Das Padfone ist eine interessante Alternative für Personen, die über die Anschaffung von Tablet, Smartphone und Netbook nachdenken, dabei aber auf ein Gerät setzen möchten.
Das Padfone ist eine interessante Alternative für Personen, die über die Anschaffung von Tablet, Smartphone und Netbook nachdenken, dabei aber auf ein Gerät setzen möchten.
© Thomas Prenner/futurezone.at

Hybrid

Asus Padfone im Test: All-in-One mit Tücken

Ist es ein Netbook? Ein Tablet? Oder doch nur ein Smartphone mit einer ungewöhnlichen Hülle? Diese Fragen stellen sich sofort beim erstmaligen Anblick des Padfones, einem Hybridgerät von Asus. Erstmals auf der diesjährigen CES in Las Vegas präsentiert, zählt der Smartphone-Tablet-Hybrid zu den ungewöhnlichsten Vertretern der aktuellen Android-Geräte. Auch wenn man Asus den Innovationswillen beim Padfone nicht absprechen kann, weist das Experiment dennoch einige schwerwiegende Kinderkrankheiten auf. Die futurezone hat sich im Alltags-Test mit dem Hybriden auseinandergesetzt und ist zu einem zwiespältigen Urteil gelangt.

Das Prinzip
Im Grunde ist das Padfone einer Matroschka ungemein ähnlich. Von einer Hülle arbeitet man sich zur nächsten, nur um im Inneren schlussendlich eine deutlich kleinere "Figur" zu finden. Im Falle des Padfones ist diese Figur ein, zumindest auf dem Papier, durchschnittlich ausgestattetes Smartphone, das das Herz und Hirn des gesamten Geräts darstellt. Im relativ üppigen Paket findet sich neben dem Padfone die Padfone Station und ein 10,1 Zoll großes Touchscreen-Display, das das Gerät in ein vollwertiges Tablet verwandelt.

Mit dem optional erhältlichen Padfone Station Dock kann das Gerät außerdem zu einem Netbook, ähnlich dem Transformer Prime, umgebaut werden. Besonders bequem ist hier der neue Verschlussmechanismus, der das Gerät relativ einfach und verlässlich im Dock festhält und entfernen lässt. Lediglich beim Einsetzen der Padfone Station muss gelegentlich feinadjustiert werden. Hier hilft vor allem der Schalter, die sich beim korrekten Einsetzen komplett nach rechts verschiebt.

Das Padfone selbst ist nicht gerade gut versteckt. In einem hässlichen Buckel auf der Rückseite der Station verbirgt sich das Smartphone, das über die beiden microUSB-Anschlüsse angedockt wird. Geöffnet wird die Plastikabdeckung mit einem relativ einfachen Mechanismus, der von vielen bei der ersten Verwendung mit dem Verschluss für den Netbook-Deckel verwechselt wird. Die Abdeckung ist robust und im Design des Smartphones gehalten. Das stört allerdings das Gesamtbild des Tablets ein wenig, dessen eigentlich gelungenes Design mit einem hässlichen Buckel auskommen muss.

Design und Verarbeitung
Asus kann mittlerweile auf sehr viel Erfahrung im Bereich der Netbooks zurückblicken und hat diese zweifelsohne auch für seine Tabletcomputer genutzt. Doch ausgerechnet beim Padfone entsteht ein unfertiger Eindruck. Das Gewicht des Gerät ist ungleichmäßig verteilt, vor allem durch die Positionierung des Smartphones in der oberen Hälfte. Das sorgt auch für Ärger bei der Benutzung des Geräts mit dem Dock, besonders beim Tippen auf unebenen Flächen. Hier kippt das Gerät gerne wegen des hohen Schwerpunktes und ist so nur schwer verwendbar. Besonders beim Versuch, mit dem Padfone auf dem Schoß zu tippen fällt das Ungleichgewicht der Konstruktion auf.

