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HTC One SV im Test: Billig-LTE mit Kompromissen

Auch wenn die neue Mobilfunkgeneration LTE in Österreich noch in den Kinderschuhen steckt, werden wohl einige Early Adopter der Versuchung nicht widerstehen können, bereits jetzt zuzugreifen. Einwohner der Landeshauptstädte haben in den Netzen von A1, T-Mobile und Drei recht gute Chancen auf durchgehenden LTE-Empfang, in ländlichen Gebieten sucht man jedoch aufgrund der immer noch nicht versteigerten 800 MHz-Frequenzen vergeblich.

Wer sich dennoch für die Zukunft rüsten und ein Smartphone mit LTE-Unterstützung zulegen möchte, bekommt nun mit dem HTC One SV erstmals eine günstige Gelegenheit auf den Umstieg. Die futurezone hat das erste LTE-Smartphone unter 300 Euro getestet und ist dabei dank der hohen Download-Geschwindigkeiten auf den Geschmack gekommen. Ob auch das Smartphone selbst überzeugen kann, lesen sie im Test.

Schmutzfänger mit Kanten
Rein optisch hat das One SV nur wenig mit dessen Namensvetter One S zu tun. Der Akkudeckel aus Kunststoff ist abnehmbar, von der Verarbeitungsqualität des pulverbeschichteten Unibody-Gehäuses des One S ist es jedoch deutlich entfernt. Die Rückseite ist stark abgerundet und liegt dadurch sehr angenehm in der Hand. Ohnedies lässt der Formfaktor des One SV mit einer Bildschirmdiagonale von 4,3 Zoll keine Wünsche offen, die Bedienung mit einer Hand geht flott und ohne Probleme von statten. Dafür sind vor allem kleine ergonomische Feinheiten verantwortlich, die nur bei näherer Betrachtung auffallen. So sind die Ränder beispielsweise leicht angeschrägt, wodurch dem Daumen ein wenig mehr Bewegungsfreiheit auf dem Touchscreen gegeben wird.

Die Schräge hat jedoch auch ihre Tücken. Oben rechts befindet sich der Power-Button, der dadurch etwas schwieriger zu betätigen ist. Bei der Lautstärkewippe auf der rechten Seite wurde das besser gelöst, da diese etwas weiter hervorsteht und so recht angenehm zu erreichen ist. Des weiteren wurde der Lautstärkewippe eine kleine "Delle" in der Mitte verpasst, um so den Unterschied zwischen Oben und Unten leichter ertasten zu können. Ein kleines Sicherheitsrisiko könnte aber die Schräge auf der Unterseite darstellen, auf der sich der microUSB-Anschluss zum Laden befindet. microUSB-Stecker sind bekanntlich keine sonderlich robuste Konstruktion und könnten so in einer unglücklichen Situation abbrechen.

Mit 122 Gramm liegt das One SV im soliden Mittelfeld für 4,3 Zoll-Smartphones, auch wenn die Kunststoff-Bauweise vermutlich Einsparungen zugelassen hätte. Das Gewicht ist jedoch gut verteilt und gibt dem Smartphone einen durchaus robusten Eindruck. Das ist es auch tatsächlich, die Konstruktion ist gibt keinen Millimeter nach, lediglich die bereits bemängelte Verarbeitungsqualität der Kunststoffabdeckung macht dem Gesamtbild einen Strich durch die Rechnung. Der Deckel lässt sich mit etwas Kraft recht rasch abnehmen und wieder aufsetzen, doch die Konstruktion der Kunststoffhaken, die im Gehäuse einrasten müssen, macht Sorgen. Denn diese könnten durchaus leicht abbrechen und so wäre das Gehäuse deutlich schlechter befestigt. Nach einigen Malen Öffnen ließen sich bereits leichte Gebrauchsspuren erkennen, an der Unterseite knarzte der Deckel daraufhin leicht.

Das HTC One SV ist in drei verschiedenen Farben verfügbar: blau, weiß und schwarz. Auf der von der futurezone getesteten weißen Variante war leider Dreck besonders leicht sichtbar. Auch das Lautsprechergitter erwies sich als besonders anfällig gegenüber Schmutz und Staub. Das machte sich unter anderem beim Transport in der Hosentasche bemerkbar. Es muss dennoch positiv bemerkt werden, wie gering die Spaltmaße trotz der Kunststoffkonstruktion gehalten werden konnten und sich so kaum Schmutz in den Rändern sammeln kann. Dennoch ist das Design im Vergleich zum Flaggschiff HTC One ein Rückschritt und versucht offenbar den Spagat zwischen der alten und neuen One-Serie zu schaffen.

