Der Cubify Cube verspricht einen einfachen Einstieg, scheitert aber bereits an einer vernünftigen Anleitung
Der Cubify Cube verspricht einen einfachen Einstieg, scheitert aber bereits an einer vernünftigen Anleitung
© Thomas Prenner

Cubify Cube im Test: 3D-Drucker mit Frustpotenzial

Cubify Cube im Test: 3D-Drucker mit Frustpotenzial

3D-Drucker sind in aller Munde, der Erfolg des US-Unternehmens Makerbot hat die Geräte auch im Massen-Markt ankommen lassen. Neben der US-Elektronikkette Best Buy und Amazon haben auch in Österreich einige Elektronik-Händler wie Conrad, Reichelt, Pearl und zuletzt auch Media Markt und Saturn 3D-Drucker in ihr Sortiment aufgenommen. Hier liefern sich vor allem zwei Unternehmen mit ihren neuen Einsteiger-Angeboten ein Kopf-an-Kopf-Rennen: Stratasys mit Makerbot und 3D Systems mit Cubify. Die beiden dominierenden Unternehmen auf dem 3D-Druck- und Rapid-Prototyping-Markt haben sich jeweils mit erfolgreichen Start-Ups ein Standbein im Markt für Consumer-3D-Drucker gekauft.

Vor allem Cubify konnte

in Österreich für Aufsehen

sorgen, als Saturn und Media Markt das Einsteiger-Modell Cube in ihr Sortiment aufnahmen. Mit 1.599 Euro kostet er etwas weniger als der Makerbot Replicator 2, der in den USA für 2.199 US-Dollar (umgerechnet rund 1.625 Euro) erhältlich ist, und bietet deutlich kompaktere Maße für den Schreibtisch sowie WLAN. Die futurezone erhielt Gelegenheit, den Cube für einige Tage zu testen. Dabei wurde schnell klar, dass die versprochene industrielle Revolution mit 3D-Druckern zwar auf dem Weg, aber immer noch ein gewaltiges Stück von der Massentauglichkeit entfernt ist.

Der Drucker

Cubify verspricht auf der Verpackung des Cube unter anderem “Plug and Play”-Funktionalität. Tatsächlich ist beim Aufbau des Cube nicht mehr zu tun als Stromstecker und USB-Kabel einzustecken und auf den einzigen Knopf des Geräts zu drücken. Das Einrichten des Druckers ist relativ simpel und in der Anleitung mit Bildern Schritt für Schritt erklärt. Vor dem ersten Druckauftrag muss der Cube mit einem Cubify-Konto verknüpft werden, erst dann erhält man den Code, mit dem das Gerät freigeschalten wird. Der Code muss allerdings nur einmal eingegeben werden.

Die Eingabe des Codes sowie die Konfiguration des Cube erfolgt über einen LC-Touchbildschirm, der sich hin und wieder als mühsam erwies, da er Eingaben nur sehr widerwillig annimmt. Das ist insbesondere beim Einrichten der WLAN-Verbindung anstrengend, da für jede einzelne Stelle des Passworts das komplette Alphabet in Groß- und Kleinschreibung sowie verschiedene Sonderzeichen nach dem richtigen Zeichen einzeln durchsucht werden muss. Die Möglichkeit der Fern-Konfiguration gibt es unglücklicherweise nicht.

Post-It statt Papier

In der kompakten Schachtel findet sich neben dem bereits vollständig zusammengebauten 3D-Drucker die Arbeitsfläche aus Milchglas, zwei Werkzeuge sowie ein Cartridge mit PLA und ein wasserlöslicher Kleber, mit dem sich die fertigen Modelle leichter von der Arbeitsfläche entfernen lassen. Zum Einrichten muss lediglich die Arbeitsplatte, an deren Unterseite sich ein starker Magnet befindet, am 3D-Drucker angebracht werden. Anschließend ist das Konfigurieren des Abstandes zwischen Arbeitsplatte und Drucker-Düse erforderlich.

Der Hersteller gibt an, dass man dazu ein herkömmliches Blatt Papier zu Hilfe nehmen sollte. Sobald sich dieses nicht mehr leicht hin und her bewegen lasse, solle man eine Stufe hinunterfahren und der Drucker ist optimal kalibriert. So viel zur Theorie, in der Praxis erwies sich diese ohnedies sehr schwammig formulierte Anleitung als falsch. Oft reichte bereits der dünne Klebstoff-Film, der auf die Glasplatte vor einem Druckauftrag aufgetragen werden muss, als zu viel und der heiße Kunststoff landete nicht auf der Glasplatte sondern wurde vom Druckkopf mitgeschleift. Meist brach der Cube den Auftrag in diesem Fall von selbst ab.