Auch die eigentlich gut verarbeitete Tastatur kann nicht von der Kritik ausgenommen werden: Der Druckpunkt sitzt relativ tief, beim schnellen Tippen übersieht die Tastatur gerne Eingaben. Auch das Touchpad stört beim Schreiben mit der Tastatur, da man relativ leicht mit dem Handballen anstößt und so den Cursor verschiebt. Dieser lästige Umstand lässt sich lediglich durch das Aktivieren des Touchpads umgehen, die für ein Gerät mit Touchscreen ohnedies relativ sinnlos ist.

Ansonsten gibt sich Asus keine Blöße. Die einzelnen Geräte sind gut und robust verarbeitet, passen optisch gut zusammen und sind auf das Notwendige reduziert. Zusätzliche Anschlüsse können über die Station nachgerüstet werden, die neben einem 6.600 mAh Akku auch zwei USB 2.0-Anschlüsse und einen microSD-Karteneinschub bietet.

Das Smartphone - ein verstecktes Juwel
Mit dem Padfone hat Asus ein unglaublich simples, aber dennoch hervorragendes Mittelklasse-Smartphone produziert. Da der Hersteller wohl damit gerechnet hat, dass das Smartphone ohnedies die meiste Zeit innerhalb der Tablet-Hülle steckt, hat man nicht sonderlich viel Zeit mit dem Design verschwendet - und dabei dennoch alles richtig gemacht. Der 4,3 Zoll große Super AMOLED-Bildschirm löst mit qHD (960 mal 540 Pixel) auf und nimmt den Großteil der Vorderseite ein. Lediglich die Kamera, der mit einem silbernen Streifen verzierte Lautsprecher sowie das dezente Asus-Logo sind sichtbar. Die Soft-Keys werden nur beim Aktivieren des Bildschirms eingeblendet.

Auch die Rückseite ist relativ schlicht gehalten. Die graue Kunststoffabdeckung wirkt wie gefrästes Aluminium und lässt sich relativ leicht entfernen. Dahinter verbergen sich ein 1.520 mAh-Akku sowie die 8 Megapixel-Kamera mit einem LED-Blitz. Die Verarbeitung des Unibody-Gehäuses ist hervorragend und das Gewicht gut ausbalanciert. Das macht sich auch bei der Bedienung bemerkbar, die sehr leicht von der Hand geht.

Software - Unverändertes Android mit Schwierigkeiten
Lobenswert: Asus hat an der installierten Android-Version kaum Änderungen vorgenommen, lediglich einige kleine Widgets wurden hinzugefügt. So zeigt beispielsweise ein eigenes Batteriewidget den Ladezustand der insgesamt drei Akkus (Padfone, Station, Dock). Doch gerade bei der Implementierung von einigen wichtigen Funktionen scheint es noch Fehler in der Software zu geben. So wurde nach dem erstmaligen Start ein englisches Tastaturlayout für das Dock verwendet - obwohl explizit Deutsch in den Einstellungen ausgewählt wurde und im Tablet- oder Smartphonemodus eine deutschsprachige Softwaretastatur eingeblendet wird.

Erst nach dem Update auf die aktuelle Version trat dieser Fehler nicht mehr auf. Auch der Übergang von Tablet auf den Smartphone-Modus wird gelegentlich von Abstürzen begleitet. Dazu hat Asus auch eine "Dynamische Anzeigeumschaltliste" implementiert, in der die Apps ausgewählt werden können, die nach einem Wechsel von einem der Anzeigemodi beibehalten werden sollen. Aber auch so kam es des öfteren zu Abstürzen bei einigen Apps, die auf anderen Geräten reibungslos funktionieren. Das geschah allerdings meist nur im Tablet-Modus.
Die Performance ist nicht zuletzt dank des Qualcomm Snapdragon S4-Prozessors sehr gut, das Dual Core-Modell sorgte bereits im HTC One S (

) für hervorragende Ergebnisse. Der Wechsel zwischen den Homescreens geht auch mit vielen Widgets ohne Ruckler von statten, wohl auch dank des unveränderten Launchers, der RAM einspart.