Bildschirm - scharf und blass
Beim 4,3 Zoll großen Bildschirm hat HTC definitiv die richtige Entscheidung getroffen. Statt Super AMOLED kommt die Super LCD2-Technologie zum Einsatz, die bereits im HTC One X und dessen Nachfolger One X+ für gute Kontrastwerte sorgte. Auf den ersten Blick ist, bis auf die Größe, kein Unterschied zum Bildschirm des One X+ erkennbar. Die Farben sind gut, im Vergleich zur AMOLED-Technologie jedoch etwas blass. Eine etwas höhere Auflösung hätte dem One SV zwar gut getan, es ist aber kaum Stufenbildung erkennbar, vor allem Schriften sind trotz der relativ niedrigen Pixeldichte von 217 ppi dennoch sehr gut und angenehm lesbar.

Überraschenderweise müssen trotz Super-LCD2-Technologie Abstriche bei der Helligkeit hingenommen werden. Dadurch gestaltet es sich bei starker Sonneneinstrahlung relativ schwierig, den Bildschirm schnell ablesen zu können. Dieses Manko macht HTC jedoch in puncto Winkelabhängigkeit wieder wett. Aus nahezu jedem Winkel ist der Bildschirm klar und ohne Farbverfälschungen ablesbar. Der Bildschirm wird mit der Hilfe von Corning Gorilla Glass 2 vor Kratzern geschützt, leider kann das jedoch auch nicht die starke Spiegelung verhindern. Das fällt vor allem bei dunklem Hintergrund auf - der Bildschirm verkommt hier zeitweise zu einem Schminkspiegel-Ersatz.

Flotte Kamera mit magerer Auflösung
Die 5 Megapixel-Kamera des One SV ist erwartungsgemäß keine Revolution. Dennoch liegt das Niveau der Kamera dank ImageSense-Technologie deutlich höher als das der Einsteigermodelle Desire X oder One V. Das für schlechte Bildverhältnisse übliche Bildrauschen lässt sich aber auch hier nicht vermeiden, durch die niedrige Auflösung fällt es außerdem deutlich stärker auf. Daran kann auch das 28mm Weitwinkel-Objektiv mit einer Lichstärke von f2.0 nichts ändern.

HTC hat der Kamera-App ein umfangreiches Paket an Zusatzfunktionen verpasst, die durchaus ihre Daseinsberechtigung haben und nicht nur als nette Spielerei durchgehen. So stehen neben vielen Software-Filtern auch sehr umfangreiche Einstellmöglichkeiten bereit. Mit VideoPic lässt sich während der Videoaufnahme ein Foto schießen und auch die Serienaufnahme ist ebenso schnell wie von den anderen Modellen der One-Serie gewohnt. Laut HTC sind bis zu 60 Bilder in Serie bei vier Bildern pro Sekunde möglich. Dank fünf-stufigem Blitz besteht auch bei schlechten Lichtverhältnissen durchaus die Chance auf ein ordentliches Ergebnis, hohe Ansprüche sollte man dennoch nicht an die Smartphone-Kamera stellen. Dank schnellem Autofokus und Serienbildfunktion eignet sie sich aber perfekt für schnelle Aufnahmen an sonnigen Tagen im Freien.

Update mit Akkulaufzeit
Vor wenigen Wochen hat das One SV ein Update auf die Android-Version 4.1.2 erhalten. Damit haben neben Google Now auch viele kleine Performance-Verbesserungen Einzug gehalten. Die größte Veränderung ist aber wohl die HTC-eigene Sense-Oberfläche in der Version 4+, die viele Detailverbesserungen sowie eine sehr umfangreiche Kamera-App mitliefert. Im Vergleich zum aktuellen Flaggschiff, dem HTC One, fehlen jedoch die aus Sense 5 bekannten Funktionen, wie der Blinkfeed sowie der neue Lockscreen.

Wie auch bei allen anderen aktuellen HTC-Modellen darf Beats Audio nicht fehlen, dessen Nutzen nach wie vor fragwürdig erscheint. Der Audio-Filter soll den Klang verbessern, sorgt aber nur für etwas kräftigere Bässe, ansonsten ist kein Unterschied hörbar. Durch das Update machte sich neben einigen kleinen Geschwindigkeitsanpassungen auch eine deutliche Verbesserung der Akkulaufzeit bemerkbar. Auch häufige Netzwechsel machten dem Gerät kaum zu schaffen, das One SV überstand ohne Probleme einen vollen Tag bei durchschnittlicher Nutzung. Durch das Update ist unter anderem ein Energiesparmodus hinzugekommen, der die Laufzeit nochmals verlängert.

