© Benjamin Sterbenz

Hands-On

Erste Eindrücke von der Xbox One

Geht es nach Microsoft, dann soll die Xbox One die PlayStation 2 des 21. Jahrhunderts werden. So wie die PS2 für den Durchbruch der DVD im Wohnzimmer gesorgt hat und vielen Besitzern lange Zeit als Film-Abspieler diente, soll die Xbox One der digitale Player der Internet-Ära werden. Statt eines SmartTVs, eines Media-Players, einer Internet-Streaming-Box oder eines Blu-ray-Players will die Xbox One alles aus einer Hand bieten. Ein Argument, dass sie vor GoogleTV und Apple in die Wohnzimmer dieser Welt bringen soll.

Es kann nur eine geben
Das wird auch auf den ersten Blick klar: Das Design erinnert eher an einen Receiver. Viel Schwarz, ein wenig Grau und ein bisschen Chrome. Die Oberseite des Geräts ist gerippt und luftdurchlässig. Dies soll der besseren Kühlung im Inneren dienen. Ein Lüfter ist zwar verbaut, allerdings soll dieser kaum hörbar zum Einsatz kommen. Luftströme sollen vor allem die Regelung der Temperatur übernehmen. Wie laut die Xbox One tatsächlich ist, konnte die futurezone nicht überprüfen, da die vorgeführten Geräte nicht gelaufen sind.

Die Anschlüsse
Auf der linken Geräteseite gibt es einen USB-Anschluss, an der Hinterseite sitzen zwei weitere USB-Ports. Alle verstehen USB 3.0 und können externe Festplatten mit Strom versorgen. Des Weiteren finden sich eine LAN-Büchse, ein S/PDIF, ein Stromanschluss sowie ein HDMI-Ein- und Ausgang (1.4). WLAN und Bluetooth runden die Standards ab. Auf der Vorderseite gibt es ein Slot-In-Blu-ray-Laufwerk. Eine Ring-Leuchte, wie bei der Xbox360, gibt es nicht.

Was beim Design auffällt: Die Xbox, aber auch das dazugehörige Kinect, sind sehr kantig. Rundungen oder weiche Formen gibt es nicht. Auf den ersten Blick wirkt die Konsole seriös, kühl und funktional. Das Eckige lässt sie zudem recht klobig und groß erscheinen.

PC-Technik
Zu den inneren Werten der Xbox One kann bis auf die technischen Daten noch nicht viel gesagt werden. Fix ist, dass eine Acht-Kern-CPU und ein Grafikchip von AMD zum Einsatz kommen. Wie die futurezone erfahren konnte, schafft die Xbox One zudem auch die Ausgabe von 4K bzw. UHDTV. Weiters sind 8GB RAM (GDDR 3) und 500 GB Festplatte verbaut. Letztere kann im Gegensatz zur Xbox360 nicht mehr ausgetauscht werden. Wer mehr Speicher braucht, kann jedoch externe Festplatten anhängen. Laut Microsoft sollten 500GB jedoch ausreichen, das zeigen die Zahlen der Xbox360-Nutzer. Da immer mehr gestreamt wird oder Cloud-Speicher zugeschaltet werden können, sollte der Platz ausreichen. Auch deshalb, weil man auf der Festplatte keine Videos aufnehmen kann, wie ein Microsoft-Manager der futurezone bestätigte.

Energieeffizient
Zum Stromverbrauch sagte Todd Holmdahl, der für die Xbox One verantwortliche Technik-Chef, zur futurezone, dass der Standby-Verbrauch den EU-Richtlinien entspricht. Zudem habe man diverse Betriebsmodi entwickelt, die verschiedene Funktionen der Konsole ansteuern. So kann die Konsole aus dem Stand-By starten und ohne viel Stromhunger Updates herunterladen und sich danach wieder abdrehen. Im Normalbetrieb soll rund 100 Watt benötigt werden.

Wie die Konsole in der Praxis tatsächlich läuft, wie schnell sie lädt, wie rasant man zwischen den Anwendungen herumspringen kann, werden spätere Tests zeigen.

Controller mit mehr Gefühl
Was die futurezone bereits vor Ort ausprobieren konnte, ist der neue Controller sowie das neue Kinect. Dabei hat sich gezeigt, dass hier die zwei Stärken der Xbox One liegen. Obwohl der Controller jenem der Xbox360 auf den ersten Blick zum Verwechseln ähnlich sieht, ist er im Detail dann doch ganz anders. Microsoft betont, dass man das Steuergerät vor allem fein justiert hat. So ist der Rand der Analog-Sticks nun gummiert und gerippt, was für mehr Halt sorgt. Das D-Pad wiederum wurde hervorgehoben, die Umrandung entfernt.

Das Batteriefach an der Unterseite steht nun nicht mehr hervor, sondern wurde flach in den Controller integriert. Die Batterien bleiben weiterhin austauschbar. Alle Schraubenlöcher sind nun abgedeckt, was für mehr Haltekomfort sorgen soll. Schließlich wurden die Trigger an der Hinterseite auf eine magnetische Wege-Messung umgestellt, was präzisere Eingabe ermöglichen soll.

Die beiden Knöpfe in der Mitte übernehmen nun die Funktionen View (zum schnellen Zappen zwischen Games, TV, Filmen, etc.) und Menü (ehemals Start). Das runde Xbox-Logo ruft wie gehabt die Xbox-Steuerung auf. An der Vorderseite sitzen nun auch Infrarot-Leuchten, die Kinect helfen, den Controller zu verfolgen.

