
Hosentaschen-Brennstoffzelle: Handyakkus mit Urin laden
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Wer sich des öfteren Abseits von Steckdosen und anderen bequemen Stromquellen aufhält und ungern genügend Photovoltaikzellen mit sich herumschleppt, um elektronische Spielzeuge wie Mobiltelefone zu betreiben, der sollte sich überlegen, eine Brennstoffzelle anzuschaffen. Das schwedische Unternehmen myFC bietet mit dem PowerTrekk ein Gerät im Hosentaschenformat an, das aus Wasser Strom erzeugt. Mittels einer Einweg-Kapsel wird der Wasserstoff auf chemischem Weg aus der eingefüllten Flüssigkeit gelöst und in der Brennstoffzelle zur Stromerzeugung genutzt. Eine “Puck” genannte Kapsel reicht zum Befüllen eines 1400-mAh-Speichers. Ein in den PowerTrekk eingebauter Akku, der auch über die Steckdose geladen werden kann, erlaubt zudem das Speichern von insgesamt 3800 mAh. Mit 66 mal 128 mal 47 Millimeter und 270 Gramm ist der PowerTrekk handlich und passt notfalls sogar in die Hosentasche. Ein Puck wiegt zusätzlich 30 Gramm. Die futurezone hat sich Version 2.0 der Brennstoffzelle für die Hosentasche angesehen.
Strom aus gelbem Schnee

© myFC
Auch mit Salzwasser, Urin oder anderen Flüssigkeiten, die H2O enthalten, kann der PowerTrekk betrieben werden. Dann können allerdings Schäden durch Korrosion und Ablagerungen entstehen oder die Leistungsfähigkeit beeinträchtigt werden. Der Hersteller empfiehlt, außer in absoluten Notfällen sauberes Süßwasser zu verwenden. Im futurezone-Test hat der PowerTrekk den Urin jedenfalls anstandslos in Strom verwandelt, ohne dass danach Schäden festzustellen waren. Falls tatsächlich auf alternative Flüssigkeiten zurückgegriffen werden muss, rät der Hersteller das Gerät anschließend mit sauberem Wasser gut zu spülen.
Freie Wildbahn

© myFC
Mit etwas Übung funktioniert es aber ebenfalls problemlos. Anfängliche Patzer verzeiht der PowerTrekk glücklicherweise ohne Murren. Auf dem Gerät sind lediglich zwei Tasten zu finden, eine zeigt den Ladestand mittels einer Reihe aus LEDs, der andere aktiviert das Aufladen eines Geräts über den Akku des PowerTrekks. Ansonsten gibt es lediglich noch eine Anzeige, die signalisiert, ob die Brennstoffzelle gerade aktiv ist. Gibt es ein Problem mit der Technik, wird das ebenfalls hier angezeigt. Der Betrieb der Brennstoffzelle soll zwischen minus 18 und 55 Grad Celsius möglich sein. Der Akku des PowerTrekk funktioniert allerdings erst ab 0 Grad.
Chemischer Prozess

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Preis und Fazit
Der PowerTrekk ist ab 149 Euro im Webshop von myFC bestellbar. Die Pucks kosten rund 5 Euro pro Stück und können in Paketen zu 9, 12 oder 15 Kartuschen bestellt werden. Dafür bekommt man eine robuste Brennstoffzelle, die außerdem als Akku verwendet werden kann. Strom an jedem Ort, zu jeder Tages- und Nachtzeit und bei jedem Wetter erzeugen zu können, ist ein Versprechen, das für viele spezialisierte Anwender sicher reizvoll klingt. Wer wenig Zeit abseits des Stromnetzes verbringt, wird wahrscheinlich weniger Verwendung für die Brennstoffzelle finden. Die Verwendung von Einwegkartuschen als Pucks scheint für eine regelmäßige Verwendung zudem teuer und nicht gerade ressourcenschonend. Zwar sind die Rückstände nicht giftig, trotzdem muss bei jedem Vorgang eine Kartusche verwendet werden, die im Nachhinein weggeworfen werden muss. Wasser zu Wein verwandeln kann der PowerTrekk nicht. Aber wer kann schon von sich behaupten, sein Handy mit Urin aufgeladen zu haben.
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