© Gregor Gruber

MWC

Huawei P10 im Kurztest: An der Oberfläche makellos

Jahrelang stand Marktführer Samsung auf dem Mobile World Congress im Mittelpunkt. Doch dieses Jahr ist es Herausforderer Huawei gelungen, dem südkoreanischen Konzern den Platz im Rampenlicht zu stehlen. Huawei nutzte die Abwesenheit des S8, um sein neues Flaggschiff P10 zu präsentieren. Technisch kann das bereits im Vorfeld offengelegte Smartphone wenig Neues bieten, dennoch war der Andrang groß. 1400 Menschen hatten in der Halle Platz, hunderte Journalisten mussten draußen bleiben.

Doch was steckt hinter dem vermeintlichen S8-Herausforderer? Ein ernstzunehmende Alternative oder nur ein günstiger Klon der Konkurrenz? Die futurezone konnte das P10 bereits ausprobieren.

Schlanker und hochwertiger

Während das P9 noch auf eine vorsichtige Weiterentwicklung des Designs setzte, geht Huawei beim P10 deutlich radikaler vor. Ein stark abgerundeter Rahmen lässt das Smartphone kleiner als den Vorgänger erscheinen - und das, obwohl die Smartphones nahezu über die selben Maße verfügen (145,3 mal 69,3 mal 7 Millimeter). Auch das Gewicht des Aluminium-Smartphones (145 Gramm) vermittelt einen wertigen Eindruck.

Den wohl größten Sprung nach vorne hat man aber bei der Verarbeitung gemacht. Obwohl das P9 bereits einen guten Eindruck hinterließ, liegt man nun mit dem P10 auf Augenhöhe mit Apple und Samsung. Im Kurztest ließen sich keinerlei Spaltmaße erkennen, der Übergang zwischen Gehäuse und Display ist nahtlos. Das Handling hat sich durch das runde Design ebenfalls verbessert, das Smartphone ließ sich problemlos mit einer Hand bedienen.

Jagd auf Fingerabdruck

Das von uns getestete Gerät in der Farbe „Graphite Black“ soll auf eine „sandgestrahlte Optik“ setzen und bietet guten Halt. Allerdings erwies sich die Oberfläche auch als Fingerabdruck-Magnet - hier sollen die mit dem „Hyper Diamond Cut“-behandelten Modelle in Gold und Blau einen Vorteil haben. Der Fingerabdruck-Sensor wurde nach vorne verlagert. Eine gute Idee, denn der Sensor ist recht präzise. Beim Mate 9 wurde der Bildschirm oftmals unabsichtlich entsperrt, wenn man das Smartphone in die Hosentasche steckte.

Apropos Mate 9: Das P10 ist technisch nahezu ident mit dem im Oktober präsentierten Phablet. Ein HiSilicon Kirin 960 Quadcore-SoC, vier Gigabyte Arbeitsspeicher, 64 Gigabyte Speicher sowie ein Full-HD-Bildschirm wurden verbaut. Da dieser allerdings lediglich 5,1 Zoll misst, wirkt er etwas hochauflösender. Das IPS-Panel macht einen guten Eindruck, im direkten Vergleich wirken die Farben etwas kräftiger als beim Mate 9. Die Helligkeit kann ebenfalls überzeugen - an sonnigen Tagen dürfte man trotz spiegelndem Bildschirm den Inhalt stets gut lesen können.

Da die technische Ausstattung ident ist, konnten auch keinerlei Unterschiede bei der Performance festgestellt werden. Huaweis Android-Oberfläche EMUI ließ sich ohne Ruckler bedienen und auch die vorinstallierten Apps konnten ohne spürbare Verzögerung geöffnet werden.

Flotte Kamera

Das Dual-Kamera-Setup ist ebenfalls „baugleich“ mit jenem des Mate 9: Zwei Kamerasensoren, einer nimmt Monochrom (20 Megapixel), der andere in Farbe (12 Megapixel) auf. Zudem bleiben Lichtstärke (f/2.2), Dual-LED-Blitz und optischer Bildstabilisator erhalten. Die Leistung zeigte sich im Kurztest dennoch minimal verbessert, vor allem beim Auslösen. Das dürfte aber wohl auch auf Softwareverbesserungen durch EMUI 5.1 zurückzuführen sein. Diese liefert nun auch einen Porträt-Modus mit, der die Aufnahme von Porträts erleichtern soll.

Ebenfalls neu: Huawei verspricht, dass ein neuer Treiber die Erkennung von Toucheingaben verbessern soll. Beim P10 zeigten sich im Vergleich zum Mate 9 tatsächlich leichte Verbesserungen, Eingaben wurden deutlich rascher und mit weniger Fehlern erkannt als beim Phablet.

Es ist erstaunlich, welch große Fortschritte Huawei in den vergangenen zwei Jahren gemacht hat. Der Konzern hat sich von der günstigen Alternative zum ernstzunehmenden Herausforderer von Apple und Samsung entwickelt. Das P10 ist, zumindest oberflächlich betrachtet, der beste Beweis dafür.

Das Smartphone lässt sich ähnlich gut bedienen wie das iPhone 7 und ist gleich gut verarbeitet. Zudem zeigte es beim Kurztest keinerlei erkennbaren Schwächen. Die Pflicht ist somit erledigt, der erste Eindruck passt. Die Kür erfolgt nun hoffentlich im Alltagstest, in dem das S7 und iPhone 7 nach wie vor hohe Maßstäbe gesetzt haben. Der vollständige Test wird bald auf der futurezone folgen.

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Michael Leitner

derfleck

Liebt Technik, die Möglichkeiten für mehr bietet - von Android bis zur Z-Achse des 3D-Druckers. Begeistert sich aber auch für Windows Phone, iOS, BlackBerry und Co. Immer auf der Suche nach "the next big thing". Lieblingsthemen: 3D-Druck, Programmieren, Smartphones, Tablets, Open Hardware, Videospiele

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