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Smartphone

Asus Zenfone 5 im Test: Verschwenderischer Einsteiger

Auf dem Markt für Einsteiger-Smartphones tummeln sich mittlerweile zahlreiche Modelle, doch nur wenige davon können einen großen Bildschirm vorweisen. Asus macht es nun Motorola und Acer nach und bietet ein Smartphone unter 200 Euro an, das über einen 5 Zoll-Bildschirm verfügt. Die Ausstattung klingt solide, doch lässt sich das beliebte Moto G vom Thron stoßen? Die futurezone hat das Einsteiger-Gerät getestet.

Das Design des Zenfone 5 ist schlicht und für ein Smartphone dieser Preisklasse sehr hochwertig. Die Front wird von Gorilla Glass 3 vor Kratzern geschützt, ist zugleich aber sehr anfällig für Fingerabdrücke. Zudem wies der Rahmen rund um das Glas einen sehr breiten Spalt auf, in dem sich recht rasch Staub sammelte. Abgesehen davon kann das Design aber auf der ganzen Linie überzeugen. Die Rückseite wird von einem einfach abnehmbaren, aber dennoch gut befestigten Deckel aus griffigem Kunststoff geschützt. Die Konstruktion ist dennoch starr und weist keinerlei Schwachstellen auf, an denen das Gehäuse unter Druck nachgeben würde.

An der Front sind neben dem versenkten Lautsprechergitter lediglich die Soft-Keys sowie eine 2 Megapixel-Kamera zu finden. Die Lautstärkewippe und der Power-Button an der rechten Seite machen einen hochwertigen Eindruck und sind auch in der Hosentasche gut ertastbar. Eine dezidierte Kamera-Taste fehlt jedoch. Das Smartphone liegt gut in der Hand obwohl es mit 148 Millimeter Höhe sowie 73 Millimeter Breite ähnlich groß wie das 5,5 Zoll-Smartphone LG G3 ist. Mit etwas Übung lassen sich bei einhändiger Bedienung auch die jeweils gegenüberliegenden Ecken mit dem Daumen gut erreichen. Da die Rückseite gebogen ist, wackelt das Smartphone, wenn es beim Tippen auf dem Tisch liegt. Das Gewicht von 145 Gramm ist gut verteilt und für ein Smartphone dieser Größe angemessen.
Das fünf Zoll große LC-Display des Zenfone 5 löst mit 1280 mal 720 Bildpunkten auf und kann somit eine solide Pixeldichte von 293 ppi vorweisen. Auch kleiner Text ist gut lesbar, zu einer sichtbaren Treppenbildung kam es im Test nur bei sehr kleinen Grafiken mit hohem Detailgrad. Die Helligkeit ist gut und ermöglicht zumindest auch das Ablesen des Bildschirms an sonnigen Tagen. Die Farbdarstellung ist unaufgeregt, Asus gibt hier dem Benutzer aber alle Freiheiten. Das Tool “Splendid” ermöglicht das Konfigurieren von Farbtemperatur und Darstellung. Seitlich betrachtet verliert das Display recht rasch an Helligkeit, in der Vertikale ist der Betrachtungswinkel deutlich großzügiger.

Die Ergebnisse der verbauten 8 Megapixel-Kamera waren eine positive Überraschung. Die Aufnahmen überzeugten vor allem bei Tageslicht mit hoher Schärfe und geringem Rauschen, leider fällt die Qualität der Bilder trotz großer Blende (f/2.0) bei Nacht und schwachem Licht stark ab. Asus macht leider keine Angaben zur Größe des Sensors, man setzt jedoch auf die hauseigene “PixelMaster”-Technologie. Darunter fasst Asus seine Software-Lösungen, beispielsweise die digitale Bildstabilisierung,