Als realistischer erwies sich der Hinweis eines anderen Cube-Nutzers, der statt eines herkömmlichen Papierblattes ein Post-It verwendet. Dennoch verkam das Einrichten des Spalts immer wieder zu einer Geduldsprobe, ein erfolgreicher Druck bedeutete nicht, dass der darauffolgende Druck auch gelingen sollte. Im Test mussten für nahezu alle Druckaufträge der Spalt neu eingerichtet und zuvor kurze Probedrucke gestartet werden, mit denen die Qualität der Einstellung überprüft wurde. Daher kann man bei jedem Druckauftrag zumindest 30 Minuten Zeit einrechnen, die für das Finden der optimalen Einstellung notwendig sind.

https://images.futurezone.at/cubify_cube%2B16.jpg/28.499.972 Michael Leitner Cubify Cube ​

Die Lautstärke des Cube bewegt sich auf dem Niveau einer Kaffemaschine, dennoch will man ihn nicht unbedingt in einem Arbeitszimmer, in dem man sich konzentrieren muss, stehen haben. Die hochfrequenten Geräusche der Führung von Druckkopf und Platte klingen bei so manchem komplexen Teil schon fast wie Musik, dennoch sind sie störend und verursachten beim Test Kopfschmerzen. Da der Cube allerdings ohnedies sehr kompakte Maße und WLAN vorweist, sollte sich rasch ein ruhiger Platz für ihn in einem kleinen Zimmer finden. Eine Geruchsbelästigung stellt der Cube nicht dar, das geschmolzene PLA erinnert nur im nahen Umfeld des 3D-Druckers an den Geruch einer Heißklebepistole.

Der Drucker wird mit Hilfe einer Software, die für Windows und Mac OS verfügbar ist, mit Modellen zum Drucken versorgt. Diese wandelt Dateien im STL-Format in das proprietäre CUBE-Format um, mit dem der Cube gefüttert werden kann. Per WLAN, USB-Stick oder direkt per USB-Kabel kann der Druckauftrag an den Cube gesendet werden. In der Software wurde zuvor bestimmt, ob ein Podest mitgedruckt oder Stützmaterial verwendet werden soll. Des Weiteren kann eingestellt werden, ob das Objekt hohl, teilweise oder komplett ausgefüllt werden soll. So lässt sich recht effizient Material sparen, das teilweise Ausfüllen war im Test für die meisten Anwendungsfälle ausreichend.

Auf den Spuren der Drucker-Branche

Die Materialzufuhr findet über ein mitgeliefertes Cartridge statt, in dem sich PLA-Kunststoffdraht mit 1,75 mm Durchmesser befindet. Über die genaue Menge macht Cubify unglücklicherweise keine Angabe, es heißt lediglich, dass sich damit “bis zu 35 Modelle” ausdrucken lassen. Schätzungen im Internet zufolge handelt es sich um rund 300 Gramm Material, das würde rund 250 cm3 Volumen entsprechen. Der Preis wäre in diesem Fall unvernünftig hoch, denn in Europa sind einzelne Cartridges für 99 Euro erhältlich. Somit fallen pro Kubikzentimeter 40 Cent an. Zum Vergleich: Ein Kilogramm PLA-Filament mit dem selben Durchmesser kostet online rund 30 bis 50 Euro, das entspricht vier bis sechs Cent pro Kubikzentimeter.

In den USA wird ein offizielles Cartridge bereits für 50 US-Dollar verkauft, das wären immerhin nur mehr 15 Cent pro Kubikzentimeter. Ein findiger Thingiverse-Nutzer hat einen Adapter konstruiert, mit dem sich auch herkömmliches Filament mit einem leeren Cartridge verwenden ließ. Doch Cubify hat mit der zweiten Generation des Cube, auf die der Adapter theoretisch auch passen würde, reagiert und das mit Hilfe der Firmware unterbunden. Das Verhalten von Cubify erinnert teilweise an das der normalen Drucker-Industrie, die ebenfalls Tintentpatronen zu überteuerten Preisen verkaufen und versuchen, Kartuschen von Drittherstellern mit der Hilfe von Chips auszusperren. Eine Lösung, um herkömmliches Material von der Spule zu verwenden, gibt es derzeit noch nicht.