Sofort-Wiedergabe von Videos
Das LTE-Netz in Österreich ist immer noch sehr schwach ausgebaut, vor allem außerhalb von Ballungsräumen sucht man vergeblich nach LTE-Empfang. Doch insbesondere in Wien waren in den letzten Monaten starke Verbesserungen spür- und messbar. Auch am Stadtrand gibt es nun zunehmend Empfang und dabei Downloadgeschwindigkeiten von 50 MBit/s und mehr. Der Rekordwert im Rahmen der Tests lag bei 63,02 MBit/s im Download sowie 36,91 MBit/s im Upload im A1 Netz. Das ist zwar weiterhin weit von den angegebenen Werten von 100 MBit/s im Download sowie 50 MBit/s beim Upload entfernt, dennoch eine deutliche Verbesserung im Vergleich zu HSPA+ (42 MBit/s Download, 5 MBit/s Upload).

Der Wert schwankte jedoch recht stark, vor allem in Gebäuden war der LTE-Empfang meist nur sehr schwach und lieferte dementsprechend niedrige Werte. Je nach Nähe zum nächsten LTE-fähigen Funkmasten lagen diese zwischen 10 und 30 MBit/s. Das war vor allem beim Laden von YouTube-Videos oder Webstreams von Vorteil. Nahezu ohne Verzögerung wurde das Video in hoher Qualität wiedergegeben - ein Luxus, an dem man sich gewöhnen könnte. Auch der Fallback-Modus, der noch beim HTC Velocity massive Schwierigkeiten bereitete (

) wurde im HTC One SV deutlich besser integriert. So werden Downloads, die im 4G-Netz gestartet wurden, auch bei Telefonanrufen, die über das 3G-Netz laufen, nicht mehr abgebrochen. Der Energiebedarf des One SV ist auch mit LTE-Verbindung nahezu ident zum 3G-Modus, daher ließ sich auch in der Laufzeit kein Unterschied feststellen.

Fazit
Das One SV ist ein grundsolides Smartphone, das dank LTE-Modul durchaus Reserven für die Zukunft hat. In puncto Hardware hat HTC allerdings zu Schonkost gegriffen, ein Dual Core-Prozessor wird zwar für die kommende Android-Generation ausreichen, für 300 Euro bekommt man allerdings bereits jetzt deutlich leistungsfähigere Geräte, beispielsweise das

oder das
. Des weiteren gibt es für rund 400 Euro bereits die LTE-Variante des Samsung Galaxy S3.

Letztendlich bleibt die Frage, ob man bereits jetzt auf den LTE-Zug aufspringen möchte oder der Technologie dann doch noch ein wenig Zeit gibt. Die Versteigerung der ausstehenden LTE-Frequenzen wird ohnedies nicht vor Herbst erfolgen. Wenn dann auch der Ausbau im ländlichen Bereich beginnt, wird LTE deutlich attraktiver. Wer jedoch bereits jetzt auf hohe Download-Geschwindigkeiten angewiesen ist und öfter auf Reisen ist, darf durchaus einen Blick auf das HTC One SV werfen, allerdings dürfte HTC schon bald Konkurrenz auf dem LTE-Billigsegment bekommen. LG hat mit der F-Serie bereits vor einigen Monaten günstige LTE-Smartphones vorgestellt, die noch im zweiten Quartal 2013 auf den Markt kommen sollen.

Die LTE-Variante des One SV ist derzeit in Österreich nicht im Fachhandel erhältlich, in Deutschland ist sie zum Straßenpreis von knapp 300 Euro verfügbar. A1 bietet als einziger Mobilfunker das One SV LTE mit entsprechenden LTE-Tarifen ab 0 Euro an.

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Modell:
HTC One SV
Display:
4,3 Zoll Super LCD 2-Bildschirm - 800 x 480 Pixel (WVGA, 5:3, 217 ppi, Corning Gorilla Glass 2)
Prozessor:
1,2 GHz Dualcore (Qualcomm Snapdragon S4, MSM8960)
RAM:
1 GB
Speicher:
8 GB intern, über microSD-Kartenslot um bis zu 32 GB erweiterbar
Betriebssystem:
Android 4.1.2
Anschlüsse/Extras:
Micro-USB, 3,5mm Klinke, WLAN (a/b/g/n), Bluetooth 4.0, LTE Cat3 (bis zu 100 MBit/s), Notification-LED
Akku:
1.800 mAh
Kamera:
5 Megapixel mit LED-Blitz (Hauptkamera), 1,6 Megapixel (Frontkamera)
Videos:
Aufnahme in 1080p bei 30 fps möglich
Maße:
128 x 66,9 x 9,2 mm, 122 Gramm
Preis:
429 Euro UVP (Straßenpreis: ab 300 Euro, bei A1 und Drei im Vertrag ab 0 Euro erhältlich)

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Michael Leitner

derfleck

Liebt Technik, die Möglichkeiten für mehr bietet - von Android bis zur Z-Achse des 3D-Druckers. Begeistert sich aber auch für Windows Phone, iOS, BlackBerry und Co. Immer auf der Suche nach "the next big thing". Lieblingsthemen: 3D-Druck, Programmieren, Smartphones, Tablets, Open Hardware, Videospiele

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