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Smartphone

LG Optimus L7 im Test: Edel, aber lahm

Nach den Produktankündigungen im Frühjahr auf diversen Mobilfunk-Messen, kommen nun nach und nach greifbare Geräte in den Handel. Nachdem Hersteller wie Samsung, HTC und Sony ihre Spitzenmodelle präsentiert haben, folgen die Einsteiger- und Mittelklassegeräte. Den Anfang macht das LG Optimus L7, das seit Anfang Mai bei dem Mobilfunker Drei erhältlich ist. Das Mittelklasse-Smartphone überzeugt durch seine Optik und erinnert stark an das, ebenfalls von LG produzierte,

- auch wenn es die Qualität des großen Bruders nicht wirklich erreichen kann.

Optik
Das Design des Optimus L7 ist definitiv sein größter Pluspunkt. Es wirkt edel und robust zugleich und liegt gut in der Hand. Einzig der Power-Knopf rechts oben ist etwas schwer zu erreichen, wenn das Smartphone nur mit einer Hand bedient wird. Das L7, so schön es auf den ersten Blick auch sein mag, verliert aber einen Großteil seines "Luxus-Faktors", wenn man es tatsächlich in die Hand nimmt. Denn das Gehäuse besteht lediglich aus Kunststoff und greift sich dadurch etwas billig an. Darüber kann auch nicht die texturierte Rückseite hinwegtäuschen, durch die das L7 sehr gut in der Hand liegt.

Ansonsten hat man aber bei der Optik für ein Smartphone dieser Preisklasse alles richtig gemacht. Das Smartphone besitzt keinerlei scharfe Kanten und ist trotz seiner Barrenform hübsch anzusehen. Bei ausgeschaltetem Display ist außer dem LG-Logo, der Frontkamera sowie dem Menü-Knopf nichts zu sehen. Mit diesem kann das Smartphone auch aus dem Ruhezustand aufgeweckt werden. Die beiden Soft-Keys, die rechts und links neben dem Menü-Knopf platziert sind, werden nur eingeblendet wenn das Display aktiv ist. Die Rückseite ist ebenso schlicht gehalten, lediglich die Kamera mit LED-Blitz, das LG-Logo sowie die Lautsprecheröffnung sind dort zu sehen. Mit 8,7 Millimetern ist das L7 relativ dünn, wirkt durch seine Formgebung aber dennoch größer und massiver als andere Smartphones mit der selben Bildschirmgröße.

Display
Das Display des L7 ist eine zwiespältige Angelegenheit. Denn obwohl das 4,3 Zoll große IPS-LCD-Display, das mit der hauseigenen NOVA-Technologie ausgestattet ist, eine gute Helligkeit bietet, ist es bei starker Sonneneinstrahlung schwer zu erkennen. Das liegt vor allem an der stark spiegelnden Oberfläche des Displays. Aber auch so schafft es das Display kaum zu überzeugen. Die Farben sind relativ blass im Vergleich zu Super-LCD2- oder Super-AMOLED-Displays. Einzig das Weiß kann dank der hohen Helligkeit überzeugen und lässt keinen wirklichen Farbstich erkennen. Schrift und Grafiken wirken auf den ersten Blick scharf, bei näherer Betrachtung (weniger als 30 Zentimeter Abstand) ist dann aber doch eine leichte Stufenbildung erkennbar. Das ist vermutlich auf die für die Bildschirmgröße geringe Auflösung von 480 x 800 Pixel zurückzuführen.

Hardware
Die Ausstattung des Optimus L7 ist wohl dessen Hauptproblem. Denn innerhalb des 122 Gramm schweren Smartphones werkelt lediglich ein Snapdragon S1 Singlecore-Prozessor von Qualcomm - das selbe Modell, das auch im Nokia Lumia 610 zum Einsatz kommt. In Kombination mit den 512 MB RAM lässt das ansonsten flüssige Ice-Cream-Sandwich-Erlebnis zur Tortur werden. Multitasking ist nahezu undenkbar, selbst das Navigieren auf dem Homescreen ist bei mehreren CPU-lastigen Apps eine schwierige Angelegenheit. Auch wenn das LG Optimus L7 eines der derzeit günstigsten Smartphones mit 4,3 Zoll-Bildschirm ist - hier hätte man durchaus auf modernere Hardware setzen können.

Ungewöhnlich für ein Smartphone dieser Preisklasse: NFC ist mit an Bord. Der Chip findet sich im Gehäusedeckel wieder. Der Nutzen der Technologie ist derzeit aber noch begrenzt, an einigen Stellen in Österreich wird sie allerdings bereits zum Bezahlen verwendet. Über NFC-Tags lassen sich, wie bei Sonys Xperia-Serie, verschiedene Konfigurationen für das Smartphone speichern. So soll das Smartphone beispielsweise ohne manuelles Umstellen lautlos geschaltet werden oder andere Einstellungen des Android-Betriebssystems verändert werden.