Ungenaue Angaben

Auch das Befüllen des Druckers mit der offiziellen Cartridge gestaltet sich zeitweise schwierig. Mit einer Schritt-für-Schritt-Anleitung auf dem Display des Cube soll das so einfach wie möglich gestaltet werden, doch auf eine der wichtigsten Hinweise hat man vergessen: wie das Cartridge selbst eingesetzt werden soll. Hier muss man wieder das Internet bemühen, um eine Lösung zu finden. Das Cartridge muss schräg mit der Oberseite voraus in die Halterung eingeführt werden, ansonsten können die Kontakte beschädigt werden, die dem Drucker den Füllstand sowie die Farbe mitteilen.

Der Wechsel des Materials hat ebenso seine Tücken. Der Cube beginnt dabei mit dem Verbrauchen des Restmaterials und drückt hierfür mit Hilfe des Extruders Material aus der Düse heraus und fährt anschließend langsam mit dem Material nach oben, bis das verbleibende Filament herausgezogen werden kann. Auf dem LC-Bildschirm ist allerdings bereits die Aufforderung zu sehen, dass das Material herausgezogen werden soll, während dieses noch zurückfährt und somit im Mechanismus feststeckt. Einen Unterschied bemerkt der Nutzer nicht, da der Mechanismus durch die Abdeckung verdeckt wird und das Material selbst sich mit einem sehr langsamen Tempo herausbewegt. Daher ist bei diesem Vorgang Vorsicht angebracht. Der Cube bricht beispielsweise den Druck ab, wenn das Cartridge während des Druckvorgangs aus der Halterung herausspringt.

Hat man einmal alle Hürden überwunden, fällt vor allem das rasche Tempo auf. Ein Companion Cube aus dem Videospiel Portal 2, dessen Kantenlänge 26 Millimeter beträgt, ließ sich in rund 40 Minuten mit einigen feinen Details ausdrucken. Die Geschwindigkeit lässt sich nicht einstellen. Lediglich mit Hilfe der Einstellung, ob das Modell hohl, teilweise ausgefüllt oder massiv gedruckt werden soll, kann man die Druckdauer beeinflussen. Der Cube bietet auch die Möglichkeit an, komplizierte Modelle mit Stützmaterial zu drucken, sodass der 3D-Drucker bei großen freistehenden Flächen quasi nicht “in der Luft” sein Material verteilen muss. Allerdings werden diese mit dem selben Material gedruckt wie auch das Modell selbst und sie lassen sich dadurch bei filigranen Strukturen schwer entfernen.

Die Zeit zum Aufheizen der Düse bemisst der Cubify oftmals zu kurz. Bei einigen Druckvorgängen begann er mit dem Druck, es kam aber noch kein Material aus der Düse. Als dann etwas herauskam, landete offenbar das zuvor erwärmte Material als Batzen auf der Druckfläche. Er heizt zudem nach dem Auftragen der ersten Schicht nochmals kurz das Material auf - allerdings immer nur nach der ersten Schicht. Da der Extruder dabei aber offenbar noch läuft, kommt ein unansehnlicher Fleck zustande, der auf dem Objekt landet und anschließend mühsam entfernt werden muss. Ob das Problem nur auf unserem Testgerät auftritt oder grundsätzlich besteht ist unklar, einige Nutzer berichten jedoch bereits von Fällen, in denen ein Cube wegen Problemen mit der Düse ausgetauscht werden musste.

Fehlermeldung trübt Freude

Recht häufig kam es im Test zum sogenannten “Filament flow error”, bei dem der Drucker kurzerhand den Druckauftrag abbrach. Grund ist meist ein zu großer oder ein zu kleiner Spalt. Abhilfe schafft nur eine Neukalibrierung sowie das Reinigen der Düse. Das allein wäre noch kein besonderer Grund zum Ärger, wenn der Drucker früh genüg vermelden würde, dass etwas nicht stimmt. Doch zeitweise war der Druck bereits zu einem Viertel abgeschlossen und ließ keine Schwierigkeiten erkennen also der Cube dann ohne Vorwarnung den Druck abbrach.

