Chipolo Pop

Chipolo Pop

© Thomas Prenner

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AirTag und Android-Tag in einem: Chipolo Pop im Test

Der Chipolo Pop kann zum Beispiel als Schlüsselanhänger verwendet werden.

Vor knapp einem Jahr hat Google sein Find-My-Netzwerk in Österreich gestartet. Seitdem kann man auf das Netzwerk, zu dem Millionen Geräte gehören, zurückgreifen, um zum Beispiel Schlüssel, Geldbörsen oder Koffer zu orten - sofern diese mit einem kompatiblen Tag ausgestattet wurden.

Im Unterschied zu Apple bietet Google selbst (noch) keine Tags an, die sich finden lassen. Man ist also auf Dritthersteller angewiesen. Einer der ersten war Chipolo. Das Unternehmen brachte Mitte 2024 seine Tags auf den Markt, die sich ohne externe Zusatz-Apps mit Android verwenden lassen.

Eine Besonderheit an Chipolo ist, dass sich sowohl der Unternehmenssitz als auch die Produktion in der Region Trbovlje in Slowenien befinden. Ich habe die Chipolo-Tags damals getestet und bin auf ein paar Startschwierigkeiten gestoßen. Weil sehr viele Android-Handys noch nicht für die Suche nach den Tags freigeschaltet waren, dauerte es teilweise Stunden, bis die Tags geortet wurden. 

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Davon habe ich mich jedoch nicht entmutigen lassen und die Android-Tags weiterhin verwendet. Und die Situation besserte sich rasch. In einer moderat belebten Gegend dauert es heute in der Regel nur Minuten, bis ein Android-Tag von einem Handy geortet wird. 

Wie funktionieren Find-my-Netzwerke?

Die „Find My“-Netzwerke von Google („Find My Device“/„Mein Gerät finden“) und Apple („Wo ist?“/„Find My“) ermöglichen das Auffinden verlorener Geräte und Gegenstände – auch wenn diese offline sind. Möglich machen das Netzwerke aus Millionen Geräten, konkret: Smartphones. 

Die kleinen Tags senden permanent Bluetooth-Signale aus. Diese können von jedem kompatiblen Handy in der Nähe (Android-Handy bei Google, iPhones von Apple) empfangen werden. Aufgrund von Ortungsdiensten wie GPS und WLAN weiß das Handy wo es ist, zudem ist es in der Regel mit dem Internet verbunden. Die Standortdaten des Tags werden über diesen Weg an das Netzwerk gesendet. 

Der Besitzer des Tags sieht dann in der zugehörigen App, dass der kleine Anhänger geortet wurde und dessen Standort auf einer Karte. Der Besitzer, dessen Handy das Gerät gefunden hat, bleibt dabei völlig anonym.

Mit dem Chipolo Pop bringt das Unternehmen nun eine neue Variante auf den Markt. Diese hat im Vergleich zu den anderen Geräten gleich mehrere Vorteile. Der Herausragendste: Der Tag ist sowohl mit dem Android- als auch mit dem Apple-Netzwerk kompatibel

Mit einem Haken: Das geht nicht gleichzeitig. Das bedeutet, man entscheidet beim Einrichten, ob man ihn im Android- oder Apple-Universum verwenden möchte. Will man das Netzwerk wechseln, muss man ihn auf Werkseinstellungen zurücksetzen. Der Chipolo Pop hat noch eine weitere Besonderheit. Er verfügt über eine Chipolo-App, die den Tag mit Zusatzfunktionen ausstattet. 

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Verarbeitung und Stromversorgung

Der Chipolo hat einen Durchmesser von 39mm und ist knapp 9mm dick. Mit Batterie wiegt er 8,8 Gramm. Damit ist er eine Spur größer und leichter als Apples AirTags. Sein Äußeres besteht aus Plastik, ein Loch erlaubt eine Befestigung etwa an einem Schlüsselring oder Karabiner. Das Plastik wirkt hart und widerstandsfähig. 

