Canon G16 im Test
Canon G16 im Test
© Gregor Gruber

Foto

Canon G16 im Test: Digicam mit DSLR-Bedienung

Bevor das Segment der Premium-Digicams etabliert war, hatte Canons G-Serie kaum Konkurrenz. Die kompakten Digitalkameras setzen auf zahlreiche Tasten und Räder und einen optischen Sucher, um Fotografen eine kleine Alternative zur großen DSLR zu bieten.

Mit der G15 geriet Canon jedoch ins Hintertreffen – andere Hersteller boten zu ähnlichen Preisen Geräte, die teilweise kompakter waren, mehr Features und eine bessere Bildqualität boten, wie etwa Sonys RX100. Mit der G16 versucht Canon nun aufzuholen. Die futurezone hat die Kamera getestet.

Design

Die G16 gehört zwar nicht zu den kompaktesten Digicams, passt aber gerade noch in einige Hosentaschen. Trotz der vielen Bedienräder und dem Blitzschuh wirkt die G16 in Händen weniger klobig, als sie aussieht. Das Gewicht ist mit 356 noch annehmbar.

Optisch bleibt die G16 der Designlinie treu. Das schwarze Gehäuse vermittelt einen robusten Eindruck – nichts knirscht oder knarrt. Der rutschhemmende Gummigriff an der Vorderseite sorgt für einen guten Halt der rechten Hand. Etwas unbequem wird es, wenn man die Kameraschlaufe nutzt. Die rechte Öse befindet sich an der Stelle, auf der der rechte Zeigefinger ruht, weshalb man etwas umgreifen muss.

Bedienelemente

Ein Erkennungsmerkmal der G-Serie sind die vielen Bedienelemente. So gibt es, wie bei besseren DSLRs, ein Drehrad hinten und vorne. Das Vordere wurde aus Platzgründen nicht optimal positioniert. Will man es drehen, muss man den rechten Zeigefinger stark abwinkeln, was unangenehm ist. Zudem ist das Rad eher schwergängig.

Oben rechts befindet sich neben Einschalter, Auslöser, Zoom und Moduswahlrad noch ein Rad für die Belichtungskorrektur von -3 bis +3. An der Rückseite befinden sich alle Bedienelemente rechts und sind gut mit dem Daumen zu erreichen. Positiv ist, dass sowohl ISO, Makro-Modus und die Wahl des Autofokuspunktes eine eigene Taste haben.

Die Stern-Taste ist mit verschiedenen Funktionen belegbar. Darüber befinden sich noch die Taste zum Start der Videoaufnahme und die Sharing-Taste. Beide sind versenkt, um ein unbeabsichtigtes Auslösen beim Halten zu verhindern. Das Rad an der Rückseite dient in den Menüs als Vier-Wege-Navigation.

Canon G16

Display und Sucher

Die G16 bietet zwei Features, die mittlerweile kaum noch bei Digicams zu finden sind. So kann rund um das Objektiv ein Ring abgenommen werden, um einen Filteradapter oder Telekonverter (optional erhältlich) anzuschrauben.

Feature Zwei ist ein Sucher. Dieser ist klein, etwas trübe und zeigt nicht den exakten Bildausschnitt, zoomt aber mit und ist durchaus einsetzbar. Auch eine Dioptrieneinstellung ist vorhanden. Im Sucher wird aber kein Autofokus-Punkt eingeblendet. Den Automatik-Modus sollte man nicht verwenden, wenn man den Sucher nutzt, da man nicht sicher sein kann, wohin fokussiert wird.

Der Sucher ist eher als Unterscheidungsmerkmal zu anderen Digicams, anstatt als nützliches Features zu sehen. Denn das Display der G16 ist ausgezeichnet und auch bei strahlender Sonne noch gut erkennbar. Farbdarstellung und Schärfe sind für eine Digicam ebenfalls sehr gut.

Canon G16

Modi

Neben den üblichen Modi P, A, T und M, gibt es zwei Custom-Positionen für vom User-eingestellte Parameter. Es gibt auch zwei Automatik-Modi. Auto ist der übliche Vollautomatik-Modus, bei dem die Kamera aus 58 Voreinstellungen die ihrer Meinung passende wählt. Während der Modus meist passt, wird der Fokus häufig auf ein falsches Motiv gesetzt. Im Test war dies etwa bei jedem dritten Mal der Fall, unabhängig von der Entfernung des Motivs.

Der Hybrid-Automodus stellt aus einem Video und einem Foto eine Art Filmtagebuch zusammen. Dabei werden die 4 Sekunden vor dem Betätigen des Auslösers als Video in 720p abgespeichert, daran wird das gemachte Foto in der vollen Auflösung angehängt. Auf der Speicherkarte werden Video und Foto getrennt voneinander abgelegt. Die Kamera beginnt aufzunehmen, sobald der Modus eingestellt ist. Die Verarbeitung einer Video-Foto-Kombo dauert relativ lange, weshalb dieser Modus nicht für Schnappschüsse in schneller Folge geeignet ist.

Zu den Szenen-Modi gehören unter anderem drei Modi für Sterne (Sternennachtaufnahme, Sternenspuren, Sternen-Zeitraffer-Movie), Hintergrundunschärfe (erzeugt ein verstärktes Bokeh), mehrere Farbfilter und HDR. HDR hat auch eine eigene Stellung im Moduswahlrad. Es werden drei Aufnahmen zu einer kombiniert, um den Kontrast zu erhöhen. Bei guten Lichtverhältnissen funktioniert das sehr gut, dank des optischen Bildstabilisators und der schnellen Reihenaufnahme.