Auch die Akkulaufzeit ist, nicht zuletzt dank der Kapazität von knapp 14.720 mAh (je 6.600 mAh Tablet und Dock, 1.520 mAh Smartphone), nicht zu verachten. Asus selbst gibt an, dass das Padfone mit Station knapp 360 Stunden Akkulaufzeit (Standby) haben soll, durch das Dock wird diese nochmals um knapp 102 Stunden verlängert. Im Test fiel der Akkustand des Smartphones nie unter 50 Prozent, auch nicht nach längerer Benutzung. Lediglich das Dock musste gelegentlich geladen werden, das ging allerdings relativ rasch von statten.

Das trojanische Pferd - Play Store ohne Tablet-Apps
Der Tablet-Modus hat allerdings ein essentielles Problem: Das Padfone wurde im futurezone-Test trotz entsprechender Auflösung nicht als Tablet im Play Store erkannt. So ließen sich über den herkömmlichen Weg keine Tablet-optimierten Apps wie beispielsweise die der Huffington Post oder aber Sketchbook Pro installieren. Einige Benutzer berichten aber in Online-Foren, dass sie Tablet-Apps nutzen könnten. Eine entsprechende Sektion ist auch von Asus in der Software vorgesehen, hier werden sogenannte "Pad-Only"-Apps in diese Kategorie verschoben. Ob die Nutzer allerdings die Apps aus dem Play Store installieren konnten, ging aus den Beiträgen nicht heraus.

Zahlreiche Nutzer beschwerten sich in Online-Foren allerdings über ähnliche Probleme und haben diesbezüglich bereits Beschwerdemails an Asus gerichtet. In den Antworten heißt es unter anderem, dass Tablet-Apps im Play Store nicht angezeigt werden, da die Firmware für ein Mobiltelefon ausgelegt sei. Da diese Funktion allerdings "stark unter den Kunden nachgefragt werde", würde man an einer Implementierung arbeiten. Vorerst bleiben allerdings nur alternative App Stores oder die Entwickler direkt als Quelle für Tablet-Apps.

Telefonieren im Spionagestil
Nach wie vor dürfen bei einem Smartphone die Telefonfunktionen nicht außer Acht gelassen werden. Diese sind beim Padfone selbst außergewöhnlich gut gelungen. Sprache ist klar und deutlich zu hören und auch die Mikrofone filtern laute Hintergrundgeräusche heraus. Im Tablet- oder Netbook-Modus gestaltet sich telefonieren allerdings deutlich schwieriger. Die Freisprechfunktion erfüllt zwar ihren Zweck, angenehmes Telefonieren ist damit allerdings nicht möglich. Dafür hat Asus allerdings einen Stift beigelegt, der nicht nur für die Toucheingabe, sondern auch zum Telefonieren genutzt werden kann.

Ähnlich einer Freisprecheinrichtung wird der Stift über Bluetooth mit dem Padfone verbunden und kann so zum Telefonieren genutzt werden. Dafür sind ein kleiner Lautsprecher sowie ein Mikrofon im Stift verbaut. Auch hier ist die Gesprächsqualität gut, der Lautsprecher muss allerdings relativ mittig zum Ohr platziert werden. Bereits bei leichten Abweichungen zur Seite nimmt die Lautstärke rapide ab und der Gesprächspartner ist kaum mehr zu verstehen. Dennoch ist der Stift ein interessantes Gadget, das besonders beim Telefonieren einige interessierte Blicke auf den Padfone-Besitzer ziehen dürfte.

Kamera - eine gute Optik
"Wer fotografiert schon mit einem Tablet?" Diese Frage dürften sich neben vielen Tablet-Käufern auch die Hersteller gestellt haben und verbauten selbst in ihren Topmodellen oft qualitativ mangelhafte Kameras. Während Apple dem neuen iPad zumindest eine abgespeckte Variante der guten iPhone-Kamera spendierte, verbaute Google beim Nexus 7 lediglich eine billige Webcam für Videotelefonie, Amazon verweigerte sich der Kamerafunktion beim Kindle Fire HD sogar komplett.

