© HTC

Smartphone-Special

Das heiße Match um Smartphone-Kunden

Apples Smartphone hat - ob man nun Apple-Fan ist oder nicht - eine ganze Branche inspiriert. In den Labors der Konkurrenten wird auf Hochtouren entwickelt, um dem Apfel-Handy endlich eines entgegensetzen zu können. Denn das iPhone ist zwar das bekannteste Smartphone, aber wir stehen erst Anfang des Smartphone-Ära. Erst etwa 14 Prozent der Kunden weltweit besitzen ein Smartphone, bis 2015, so eine aktuelle Prognose des US-Handy-Chip-Herstellers Qualcomm, wird sich die Zahl der Smartphone-Besitzer verdreifachen. 2011 wird der Smartphone-Anteil auf 22 Prozent steigen, im Jahr 2012 sind es 27, 2013 etwa 33 und 2014 sogar 38 Prozent.

Fünf "Konflikt"-Parteien
In "der Mobilfunk-Branche" wird bereits vom "Smartphone-Krieg" gesprochen. Die Parteien des Technologie-Konflikts: Nokia mit dem Betriebssystem "Symbian^3", Google mit "Android", Microsoft mit "Windows Phone 7", RIM (BlackBerry) tritt mit "BlackBerry OS 6" an und jene Partei, die alle im Visier haben: Apple. Die Grundprinzipien der Betriebssysteme sind gleich: Sie sind auf Touchscreens ausgelegt und können durch Apps, die man sich direkt aufs Handy laden kann, erweitert und individualisiert werden. Wer die Nase vorne haben wird, hängt von vielen Faktoren ab: Marketing, Menüführung des Betriebssystems, Angebot an Programmen, die Offenheit für Programmierer etc.

Der Noch-Marktführer bleibt stur
Marktführer bei den intelligenten Mobiltelefonen ist - man möge es nicht für möglich halten - nach wie vor Nokia. Der finnische Konzern, der seit zwei Jahren alles andere als eine gute Figur macht, verkauft pro Tag eine Million Geräte - 260.000 davon sind Smartphones. Dennoch wird Nokia von so manchen IT-Experten abgeschrieben, denn seit 2007 - dem Geburtsjahr des ersten iPhones - ist Nokia noch keine passable Antwort auf dieses Gerät eingefallen. Von Krise will man im hohen Norden nichts wissen; obwohl vor etwa einem Monat der CEO Olli-Pekka Kallasvuo zurückgetreten ist (er wird vom ehemaligen Microsoft Stephen Elop ersetzt), danach Nokias Smartphone-Chef Anssi Vanjoki das Handtuch geschmissen hat (er hatte sich erfolglos als CEO beworben) und dann auch noch Nokias Vorstandschef Jorma Ollila bekannt gegeben hat, nicht länger als 2012 zur Verfügung zu stehen. Einer, der die Krise mitzuverantworten hat, ist Niklas Savander. Im Gespräch mit der Futurezone will er von Krise nichts wissen und verweist auf die 260.000 Stück Smartphones, die man täglich verkaufe. Dass Symbian zu kompliziert ist, glaubt er freilich auch nicht - sonst würde man ja nicht so viele Geräte verkaufen. Trotz des weltweiten Erfolgslaufs des von Google entwickelten offenen Betriebssystems Android werde man weiterhin auf Symbian setzen: "Android ist für Nokia keine Option. Erstens, weil Android von Google kontrolliert wird. Zweitens, weil wir keine Erfahrung damit haben und zudem die Möglichkeiten beschränkt sind." Die Geräte N8 und N7 seien noch nicht die Antwort auf das iPhone: "Die Antwort kommt noch."

Die Flexiblen gewinnen
Die anderen Konkurrenten sind flexibler und haben auf die Marktentwicklung reagiert. Ob HTC, Samsung, LG, Sony Ericsson oder Motorola - sie alle haben Android-Phones im Programm und sind auch anderen Betriebssystemen offen gegenüber eingestellt und daher erfolgreich. Selbst US-Hersteller Motorola, der in den vergangenen Jahren am Handy-Markt praktisch nicht präsent war, könnte das Revival dank Android und Windows Phone 7 gelingen. HTC hat das erste Google-Phone gebaut, wurde beim Mobile World Congress aber auch als erster Microsoft-Partner für Windows Phone 7 vorgestellt. "Ich stehe sowohl zu Android als auch zu Windows Phone 7", sagt HTC-Chef Peter Chou im Futurezone-Gespräch. "Wir sind Microsoft sehr verbunden, da uns der Konzern viel Platz lässt, innovativ zu sein." Samsung setzt ebenfalls erfolgreich auf Flexibilität, baut nicht nur Handys mit dem eigenen Betriebssystem Bada, sondern auch Android- und W7-Phones. "Bei uns stehen die Kunden im Vordergrund, wir liefern ihnen das, was sie wollen", sagt der österreichische Handy-Chef bei Samsung, Martin Wallner.

Die Prognose

Das "größte Wahrsage-Unternehmen der Welt", der Marktanalytiker Gartner, geht - was Nokia in Sicherheit wiegen könnte - davon aus, dass Googles offenes Betriebssystem Android erst im Jahr 2014 Symbian vom ersten Platz verdrängt haben wird. Ob diese Prognose stimmt, bleibt aber abzuwarten. Google hat mit Android die besten Karten, da immer, wie bereits erwähnt, mehr Handy-Hersteller, von Samsung über Motorola bis zu HTC, auf Android setzen, Symbian nur noch von Nokia favorisiert wird. Allerdings hatte Gartner 2009 noch prognostiziert, dass Android erst 2012 auf den zweiten Platz vorstoßen werde. Und mit dieser Weißsagung hatte sich Gartner um zwei Jahre verschätzt. Der Handy-Markt ist nämlich nicht leicht zu vorherzusagen, wie man am Beispiel iPhone gesehen hat.

(Gerald Reischl)

Hat dir der Artikel gefallen? Jetzt teilen!

Kommentare