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"Fair produzierte Computer gibt es nicht"

Die Schicht beginnt um sechs Uhr morgens, endet zwölf Stunden später und wird von 20 Minuten Mittagspause unterbrochen. Die Arbeit am Fließband in den Hightech-Werken auf den Philippinen ist eintönig und hart: Sechs, manchmal sieben Tage die Woche werden - meist im Stehen - Computer und Unterhaltungselektronik für internationale Marken wie Philips, Toshiba, Nokia oder Apple zusammengeschraubt.

"Die Arbeiter dürfen oft nicht sitzen, weil sie dann unproduktiver sind", sagt die Filipina Cecil Tuigo, die sich im "Workers Assistance Center" in ihrem Heimatort Cavite für die Rechte der Fabriksarbeiter einsetzt. Der Lohn für die zermürbende Tätigkeit: Rund fünf Euro pro Schicht bekommt jeder der etwa 500.000 Menschen, die in den philippinischen Fabriken tätig sind.

Profitgier

Der südostasiatische Inselstaat gehört neben China, Indien, Vietnam, Thailand und Malaysia zu jenen Ländern, in denen die große Mehrheit aller Hightech-Geräte weltweit hergestellt werden. Die Produktionskosten machen nur zwei Prozent jenes Preises aus, die der Endkunde für die Ware zahlt. "Die Marken arbeiten mit sehr hohen Gewinnmargen", sagt die Österreicherin Andrea Ben Lassoued, die sich mit der Initiative "Clean IT" für fairere Arbeitsbedingungen in der Computer-Industrie einsetzt. So würde etwa Apple mit jedem verkauften iPhone oder iPad 50 Prozent Gewinn machen, während die Arbeiter in den Entwicklungsländern oft nicht einmal den gesetzlich vorgeschriebenen Mindestlohn erhalten würden.
"Fair produzierte Computer gibt es nicht", so Lassoued. Das höchste der Gefühle seien derzeit unter fairen Bedingungen hergestellte Computer-Mäuse aus Deutschland. Wer zu Weihnachten faire Hightech-Produkte kaufen möchte, hat de facto gar keine Möglichkeit dazu.

Unterdrückt
Eine Verbesserung der Lage ist nicht absehbar. So wird etwa die Bildung von Gewerkschaften im Keim erstickt. "Die Philippinen sind nach Kolumbien das zweitgefährlichste Land für Gewerkschaftsleute", so Tuigo. Seit 2009 seien 80 Personen, die sich für eine Organisierung der Arbeiter eingesetzt hatten, umgebracht worden. Gesetzeswidrige Überstunden, gestrichene Feiertage und Schikanen gehören ebenfalls zum Alltag. "Arbeiterinnen müssen ihre Jungfräulichkeit nachweisen, um einen Job zu bekommen", sagt Lassoued. "Wer familiäre Verpflichtungen hat, kann nicht zwölf oder mehr Stunden arbeiten."

Ein erster Lösungsansatz wäre, die Gerätehersteller unter Druck zu setzen, etwa bei öffentlichen Ausschreibungen. Österreich gibt pro Jahr 115 Millionen Euro für Computer - etwa in Schulen oder Behörden - aus.


iPad-Bauteile kosten 192 Euro

Die Marktforschungsfirma iSuppli zerlegt regelmäßig Hightech-Geräte, um die Kosten der verbauten Komponenten zu errechnen. Diese liegen in der Regel weit unter dem Straßenpreis. Zu berücksichtigen ist, dass die Hersteller auch Kosten für Personal, Logistik und Marketing in den Endpreis einrechnen:

- //Samsung Galaxy Tab// Der derzeit stark von Mobilfunkern beworbene Tablet-Computer mit 16 Gigabyte Speicherplatz kostet regulär 799 Euro. Seine Komponenten sind laut iSuppli insgesamt 164 Euro wert.
- //Nokia N8// Das Flaggschiff-Modell von Handy-Marktführer Nokia mit 16 Gigabyte Speicher kostet in Österreich 479 Euro. Seine Einzelteile kommen insgesamt auf 151 Euro.
- //Amazon Kindle// Das populäre Lesegerät für eBooks des Online-Händlers beläuft sich bei Bestellung im Web (US-Import) auf etwa 145 Euro. Die Bauteile des eReaders sind etwa 142 Euro wert. Gewinn macht Amazon über den Verkauf der elektronischen Lektüre.
- //iPad// Die WiFi-Variante des Apple-Tablets mit 16 Gigabyte Speicher kostet regulär 499 Euro. Die Bauteile des Geräts sind in Summe 192 Euro wert.
- //PlayStation 3// Sonys Spielkonsole kostet 300 Euro. Die Einzelkomponenten kommen in Summe auf 258 Euro. Ähnlich wie Amazon macht Sony nicht mit dem Gerät selbst den großen Gewinn, sondern mit Spielen, die pro Stück um etwa 60 Euro verkauft werden.

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(Jakob Steinschaden)

Foxconn: Die taiwanesische Firma Foxconn gilt als der größte Hersteller von Hightech-Geräten. HP-Laptops, iPhone, iPad oder Nokia-Handys: Sie stammen mit großer Wahrscheinlichkeit aus chinesischen Werken, in denen Foxconn 900.000 Arbeiter beschäftigt. Der Arbeitsalltag in den Foxconn-Fabriken ist durch Überwachung, lange Schichten und psychischen Druck geprägt. In diesem Jahr begingen 15 chinesische Foxconn-Arbeiter Selbstmord.
Cecil Tuigo bei ihrem Besuch in Wien

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Jakob Steinschaden

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