auch Unterrichtsmaterialen würden sich stark verändern: "Schulbücher werden sich mit interaktiven Materialien mischen." Die Musik sei aber nicht im Klavier, sagte Strohmeyer: "Die Technik ist immer nur Mittel. Das Lehren und Lernen hängt von den handelnden Personen ab."

Die Voraussetzungen für das Bildungswesen der Zukunft müssten jetzt geschaffen werden, sagte Elisabeth Freismuth vom Wissenschaftsministerium. Technologische Lösungen seien dafür eine Grundvoraussetzung. "Wir brauchen aber auch entsprechend ausgebildete Leute.

Künftig werde sich die Unterrichtssituation verändern. Studierende könnten sich das Unterrichtsmaterial etwa über das Netz schon zuhause aneignen. Dem Vortragenden falle dann die Rolle des Moderators und Coaches zu, der gemeinsam mit den Studierenden die Informationen hinterfragt. "Nach Meinung von Experten ist das die Unterrichtsform des 21. Jahrhunderts", sagte Freismuth. Daneben würden auch reine Online-Angebote stark zunehmen. Dadurch entstehe ein starker internationaler Wettbewerb. "Vielleicht sieht die Zukunft so aus, dass sich Studierende ihr Studium aus weltweiten Angeboten selbst zusammenstellen."

Sicherheit zentrale Frage
Ein zentrale Frage bei IT-Lösungen sei jene nach der Sicherheit, sagte Hermann Feiner vom Innenministerium. Mit der Cybersicherheitsstrategie des Bundes, die derzeit erarbeitet werde, würden zentrale Zuständigkeiten definiert. Sicherheit sei aber nicht nur eine Angelegenheit der Verwaltung: "Sie betrifft auch Unternehmen und letztlich jeden Einzelnen."

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