Die Stromversorgung kommt von einer Standard-Knopfzelle vom Typ CR2032. Chipolo verspricht bis zu ein Jahr Batterielebensdauer. Letzteres konnte ich beim Pop nicht ausreizen, ich kann aber zumindest sagen, dass die im Juni 2024 in Betrieb genommenen älteren Chipolos nach wie vor mit der ersten Batterie laufen. 

Rein äußerlich wirkt der Tag wie ein NFC-Zugangschip für Türen, wie man sie vielleicht aus Büros kennt. Und zwar so sehr, dass ich ihn nicht selten am Schlüsselbund damit verwechsle. 

Geöffneter Chipolo Pop mit Batterie sichtbar

Geöffneter Chipolo Pop mit Batterie sichtbar

Das Verbinden

Das Einrichten des Chipolo Pop unter Android ist extrem einfach. Man drückt den Knopf des Tags und hält ihn in die Nähe des Smartphones. Dann springt auf diesem ein Pop-Up auf, das vorschlägt, den Tag zu verbinden. Anschließend muss man das bestätigen, den Datenschutzbestimmungen zustimmen und schon taucht der Tag in der “Gerät finden”-App auf. 

Das Einrichten unter iOS ist nicht ganz so ein Selbstläufer, aber dennoch simpel. Man muss dazu die “Wo ist?”-App öffnen, dort in das Submenü “Objekte” wechseln und “Objekt hinzufügen” auswählen. Man kann sich dann einen Namen und ein Emoji aussuchen, mit dem der Tag auf der Landkarte auftaucht.

Wie zuvor erwähnt, muss man den Chipolo auf Werkseinstellungen zurücksetzen, bevor man Netzwerk wechselt. Dazu drückt man den Knopf einmal, dann ein zweites Mal und hält ihn gedrückt. Nach etwa 10 Sekunden beginnt der Tag zu piepsen, nach 5 Piepstönen lässt man los. Jetzt ist der Tag im Auslieferungszustand und kann für die jeweils andere Plattform eingerichtet werden.

Regelmäßige Ortung und Piepton

Egal, ob man den Tag im Android- oder im iOS-Netzwerk nutzt, er wird in nahezu vergleichbarer Frequenz geortet. Gefühlt ist die Frequenz beim Praxistest in Wien in Apples Find-My-Netzwerk eine Spur höher, das ist allerdings nur mein subjektiver Eindruck. 

Der Tag verfügt über kein Ultra-Wideband (UWB), das heißt, er wird nur über Bluetooth geortet. Für die jeweils nativen Find-Apps würde das auch nichts bringen. Googles Netzwerk unterstützt UWB derzeit noch gar nicht, Apple nur bei den hauseigenen AirTags. Das Orten rein über Blueotooth hat den Nachteil, dass die Ortung nicht so genau ist, wie es über UWB möglich wäre. Man kann sich nur in die ungefähre Umgebung navigieren lassen. Das Handy weiß anhand der Signalstärke, ob man sich dem Tag nähert oder nicht. Bei UWB kann man sogar die Richtung anzeigen, in der der Tag liegt. 

Ist man in der Nähe der Chipolo-Tags, kann man sie dazu bringen, dass sie in Form von Piepen akustisch auf sich aufmerksam machen. Damit kann man sie auf den letzten Metern tatsächlich finden. Der Piepton des Chipolo ist erfreulicherweise angenehm laut. Selbst wenn er einmal zwischen Couchpolstern oder irgendwo im Rucksack zwischen 3 Pullovern verschwunden ist, hört man den Tag piepsen.

Screenshot

Chipolo in der Android "Gerät finden"-App (links) sowie 2 Screenshots der Chipolo-eigenen App

Die Chipolo-App

Die Chipolo-App erlaubt es, dass der Tag zusätzliche Funktionen erhält, die über die nativen Apps von Google und Apple nicht verfügbar sind. Dazu zählen:

  • Verbundes Handy orten - Wenn man 2 Mal auf den Knopf im Tag drückt, beginnt das eigene Handy zu läuten, vorausgesetzt es ist in der Nähe bzw. per Bluetooth verbunden
  • Klingelton ändern - Man kann den Ton, in dem Chipolo läutet, umstellen. Zur Wahl stehen, neben dem Standard-Klingelton, Klassiker wie Merry Christmas, Jingle Bells, La Cucaracha oder Oh! Susanna. 
  • Benachrichtung bei Zurücklassen - Das ist nur für Android-Nutzerinnen und -Nutzer interessant, da Googles Find-My-Netzwerk, im Unterschied zu Apple, das nativ nicht unterstützt. Bei dem Feature bekommt man auf dem Handy eine Benachrichtigung, sobald die Verbindung zum Tag abreißt. Hat man den Tag am Schlüsselbund, kann man so etwa daran erinnert werden, den Schlüssel nicht liegen zu lassen, wenn man die Wohnung verlässt. Bei Apple kann man dieses Verhalten direkt in der “Wo ist”-App konfigurieren. 
  • Fernauslöser - Außerdem kann man den Chipolo mit der zugehörigen App als Fernauslöser für die Kamera verwenden. Dazu muss man das Foto aber direkt über die Chipolo-App anstelle der System-Kamera-App machen. Auch das ist eher in die Kategorie Gimmick einzuordnen.

Pro und Contra

Pro

  • Sowohl für Android als auch für Apple Geräte, aber... (siehe Punkt 1 bei Contra)
  • Lauter Signalton
  • App mit nützlichen Zusatzfunktionen
  • Made in Europe

Contra

  • Nutzung der Google- und Apple-Netzwerke nicht gleichzeitig möglich, nur nach Factory Reset
  • Kein UWB
  • Teurer als vergleichbare Tags aus China

Fazit

Sowohl das Android- als auch das Apple-Netzwerk in einem Tag zu kombinieren klingt im ersten Moment genial - die Umsetzung ernüchtert allerdings etwas. Dass die beiden Netzwerke nicht parallel genutzt werden können und ein Zurücksetzen auf Werkseinstellungen erfordern, schmälert den Nutzen. So wirklich sinnvoll ist das nur für Anwenderinnen und Anwender, die vielleicht irgendwann einmal Ökosystem wechseln wollen. Diese können dann die Tags einfach weiterverwenden. Die Zahl derer dürfte aber überschaubar sein.

Der Chipolo Pop ist trotzdem ein interessantes Produkt und zwar in erster Linie wegen der App. Dass man nicht nur den Tag mit dem Handy, sondern auch das Handy mit dem Tag finden kann, ist ein willkommenes Zusatz-Feature. Auch die Benachrichtigung beim Zurücklassen ist für Android-Nutzer praktisch. Dass man den Klingelton wechseln kann, ist eher in die Kategorie Gimmick einzuordnen, witzig ist es nichtsdestotrotz.

Das Chipolo Pop ist unter anderem bei Amazon um 35 Euro in verschiedenen Farben erhältlich. Ein 4-er Pack kostet 106 Euro

Konkurrenzdruck aus China

Die Zusatzfeatures per App hat der Chipolo Pop bei einem Preis von 35 Euro pro Stück auch bitter nötig. Denn AirTag-Kopien bekommt man in der Regel deutlich günstiger. Außerdem drängen zunehmend bislang unbekannte China-Hersteller auf den Markt für Android-Tracker. Diese verkaufen ihre Tags mittlerweile schon zu Preisen deutlich unter 15 Euro. 

➤ Mehr lesen: Günstige AirTag-Alternative für Android aus China: MiLi MiTag im Test 

Gerade sind bei Amazon etwa 4 Stück der von uns getesteten 4 MiLi-Tags für Android um 38 Euro im Angebot. Auf die zusätzlichen App-Features muss man bei denen allerdings verzichten. Außerdem ist ihr Signalton deutlich leiser als bei Chipolo. Ansonsten funktionieren sie aber genauso in der Google-Find-My-App.

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Thomas Prenner

ThPrenner

Beschäftigt sich mit Dingen, die man täglich nutzt. Möchte Altes mit Neuem verbinden. Mag Streaming genauso gern wie seine Schallplatten. Fotografiert am liebsten auf Film, meistens aber mit dem Smartphone.

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