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Trend

Brillenloses 3D-TV steht vor der Serienreife

Während

dieses Jahr allen anderen Geräten auf der IFA die Show stahl, fristete das einstige Top-Thema 3D-Fernsehen ein Schattendasein auf der Unterhaltungselektronik-Messe. Doch bei näherer Betrachtung offenbarte sich ein neuer Trend: Statt aktivem 3D beginnen zahlreiche Hersteller bereits mit der Produktion von passiven 3D-Bildschirmen, die eine Brille obsolet machen.

Enttäuschung Nintendo 3DS
Die Technologie dazu heißt autostereoskopisches 3D und ist wohl die einfachste Form für 3D-Darstellungen. Das bekannteste Gerät, das diese Technologie derzeit verwendet ist

. Dabei werden zwei Bilder erzeugt und mittels Parallaxbarrieren-Technik für jedes Auge separat ausgespielt. Auch wenn der 3DS einen eher mäßigen Erfolg für die japanische Spieleschmiede darstellte, so haben sich einige Hersteller von Fernsehgeräten nach wie vor nicht von der Technologie abbringen lassen. Vor allem Philips beeindruckte auf der diesjährigen IFA mit einem Prototypen, der teilweise sogar einen besseren Effekt als so mancher moderner 3D-Fernseher mit Shutter- oder Polarisations-Technologie liefert.

So gut der Effekt auch sein mag, die Technologie hat immer noch einige Kinderkrankheiten. Der Betrachtungswinkel ist sehr stark eingeschränkt, sodass der Nutzer im idealen Abstand zentral vor dem Bildschirm sitzen muss, um den vollen 3D-Effekt zu erhalten. Damit wird auch das 3D-Vergnügen zu einem einsamen Erlebnis, denn der Toleranzbereich ist kaum größer als 50 Zentimeter und lässt somit kaum Platz für weitere Zuseher. Der größte Vorteil gegenüber herkömmlichen 3D-Fernsehern, bei denen jeder Zuschauer eine eigene 3D-Brille benötigt, ist damit dahin.

Noch für Early Adopter
Erschwerend kommen die hohen Kosten in der Herstellung hinzu. Während 3D-Fernseher sich mittlerweile auf dem Massenmarkt etabliert haben, kamen brillenlose Modelle bislang nur in der Industrie oder zu Werbezwecken zum Einsatz. Daher liegen die Anschaffungskosten für ein derartiges Modell derzeit im fünfstelligen Bereich. Günstigere Modelle werden wohl erst mit einer größeren Nachfrage realistisch.

Zum Durchbruch könnte ihnen womöglich die "Lenticular Lenses"-Technologie verhelfen, auf die derzeit fast alle Hersteller, darunter auch Samsung und Philips, setzen. Dabei wird das Display mit optischen Linsen versehen, die nach dem Prinzip der Parallaxbarrierentechnik zwei Einzelbilder an den Zuschauer verteilen. Dadurch soll der Betrachtungswinkel des Bildschirms deutlich größer sein, dennoch hat die Technologie bislang nur in Prototypen und Geräten für die Industrie Verwendung gefunden. Philips zeigt bereits seit einigen Jahren ein auf dieser Technologie basierendes Gerät und spricht von einer Serienreife für 2013 oder später.

Türöffner 4K
Die Kosten allein sind aber nicht der Grund weswegen einige Hersteller wie Samsung sich derzeit noch die Technologie verweigern. Samsung gibt beispielsweise an, dass man nach wie vor FullHD-Auflösungen bieten möchte und das bislang im Zusammenspiel mit diesen Technologien nicht möglich war.

, das eine viermal so große Auflösung (3840 mal 2160 Bildpunkte) wie FullHD bietet, könnte dieses Problem aber bald für brillenlose 3D-Fernseher gelöst werden. Damit hätte die gewaltige Auflösung, für die es derzeit noch kaum Inhalte gibt, einen sinnvollen Verwendungszweck gefunden. Derzeit bieten mit Toshiba und LG lediglich zwei Anbieter ein 4K-fähiges Modell für den Massenmarkt an,
und Samsung haben ihre Modelle bereits auf der IFA präsentiert und wollen im Laufe des Jahres nachziehen.

Das US-Unternehmen Stream TV Networks zeigte auf der IFA mit Ultra-D eine Technologie, die theoretisch aus jedem beliebigen LC-Bildschirm einen 3D-Bildschirm machen soll. Doch hier zeigten sich bereits erste Tücken. Durch den Linsen-"Film", der über den Bildschirm gespannt wurde, kam zwar ein schwacher 3D-Effekt zustande, der eine gute Winkelabhängigkeit bot, doch dafür musste man ein extrem grobkörniges Bild in Kauf nehmen. Das selbe Problem hatte das Modell von Changhong, einem bekannten chinesischen Unterhaltungselektronikhersteller. Die Hersteller selbst geben an, dass man einen Mindestabstand von 2,5 bis drei Meter halten muss, um diese Grobkörnigkeit nicht mehr mit dem freien Auge zu erkennen. Im futurezone-Test verbesserte sich aber auf die Distanz nur wenig, lediglich das Philips-Modell konnte ein scharfes und ansprechendes Bild bieten. Manch ein Besucher der IFA kommentierte das grobkörnige Bild spöttisch und bezeichnete es als "Wackelbild". Tatsächlich ist das Grundprinzip das selbe der Kinderbilder.

Zwei Kanäle auf einem Fernseher
Mittlerweile kristallisiert sich ein anderer Nutzen aus der 3D-Technologie heraus. Bereits seit einiger Zeit werden Shutter-Brillen zum Teilen von zwei verschiedenen Bildsignalen auf einem Bildschirm verwendet. Sowohl LG als auch Philips bieten diese Technologie bereits seit einiger Zeit an und beschränken sich dabei vor allem auf Videospiele. Auch Sony und Samsung sind mittlerweile auf den Zug aufgesprungen und konnten es dank OLED ein wenig verfeinern. Das aktuelle Samsung 55 Zoll-Modell bietet mit Multi View erstmals die Möglichkeit, zwei 3D-Videosignale in Full HD auf einmal zu konsumieren. Dabei geht im Gegensatz zu den bisherigen Technologien keinerlei Bildinformation verloren, da dank der OLEDs zwei Bilder parallel übereinander gelegt werden können. Diese werden dann mittels Polarisationsbrillen voneinander getrennt, in denen sich auch Kopfhörer für das Audiosignal befinden.

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Michael Leitner

derfleck

Liebt Technik, die Möglichkeiten für mehr bietet - von Android bis zur Z-Achse des 3D-Druckers. Begeistert sich aber auch für Windows Phone, iOS, BlackBerry und Co. Immer auf der Suche nach "the next big thing". Lieblingsthemen: 3D-Druck, Programmieren, Smartphones, Tablets, Open Hardware, Videospiele

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