Die Kamera-App bietet nahezu jede erforderliche Einstellungsmöglichkeit, neben Autofokus-Methode, ISO-Wert und Bildstabilisator kann auch die Qualität und Geschwindigkeit der Serienbildfunktion eingestellt werden. Im Serienbildmodus lassen sich bis zu 100 Bilder als Bildfolge aufnehmen. Der Benutzer muss sich nicht sofort nach der Aufnahme entscheiden, in der Galerie kann die Bildfolge jederzeit angesehen und einzelne Bilder exportiert werden. Aus der Bildfolge kann auch eine GIF-Animation erzeugt werden. Die Software bietet hier überraschend viele Optionen, mit denen beispielsweise Abfolge, Geschwindigkeit und Orientierung bestimmt werden können. In einem “Verschönern”-Modus können Selfie-Fotografen zudem das Gesicht in Echtzeit in der Vorschau bearbeiten, beispielsweise die Wangen erröten lassen oder das Gesicht etwas schmaler machen. Diese Optionen lassen sich bei einem erkannten Gesicht auch nach der Aufnahme im recht umfangreichen Foto-Editor bearbeiten.

Videos können in Full HD bei 30 Bildern pro Sekunde aufgenommen werden. Das Ergebnis ist solide, man sollte hier jedoch eine ruhige Hand besitzen. Alternativ bietet Asus einen digitalen Bildstabilisator für 720p-Aufnahmen an, der erstaunlich gute Arbeit verrichtet. Das Bild bleibt starr, schnelle Schwenks werden spürbar weicher dargestellt.

Wenig Reserven

Der im Zenfone verbaute Snapdragon 400 zählt mittlerweile zur Standard-Ausstattung eines Einsteiger-Smartphones. Der Chip ist zwar etwas betagt, kann aber nach wie vor gute Werte vorweisen. Das Navigieren durch Android ist flüssig und ohne Ruckler möglich, auch in Spielen zeigte er selten Schwächen. Auch bei der Kamera-App kam es zu keinerlei spürbaren Verzögerungen, vor allem der flotte Serienbildmodus lässt keinerlei Zweifel über die Leistung aufkommen. Negativ fiel der SoC (System on a Chip) lediglich beim Grafik-Benchmark 3DMark auf, bei dem er sich recht stark erhitzte und der Test automatisch abgebrochen wurde. Die Ergebnisse in anderen Benchmarks sind aber solide und ausreichend für aktuelle Apps, viele Reserven für die Zukunft sind aber nicht vorhanden.

AnTuTu: 17451 Punkte
3D Mark: abgebrochen
Quadrant: 8824 Punkte
Vellamo: 1709 Punkte

Asus setzt beim Zenfone 5 auf Android 4.4.2 mit seiner hauseigenen ZenUI, ein Update auf Lollipop soll im kommenden Jahr erfolgen. Die Oberfläche ist gewöhnungsbedürftig, auch wenn sie sich meist an Stock-Android orientiert. So ist die App-Liste auf den ersten Blick nahezu ident, Asus ermöglicht aber beispielsweise auch das Sichern von Apps mit einer PIN. Auch das Benachrichtigungszentrum wurde angepasst. Ähnlich wie bei CyanogenMod kann der Benutzer zwischen der Benachrichtigungsliste und den Quick Settings wählen. Hier können neben Einstellungen wie WLAN, “Nicht stören”-Modus oder GPS auch Asus-Tools, beispielsweise die Spiegel-App, gestartet werden. Die Oberfläche lief flüssig und verzichtete glücklicherweise auf verzögernde Animationen, hin und wieder traten jedoch leichte Ruckler auf.

Von den angepriesenen acht Gigabyte an internem Speicher stehen dem Benutzer lediglich vier Gigabyte zur Verfügung. Der Speicherplatz wird vor allem an die insgesamt 30 Asus-Apps sowie einige Dritthersteller-Apps, wie zum Beispiel Flipboard, Zinio oder Amazon Kindle, verschwendet. Dank einem microSD-Kartenslot kann der Speicher jedoch problemlos um bis zu 64 Gigabyte erweitert werden. Dennoch ist das App-Angebot doch etwas zu viel des Guten. Während System-Apps, beispielsweise ein E-Mail-Client, ein Browser oder ein Dateimanager, durchaus Sinn machen, finden sich auch zahlreiche ungewöhnliche Apps auf dem Zenfone. So sind zum Beispiel insgesamt vier verschiedene ZenLink-Apps vorinstalliert, die ähnliche Funktionen erfüllen. So kann mit PC Link der Bildschirminhalt des Zenfone auf dem PC angezeigt werden, wohingegen mit Remote Link der PC ferngesteuert werden kann.