Vibrator für das Spielerglück
Der eigentliche Clou sitzt jedoch im Inneren des Controllers. Es wurden zwei zusätzliche Force Feedback Motoren eingebaut, die nun die Trigger-Tasten vibrieren lassen. Was banal klingt, hat sich im futurezone-Test als spannendes Feature herausgestellt. Man spürt nun noch mehr und feinere Bewegungen. Feuert man etwa eine Waffe, gibt es am rechten Trigger einen simulierten Rückstoss. Oder wenn ein Rennauto plötzlich einen Platten hat, schlägt der Trigger in regelmäßigen Abständen an. Mit dieser einfachen Methode kann der Spieler tiefer ins Geschehen gezogen werden.

Sensorleiste mit mehr Durchblick
Das zweite Highlight ist definitiv das überarbeitete Kinect. Durch die Verbesserungen grenzt sich Microsoft weiter von Sony und Nintendo ab und bietet die momentan genaueste Körpersteuerung. So nimmt die Kamera einen Videofeed mit 1080p auf. Dies ermöglicht, das Gesicht genau zu scannen. Kinect erkennt auf diese Art etwa, ob man redet oder welchen Gesichtsausdruck man macht. Zudem soll anhand der Blutzirkulation im Gesicht die Herzfrequenz akkurat gemessen werden können – was im Test auch auf Anhieb klappte.

Die Vermessung der Wohnzimmer-Welt
Wurde die Tiefe bei der Xbox360 noch mit einem Laserraster gemessen, misst Kinect 2 nun mittels Laser, wie schnell Lichtteile reflektiert werden. Die Tiefenmessung erreicht dabei beeindruckende Details, wie die futurezone feststellen konnte. Selbst Knitterfalten im Hemd werde erkannt. Des Weiteren wurde eine Nachtsicht-Kamera eingebaut, die den Spieler auch in kompletter Dunkelheit erkennt. Dank einer Weitwinkel-Linse wird auch ein deutlich größeres Feld im Raum aufgenommen und analysiert. Schließlich können bei der neuen Version parallel sechs Körper erkannt und getrackt werden – bis dato waren nur zwei möglich.

Im Befehlston
Für die Sprachsteuerung sind vier Mikrofone eingebaut, die den Spieler im Raum genau orten können. Software im Hintergrund rechnet parallel Hintergrundgeräusche, Game-Sounds und andere Störquellen heraus. Eine aktive Identifizierung eines Spielers durch Sprache funktioniert Software-seitig allerdings noch nicht. Aktuell wird der Spieler via Mikrofon geortet und danach via Kamera erkannt.

Ohne Kinect geht gar nichts
Wie Todd Holmdahl gegenüber der futurezone bestätigte, ist Kinect jedenfalls ein fixer Bestandteil von Xbox One. Das heißt: Die Sensor-Leiste muss mit der Konsole verbunden sein. Ist dies nicht der Fall, startet Xbox One nicht.

Gute Grundidee mit inkonsequenter Ausführung
Der Name One impliziert bewusst All-in-One. Die neue Xbox will sich als zentrale Box im Wohnzimmer etablieren. Der Gedanke ist nicht neu, da es bis dato niemandem anderen gelungen ist, aber weiterhin legitim. Allerdings wird Microsoft auch dieses Mal das Versprechen einer Media-Zentrale nicht einlösen können. So wird die Live-TV-Funktion zum Start nur in den USA verfügbar sein. In Europa fällt dieser wesentliche Aspekt vorerst flach. Diverse Microsoft-Manager betonen zwar, dass dies nach und nach ausgebaut wird. Österreicher sollten sich erfahrungsgemäß jedoch nicht allzu große Hoffnungen machen.

Das All-in-One-Konzept hakt schließlich auch daran, dass die Xbox keinen Tuner bzw. Receiver für DVB-T/-S/-C integriert hat. Laut Todd Holmdahl habe man diese Idee rasch verworfen, da weltweit keine einheitlichen Standards vorliegen. Lokale Anpassungen wäre schlicht zu teuer gekommen. Somit braucht die Xbox One weiterhin eine zusätzliche Empfangsbox.

Schlechte Informationspolitik
Kritik gibt es auch für die ungenaue Kommunikation in Sachen verpflichtender Internet-Anbindung. So sei eine permanente Verbindung nicht zwingend, ab und an müsse man aber schon online gehen. Was das nun genau bedeutet, war nicht zu eruieren. Als wahrscheinlich gilt, dass man zumindest einmal innerhalb von 24 Stunden online gehen muss.

Auch die Strategie in Sachen Second-Hand-Games ist schwammig. Gebrauchte Spiele funktionieren. Wie wollte Microsoft jedoch nicht sagen. Einige Manager sprachen von Gebühren, da Games nach der verpflichtende Harddisc-Installation mit dem Gamertag verbunden sind. Andere verneinten solche Hürden. Wie Phil Harrison gegenüber Eurogamer schließlich meinte, wird eine Gebühr aber definitiv fällig, sobald ein Spiel von deinem Dritten auf seiner Konsole installiert wird. Auf der E3 sollen dazu weitere Informationen verraten werden.

Spiele schlussendlich ausschlaggebend
Für Europa und vor allem für Österreich bleibt die Xbox One somit vorerst ein gut ausgestatteter Gaming-PC mit praktischen Zusatzfeatures wie Blu-ray-Laufwerk und Kinect-Steuerung. Zwingende Gründe für einen Umstieg könnten noch jene Exklusiv-Titel liefern, die in drei Wochen auf der E3-Messe vorgestellt werden.

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