Darauf hat Asus glücklicherweise beim Padfone verzichtet und eine durchaus brauchbare Kamera verbaut. Das Objektiv ist für ein Smartphone mit f2.2 relativ lichtstark (iPad 3 f2.4) und nimmt auch unter schwächeren Lichtbedingungen ordentliche Fotos auf. Mit einer Auflösung von 8 Megapixel hat auch der Digitalzoom durchaus seine Daseinsberechtigung, da Bilder bis zur zweifachen Zoomstufe nach wie vor gut sind. Auch die Videoaufnahme sowie die Panoramafunktion funktionierten im Test deutlich besser im Vergleich zu anderen Tablets.

Fazit - Gute Idee mit Kinderkrankheiten
Das Padfone weiß ganz offensichtlich selbst nicht, was es denn sein möchte. Das Smartphone wäre ein hervorragendes Mitteklassegerät, doch leider wird es nur im Set mit der Padfone Station angeboten und kommt so auf einen saftigen Preis von knapp 700 Euro. Dass die Kombination Mobiltelefon und Tablet teilweise funktionieren kann, hat bereits Samsung mit dem Galaxy Tab 7.7 bewiesen, doch hier wirkt es eher abstrus. Tablet-Apps können trotz eines großen Bildschirms nicht genutzt werden, der Übergang zwischen den beiden Modi wird durch Abstürze erschwert und die Balance der Konstruktion ist relativ wackelig.

Nutzer, die allerdings auf der Suche nach einem Ersatz für Smartphone, Tablet und Netbook sind, dürfen zumindest einen Blick auf das Padfone werfen. Technisch ist das Gerät hervorragend, lediglich die Verschmelzung der Funktionen ist misslungen.

Alternativen
Eine der besten Alternativen kommt aus dem Hause Asus selbst. Das

ist mit Tastatur um knapp 600 Euro erhältlich und bietet deutlich mehr Speicher (64 GB) sowie einen Quadcore-Prozessor. Zudem wird für kommende Woche bereits der Nachfolger des Asus Padfone erwartet, der viele der Mankos ausmerzen wird. Wer nach einem Tablet mit Telefonfunktionen sucht, ist mit dem handlichen
besser bedient, das außerdem einen hervorragenden Bildschirm bietet.

Modell:
Asus Padfone mit Tastaturdock
Display:
Padfone - 4,3 Zoll (qHD, 960 mal 540 Pixel, Super AMOLED mit Gorilla Glass)
Padfone Station - 10,1 Zoll (WXGA, 1280 mal 800 Pixel, TFT mit Gorilla Glass)
Prozessor:
1,5 GHz Dualcore (Qualcomm MSM8260A)
RAM:
1 GB
Speicher:
16/32/64 GB intern, microSD-Kartenslot (bis zu 32 GB)
Betriebssystem:
Android 4.0.4 (Stock-Launcher)
Anschlüsse/Extras:
Micro-USB, 3,5mm Klinke, WLAN (b/g/n), Bluetooth (Tastaturdock: 2x USB 2.0, microSD-Kartenleser)
Kamera:
8 MP Rückseite, VGA Frontseite (Smartphone), 1,3 MP (Padfone Station)
Videos:
Aufnahme in Full HD-Qualität (Rückseite)
Maße:
128 x 65.4 x 9.2 mm, 129 g (Padfone)
273 x 176.9 x 13.55 mm, 724 g (Padfone Station)
Komplett: 273 x 185 x ca 45 mm , 1,5 kg
Preis:
699 Euro UVP (Padfone mit Padfone Station, Dock optional um 149 Euro UVP erhältlich)

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Michael Leitner

derfleck

Liebt Technik, die Möglichkeiten für mehr bietet - von Android bis zur Z-Achse des 3D-Druckers. Begeistert sich aber auch für Windows Phone, iOS, BlackBerry und Co. Immer auf der Suche nach "the next big thing". Lieblingsthemen: 3D-Druck, Programmieren, Smartphones, Tablets, Open Hardware, Videospiele

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Michael Leitner

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