Beim HDR-Modus können keine Parameter, wie Stärke oder Art des Effekts, gewählt werden. Ein Schwenkpanorama oder Stitch Modus fehlen.

Canon G16

Leistung

Mit 12 Megapixeln liegt die G16, wie schon die G15, hinter den Premium-Digicams vieler anderer Hersteller. Für ausgearbeitete Fotos braucht man zwar nicht mehr, doch hätte man unterwegs manchmal gern Reserven für den Digitalzoom, da das Objektiv nur 5-fach optisch zoomt.

Im Gegensatz zur G15 hat die G16 einen schnelleren Prozessor. Damit werden die ersten 5 Fotos der Serienaufnahme mit bis zu 12,2 Bildern pro Sekunde gemacht, danach sind es immer noch sehr gute 9,3 Bilder pro Sekunde – eine Speicherkarte mit dem Geschwindigkeitsstandard UHS-1 vorausgesetzt.

Der Autofokus wurde ebenfalls verbessert. Die G16 fokussiert sehr schnell, der Tracking-Fokus behält verlässlich das Motiv im Visier. Manchmal sogar zu gut, wenn man etwa im Automatik-Modus die Kamera schwenkt, weil man auf ein anderes Motiv fokussieren will. Auch bei wenig Licht ist der Autofokus noch ausreichend präzise, solange das AF-Hilfslicht verwendet wird.

Der ausfahrbare Blitz hat eine angemessene Reichweite für eine Digicam (max. 5 Meter, ideal unter 3 Meter) und überstrahlt das Motiv nicht. Der Akku ist für 360 Aufnahmen ausgelegt und bewies im Test Stehvermögen. Einen Tag unterwegs kommt man locker durch, selbst mit aktiviertem WLAN.

Nicht gänzlich überzeugen kann die WLAN-Funktion, über die Bilder an den Drucker, Smartphone, Tablet oder PC gesendet werden können, sowie das GPS des Smartphones zum Geotagging genutzt werden kann. Die Verbindung zu iPad und Android-Smartphone klappte nie auf Anhieb, weder mit direkter Verbindung, noch über einen Hotspot. Einmal verbunden konnten zwar Bilder übertragen werden, über die passende App war nur möglich einige Fotos der Digicam am iPad anzeigen zu lassen, nicht jedoch alle.

Bildqualität

Verglichen mit anderen Digicams liefert die G16 sehr schöne Fotos ab – vor allem bei guten Lichtverhältnissen. Die Bilder sind scharf und die Farben sind kräftig ohne übersättigt zu wirken. Verglichen mit anderen Premium-Digicams ist dies aber nicht mehr ganz ausreichend. JPGs sehen, auch in der höchsten Qualitäts-Stufe, zu stark komprimiert aus und die Aufnahmen weisen weniger Details auf. Dafür kann die G16 aber mit einem Makro-Modus punkten, bei dem man bis zu 1 cm an das Motiv heran kann.

Die Lichtstärke von 1,8 bis 2,8 sollte gute Aufnahmen bei wenig Licht ermöglichen. Da bereits bei ISO 1.600 Farbveränderungen deutlich werden, sehen die Nachtaufnahmen ohne Stativ meist nicht besonders ansprechend aus. Bei ISO 1.600 sieht man bereits in der Vollbildansicht auch ein deutliches Bildrauschen, ISO 3.200 und höher sollte man nur verwenden, wenn es gar keine andere Möglichkeit mehr gibt das Motiv unverwackelt abzulichten. Der ISO reicht bis 12.800.

Videos

Die Farben bei Videos sehen gut aus. In FullHD kann mit 60 und 30 Frames aufgenommen werden. Super-Zeitlupen-Videos sind mit 640 x 480 Pixel (120 B/s), und 320 x 240 Pixel (240 B/s) möglich. Manuelle Einstellungen für die Videoaufnahmen, wie Verschluss und Blende, sind nicht möglich. Auch kann während der Videoaufnahmen kein Foto gemacht werden, was bei vielen Digicams mittlerweile üblich ist.

Die Tonqualität kann nicht überzeugen. Das interne Mikrofon hat ein relativ starkes Hintergrundrauschen. Das liegt womöglich daran, dass die G16 zu laut auf nimmt – auch beim Zoomen ist das Geräusch des Objektivs sehr laut zu hören.

Fazit

Die Canon G16 ist eine gute Kamera. Sie muss sich jedoch, aufgrund des relativ hohen UVP von 549 Euro, an Premium-Digicams wie Sonys RX100 messen. Diese ist kompakter und hat eine bessere Bildqualität. Die G16 punktet dafür mit den zahlreichen Bedienelementen, der langen Akkulaufzeit und dem guten Makro-Modus. Der optische Sucher ist nur bedingt als Vorteil zu sehen, da ihn das gute Display der G16 eigentlich obsolet macht.

Technische Daten

Modell:
Canon G16
Sensor:
12,1 MP 1/1,7-Typ Back Illuminated CMOS
Videoaufnahme:
FullHD 60p
Serienaufnahme:
Bis zu 9,3 Bilder/s
Objektiv:
5x optischer Zoom (äquivalent zu KB: 28 – 140 mm), Lichtstärke 1:1,8–2,8
ISO-Bereich:
80 bis 12.800
Abmessungen:
108,8 x 75,9 x 40,3 mm, 356 Gramm
Preis:
599 Euro UVP
Link:
Alle technischen Daten auf der Website des Herstellers

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Gregor Gruber

Testet am liebsten Videospiele und Hardware, vom Kopfhörer über Smartphones und Kameras bis zum 8K-TV.

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