Generell lässt das Feedback zu wünschen übrig. Beim Firmware-Update musste beispielsweise ein Update-Tool gestartet werden, das keinerlei Rückschlüsse über den Fortschritt gab. Auch nachdem vom Computer die Erfolgsmeldung kam, ließ das Update-Tool auf dem Cube nichts von sich hören. Auch das Ausschalten über langes Drücken der Taste oder die Rückkehr in das normale Menü war nicht möglich, sodass schlussendlich nur das Ziehen des Steckers half. Vermerk dazu gibt es in der offiziellen Anleitung zum Flashen der Firmware nicht.

Gut gelöst ist das Reinigen der Arbeitsfläche. Der Kleber, der das einfache Abnehmen der Modelle ermöglicht, lässt sich mit ein wenig Wasser abwaschen. Beim Vorgänger kam noch eine beheizte Arbeitsfläche zum Einsatz. Ob die neue Lösung tatsächlich effektiver ist, ist schwer zu sagen. Allerdings sorgte der Kleber des öfteren für Probleme, da trotz dünner Schicht der heiße Kunststofffaden nicht wirklich an der richtigen Stelle haften blieb. Die Genauigkeit der ausgedruckten Modelle war in Ordnung, die Werte schwankten innerhalb eines Zehntel Millimeters. Gerade bei großen, runden Flächen konnte der Cube punkten, doch je kleiner das Objekt ist, desto fransiger ist auch das Endergebnis.

Der wohl beste Versuch: ein Rhinozeros-Kopf, dessen 3D-Modell von Cubify zur Verfügung gestellt wurde.

Nachbearbeiten mit einem sanften Schleifpapier oder, wie des öfteren im Internet beschrieben, mit einem Aceton-Dampfbad ist empfehlenswert. Kleine Unsauberkeiten wie der beschriebene Material-”Batzen”, der meist zu Beginn des Druckauftrages auf das Modell geklatscht wurde, muss allerdings mit etwas gröberen Mitteln, beispielsweise einer Feile, entfernt werden. Problematisch war die Qualität allerdings stets bei der Unterseite der Modelle, an der glatte Flächen stets mit Fehlern, beispielsweise Löchern, behaftet waren. Auch bei anderen simplen Strukturen machten sich unschöne Ergebnisse bemerkbar, beispielsweise stark ausgefranste Schrägen.

Cubify verspricht beim Cube eine Plug-and-Play-Erfahrung, die man aber schlicht und ergreifend nicht bieten kann. Viel zu viel Feinadjustierung und Anpassungen sind notwendig, um den Cube tatsächlich auszureizen. Vor allem der Versuch, den Kunden an teures Material aus dem eigenen Unternehmen zu binden, ist bedenklich. Denn den zehnfachen Materialpreis zu verlangen und den Kunden daran zu hindern, eigenes Material zu verwenden, spricht nicht gerade für kundenfreundliches Verhalten.

Allein schon deshalb ist vom Cube abzuraten. Die Qualität der ausgedruckten Modelle ist zwar ordentlich, dennoch ist der Preis von 1599 Euro einfach zu hoch, vor allem in Anbetracht der scharfen Konkurrenz der unzähligen Kickstarter-Startups sowie von Makerbot. Einziger Vorteil beim Cubify Cube ist wohl, dass die Garantieabwicklung über Media Markt oder Saturn stattfindet und somit ein wenig Sicherheit für ein recht kostspieliges Gerät gegeben ist. Makerbot bietet für einen Aufpreis allerdings auch sein MakerCare-Paket an, bei dem der Kunde mit Ersatzteilen für die Reparatur versorgt wird.

Modell: Cubify Cube (2.Generation)Maße: 26 x 26 x 34 cm, 4,3 KilogrammMaximale Größe des Objekts: 14 x 14 x 14 cm (Druckplatte 15 x 15 cm)Verwendbares Material: PLA, ABSDruckauflösung: 0,2 MillimeterUnterstützte Betriebssysteme: Microsoft Windows (ab XP), Mac OS X (bis 10.8 unterstützt)Preis: ab 1.599 Euro (offizielles Material ab 99 Euro erhältlich)

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Michael Leitner

derfleck

Liebt Technik, die Möglichkeiten für mehr bietet - von Android bis zur Z-Achse des 3D-Druckers. Begeistert sich aber auch für Windows Phone, iOS, BlackBerry und Co. Immer auf der Suche nach "the next big thing". Lieblingsthemen: 3D-Druck, Programmieren, Smartphones, Tablets, Open Hardware, Videospiele

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