
3D-Druck-Stifte im Test: 3Doodler gegen FreeSculpt 3D-Pen
Dieser Artikel ist älter als ein Jahr!
3D-Druck ist in aller Munde, doch der Einstieg ist nach wie vor für Anfänger sehr schwer. Einen ersten Anreiz wollen 3D-Druck-Stifte bieten, die den Benutzer vor deutlich geringere Hürden stellen. So benötigt man weder ein 3D-Modell noch komplizierte Software mit zahlreichen Einstellungen, lediglich etwas Geschick und Fingerspitzengefühl. Statt Servomotoren und Gewindespindeln führt die eigene Hand den Extruder, der den Kunststoff schmilzt und aufträgt.
Zeichnen in der dritten Dimension sozusagen. Doch wie sich im Test herausstellte, benötigt man dafür sehr viel Geduld. Die futurezone hat zwei Modelle, den 3Doodler sowie den FreeSculpt 3D-Pen, getestet.
Das Prinzip eines 3D-Druck-Stifts ist recht ähnlich dem eines 3D-Druckers. Der Stift bekommt Filament, meist aus ABS- oder PLA-Kunststoff, zugeführt. Der Extruder zieht das Material in die Druckdüse hinein, in der es auf rund 200 Grad Celsius aufgeheizt wird. Vorne kommt es dann als dünner, heißer Faden heraus. Wie bei einer Heißklebepistole muss der Benutzer dann den Kunststofffaden auftragen, meist härtet er nach wenigen Sekunden vollständig aus. Das klingt recht simpel, ist aber eine Aufgabe, die sehr viel Übung und auch ein klein wenig Talent erfordert. Denn auch der teuerste Pinsel der Welt macht aus einem untalentierten Zeichner keinen großen Maler.
In puncto Form machen es die aktuellen 3D-Druck-Stifte Anfängern nicht unbedingt leicht, denn sie sind meist recht dick. Das ist notwendig, um das Heizelement ausreichend zu kühlen und den Benutzer so nicht die Finger zu verbrennen. Lediglich der Lix, ein über Kickstarter finanzierter 3D-Druck-Stift, versprach bisher Maße, die mit einem Kugelschreiber vergleichbar sind. Experten haben jedoch Zweifel am Projekt, auch wenn es rund 900.000 Euro einnehmen konnte. Im Test war der FreeSculpt das handlichste Modell. Er kommt einem herkömmlichen Stift recht nahe, wenn auch eher einem dicken Permanent-Marker. Der Stift ist keilförmig, das obere Drittel sticht durch einen kleinen Buckel hervor. Der Stift lässt sich angenehm in der Hand halten, zudem ist die Sicht auf die Spitze der Düse relativ frei. So sieht man zumindest auch, was und wohin man gerade zeichnet.

© Michael Leitner
Window Color-Fans dürften ihre helle Freude an den 3D-Drucker-Stiften haben. Das Prinzip der “Hand-3D-Drucker” ähnelt dem Zeichnen mit den Fensterfarben sehr. Wie bei Window Color sollte man mit Vorlagen arbeiten, da das freihändige Arbeiten recht mühsam ist und jeder kleine Fehler für Frust sorgt. Damit der heiße Kunststoff haften bleit, wird eine raue Arbeitsfläche benötigt. Papier eignet sich relativ gut dafür, auch unlackiertes Holz bietet einen guten Halt. Nachteil dabei ist jedoch, dass sich das Objekt nur sehr mühsam abnehmen lässt und gerade filigrane Strukturen so leicht abbrechen können. Die perfekte Oberfläche zum Zeichnen ist Milchglas oder Glas mit einer leicht aufgerauten Oberfläche. Die Objekte haben guten Halt, lassen sich aber ebenso einfach abnehmen und zudem kann unter das Glas eine Vorlage gelegt werden.

© Michael Leitner

© Michael Leitner
Beide Hersteller machen keinerlei Angaben dazu, wie schnell die Extruder der 3D-Druck-Stifte arbeiten, doch es ist zumindest menschlich beherrschbar. Der 3Doodler verfügt über zwei Tasten, aber keinen Geschwindigkeitsregler. Die hintere Taste startet die langsame Geschwindigkeit, mit der man meist arbeitet, da sie auch feines Zeichnen erlaubt. Der “Turbo” wird mit der vorderen Taste betätigt, der meist zum Füllen von Flächen oder dem freien Zeichnen in der Luft benötigt wird. Die beiden Geschwindigkeitsstufen sind ideal zum Arbeiten, hin und wieder wünscht man sich zum schnelleren Füllen von Flächen eine noch schnellere Geschwindigkeit.

© Michael Leitner

© Michael Leitner

© Michael Leitner
Besser das Fenster aufmachen
Für das Zeichnen sollte man sich jedoch auf ein einsames Arbeiten einstellen, wie es vor allem beim Einschalten des Freesculpt 3D-Pen deutlich wird. Von “flüsterleise”, wie ihn der Hersteller bewirbt, kann keine Rede sein. Der Extruder jault beim Einziehen des Filaments gleich einmal los, dazu kommt noch ein unangenehmes Fiepen beim Aufheizen der Düse. In einem Büro wird man damit wohl keine Freunde gewinnen (oder behalten), für zuhause ist es jedoch in Ordnung und ohne schwere Kopfschmerzen erträglich.

© Michael Leitner
Die bereitet höchstens der Gestank des geschmolzenen Kunststoffs, das Zeichnen sollte in einem gut belüfteten Raum stattfinden. WobbleWorks ist zumindest ehrlich und meint in der eigenen FAQ-Sektion, dass der 3Doodler laut sei. Trotz des aktiven Lüfters ist der 3Doodler aber einen Tick weniger laut als der FreeSculpt, auch das Fiepen in der Düse ist deutlich leiser. Das dürfte daran liegen, dass der 3Doodler deutlich langsamer und kontrollierter die Düse aufheizt.
Der 3Doodler (rund 76 Euro) legt vor allem auf einen Aspekt Wert: Sicherheit. Damit soll er sich besonders gut für Kinder eignen, doch ein Restrisiko verbleibt. Die Schutzkappe an der Spitze ist sehr lose, ein Kind könnte nach wie vor versehentlich auf die bis zu 200 Grad heiße Düse greifen. Lediglich die Gefahr, dass man sich versehentlich am heißen Kunststoff verbrennt, ist durch die aktive Kühlung gebannt. Wer schnell arbeiten will, sollte eher zum FreeSculpt 3D-Pen (70 Euro) greifen. Der ausgekühlte Kunststoff beim 3Doodler macht es hin und wieder schwierig, feine Strukturen miteinander zu verbinden. Im Test waren die Ergebnisse mit dem Freesculpt 3D-Pen durchwegs besser.

© Michael Leitner
Wer sich daran versuchen möchte, ohne gleich den 3Doodler zu kaufen, kann das in den Kursen von Laber's Lab erlernen. Im Zuge des Workshops “3D von Hand” werden die Grundlagen des 3D-Drucks mit dem Stift erklärt, bei “Doodletronics” werden die Kreationen aus dem 3Doodler mit Elektronik verbunden und so auch Grundlagen der Elektrotechnik näher gebracht. Der 3Doodler kann auch im dritten Wiener Gemeindebezirk bei 3dee.at ausprobiert und erworben werden.
Kommentare