Ein Tag Akku

Auch die Wörterbuch- sowie die Spiegel-App fallen unter die Kategorie “nett gemeint”, dürfte aber beim Großteil der Nutzer wohl kaum Verwendung finden. Gut gelungen ist die Asus-Tastatur, die sowohl im Hoch- als auch Querformat eine Zahlenreihe über der Tastatur anzeigt und die Intensität von Autocorrect regeln lässt. Der Energieassistent ist ebenso gut durchdacht und erlaubt das Konfigurieren eigener Energiespar-Modi. So kann für bestimmte Aktivitäten, beispielsweise Musik hören oder Videos schauen, die maximale Helligkeit reduziert werden sowie Datenverbindungen im Hintergrund eingeschränkt werden. Zudem stehen umfangreiche Statistiken zur Verfügung, mit denen Akku-saugende Apps identifiziert werden können.

Apropos Akku: Der 2.110 mAh-Akku lieferte ausreichend Leistung für einen kompletten Tag, am nächsten Morgen war der Akkustand aber meist bei zehn Prozent angekommen. Um tägliches Laden kommt man daher beim Zenfone 5 nicht herum. Die Laufzeit lässt sich jedoch über den “Ultrasparsamen Modus” verlängern, der alle Datenverbindungen deaktiviert, sobald der Bildschirm ausgeschaltet wurde.

Das Asus Zenfone 5 ist ein solides Einsteiger-Smartphone, das gute Verarbeitung und eine passable Kamera vorweisen kann. Darüber hinaus darf man sich jedoch nicht zu viel erwarten, die Ausstattung richtet sich vor allem an genügsame Smartphone-Nutzer. Die mitgelieferten Software-Lösungen sind überraschend gut gelungen, vor allem die Kamera-App. Asus hat es hierbei jedoch etwas übertrieben und den ohnedies geringen internen Speicher mit eigenen Apps unnötig verschwendet. In puncto Ausstattung ist das Zenfone 5 gleichauf mit dem neuen Moto G, das jedoch für 20 Euro weniger angeboten wird. Das Motorola-Smartphone soll zudem auch das Update auf Android Lollipop deutlich früher erhalten.

Ähnlich günstige Alternativen sind rar, Acer versucht es aber mit dem Z500 Plus um 180 Euro. Das 5 Zoll-Smartphone setzt auf einen MediaTek-SoC und bietet 16 Gigabyte an internem Speicher, der aber auch erweitert werden kann.

Modell:
Asus Zenfone 5
Display:
5 Zoll IPS LC-Bildschirm - 1280 x 720 Pixel (16:9, 293 ppi, geschützt von Gorilla Glass 3)
Prozessor:
1,2 GHz Quadcore (Qualcomm Snapdragon 400)
RAM:
1 Gigabyte
Speicher:
8/16/32 GB intern, microSD-Kartenslot
Betriebssystem:
Android 4.4.2
Anschlüsse/Extras:
microUSB, Bluetooth 4.0, WLAN (b/g/n), Dual-SIM
Akku:
2.110 mAh
Kamera:
8 Megapixel (Rückkamera, LED-Blitz), 2 Megapixel Front
Videos:
Aufnahme in 1080p bei 30 fps möglich
Maße:
148,2 x 72,8 x 10,3 mm, 145 Gramm
Preis:
199 Euro (für 16 GB)

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Michael Leitner

derfleck

Liebt Technik, die Möglichkeiten für mehr bietet - von Android bis zur Z-Achse des 3D-Druckers. Begeistert sich aber auch für Windows Phone, iOS, BlackBerry und Co. Immer auf der Suche nach "the next big thing". Lieblingsthemen: 3D-Druck, Programmieren, Smartphones, Tablets, Open Hardware, Videospiele

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