Der Rest der Ausstattung hält keine wirklichen Überraschungen bereit. Neben WLAN (802.11 b/g/n) und Bluetooth 3.0 besteht noch die Möglichkeit, einen HDMI Anschluss per MHL-Adapter nachzurüsten. Grundsätzlich sind 4 Gigabyte Speicher verbaut, von denen allerdings nur 2,5 Gigabyte verwendbar sind. Über microSD lässt sich dieser auf bis zu 32 Gigabyte erweitern.

In puncto Akkuleistung hat sich LG aber keinen Fehler geleistet. Der 1.700 mAh starke Akku reicht für bis zu zwei Tage moderate Nutzung ohne neuerliches Aufladen. Nach eigenen Angaben soll das L7 im UMTS-Netz bis zu 350 Minuten Sprechzeit bieten. Die 5-Megapixel-Kamera ist durchschnittlich, aufgrund der mageren CPU-Leistung benötigt aber der Autofokus und der Auslöser etwas länger. Videoaufnahme ist, sowohl bei der Rück- als auch der Frontkamera, nur in VGA-Qualität möglich und bietet dementsprechend ernüchternde Ergebnisse.

Software
Als Betriebssystem kommt Ice Cream Sandwich, die neueste Version des Smartphone-Betriebssystems Android, zum Einsatz. Das L7 ist allerdings dermaßen schlecht ausgestattet, dass man hier wohl besser bei der Vorgänger-Version Gingerbread geblieben wäre. Die Oberfläche des Betriebssystems wurde nur minimal verändert, wirkliche Verbesserungen oder zusätzliche Funktionen sucht man vergeblich. Möglicherweise hätte eine "nackte" Android-Version von Google einen leichten Performance-Schub gebracht, denn das Navigieren zwischen den Homescreens ist selbst bei nicht aktiven Apps etwas träge und geht nur mit einer leichten Verzögerung von Statten. LG eigene Widgets und Apps sucht man vergeblich, lediglich für die NFC-Funktion und den DLNA-Dienst SmartShare wurden dem L7 eigene Apps spendiert.

Fazit
Auch wenn das LG Optimus L7 auf den ersten Blick unheimlich edel wirkt, so ist die aktuelle Android-Version Ice Cream Sandwich auf dieser veralteten Hardware eine Katastrophe. Bereits HTC musste beim One V Einschränkungen bei den Funktionen des Smartphone-Betriebssystems machen, schaffte dabei aber den Spagat deutlich besser als LG mit dem Optimus L7. Wären da nicht die Performanceprobleme, hätte das LG Optimus L7 eine interessante und hübsche Variante für den Smartphone-Einstieg sein können. In der derzeitigen Form ist es allerdings kaum verwendbar und somit keine wirkliche Kaufempfehlung.

Alternativen
Die schönste Alternative liefert LG selbst mit dem Prada Phone. Allerdings liegt das mit knapp 350 Euro deutlich über dem aktuellen Straßenpreis des Optimus L7, das derzeit mit nur knapp 250 Euro zu Buche schlägt. Wie auch beim One S ist die beste Alternative nach wie vor das

, das deutlich schneller ist, allerdings auf Windows Phone 7.5 setzt und mit 3,7 Zoll einen kleineren Bildschirm hat. Fans von Android-Smartphones dürfen das gut ausgestattete
ins Auge fassen.

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Modell:
LG Optimus L7
Display:
4,3 Zoll IPS LCD Display (NOVA) mit 480 x 800 Pixel
Prozessor:
1 GHz Single Core (Snapdragon S1)
RAM:
512 MB
Speicher:
4GB (2,5GB verwendbar), MicroSD-Slot (bis zu 32 GB)
Betriebssystem:
Android 4.0.3
Anschlüsse/Extras:
Micro-USB, 3,5mm Klinke, WLAN (b/g/n), Bluetooth 3.0, NFC, HDMI (per MHL-Adapter)
Kamera:
5MP Rückseite, VGA Front
Videos:
VGA Front-/Rückkamera
Maße:
125.5 x 67.0 x 8.7 mm, 122 Gramm
Preis:
299 Euro UVP in schwarz oder weiß

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Michael Leitner

derfleck

Liebt Technik, die Möglichkeiten für mehr bietet - von Android bis zur Z-Achse des 3D-Druckers. Begeistert sich aber auch für Windows Phone, iOS, BlackBerry und Co. Immer auf der Suche nach "the next big thing". Lieblingsthemen: 3D-Druck, Programmieren, Smartphones, Tablets, Open Hardware, Videospiele

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